Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 1. Hamburg, 1826.Auf den Stufen, wo die Gläub'gen Das Prophetenwort gesungen, Zeigen jetzt die Glatzenpfäfflein Ihrer Messe fades Wunder. Und das ist ein Drehn und Winden Vor den buntbemalten Puppen, Und das blöckt und dampft und klingelt, Und die dummen Kerzen funkeln. In dem Dome zu Corduva Steht Almansor ben Abdullah, All die Säulen still betrachtend, Und die stillen Worte murmelnd: "O, Ihr Säulen, stark und riesig, Einst geschmückt zu Allahs Ruhme, Jetzo müßt Ihr dienend huld'gen Dem verhaßten Christenthume! "Ihr bequemt Euch in die Zeiten,
Und Ihr tragt die Last geduldig; -- Ey, da muß ja wohl der Schwäch're Noch viel leichter sich beruh'gen." Auf den Stufen, wo die Glaͤub'gen Das Prophetenwort geſungen, Zeigen jetzt die Glatzenpfaͤfflein Ihrer Meſſe fades Wunder. Und das iſt ein Drehn und Winden Vor den buntbemalten Puppen, Und das bloͤckt und dampft und klingelt, Und die dummen Kerzen funkeln. In dem Dome zu Corduva Steht Almanſor ben Abdullah, All die Saͤulen ſtill betrachtend, Und die ſtillen Worte murmelnd: “O, Ihr Saͤulen, ſtark und rieſig, Einſt geſchmuͤckt zu Allahs Ruhme, Jetzo muͤßt Ihr dienend huld'gen Dem verhaßten Chriſtenthume! “Ihr bequemt Euch in die Zeiten,
Und Ihr tragt die Laſt geduldig; — Ey, da muß ja wohl der Schwaͤch're Noch viel leichter ſich beruh'gen.” <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="poem" n="2"> <lg> <lg type="poem"> <pb facs="#f0110" n="98"/> <lg n="5"> <l>Auf den Stufen, wo die Glaͤub'gen</l><lb/> <l>Das Prophetenwort geſungen,</l><lb/> <l>Zeigen jetzt die Glatzenpfaͤfflein</l><lb/> <l>Ihrer Meſſe fades Wunder.</l><lb/> </lg> <lg n="6"> <l>Und das iſt ein Drehn und Winden</l><lb/> <l>Vor den buntbemalten Puppen,</l><lb/> <l>Und das bloͤckt und dampft und klingelt,</l><lb/> <l>Und die dummen Kerzen funkeln.</l><lb/> </lg> <lg n="7"> <l>In dem Dome zu Corduva</l><lb/> <l>Steht Almanſor ben Abdullah,</l><lb/> <l>All die Saͤulen ſtill betrachtend,</l><lb/> <l>Und die ſtillen Worte murmelnd:</l><lb/> </lg> <lg n="8"> <l>“O, Ihr Saͤulen, ſtark und rieſig,</l><lb/> <l>Einſt geſchmuͤckt zu Allahs Ruhme,</l><lb/> <l>Jetzo muͤßt Ihr dienend huld'gen</l><lb/> <l>Dem verhaßten Chriſtenthume!</l><lb/> </lg> <lg n="9"> <l>“Ihr bequemt Euch in die Zeiten,</l><lb/> <l>Und Ihr tragt die Laſt geduldig; —</l><lb/> <l>Ey, da muß ja wohl der Schwaͤch're</l><lb/> <l>Noch viel leichter ſich beruh'gen.”</l><lb/> </lg> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [98/0110]
Auf den Stufen, wo die Glaͤub'gen
Das Prophetenwort geſungen,
Zeigen jetzt die Glatzenpfaͤfflein
Ihrer Meſſe fades Wunder.
Und das iſt ein Drehn und Winden
Vor den buntbemalten Puppen,
Und das bloͤckt und dampft und klingelt,
Und die dummen Kerzen funkeln.
In dem Dome zu Corduva
Steht Almanſor ben Abdullah,
All die Saͤulen ſtill betrachtend,
Und die ſtillen Worte murmelnd:
“O, Ihr Saͤulen, ſtark und rieſig,
Einſt geſchmuͤckt zu Allahs Ruhme,
Jetzo muͤßt Ihr dienend huld'gen
Dem verhaßten Chriſtenthume!
“Ihr bequemt Euch in die Zeiten,
Und Ihr tragt die Laſt geduldig; —
Ey, da muß ja wohl der Schwaͤch're
Noch viel leichter ſich beruh'gen.”
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