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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 1. Hamburg, 1826.

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sende" genauer nachzulesen ist. Ehe ich die Land¬
straße einschlug, bestieg ich die Trümmer der uralten
Osteroder Burg. Sie bestehen nur noch aus der
Hälfte eines großen, dickmaurigen, wie von Krebs¬
schäden angefressenen Thurms. Der Weg nach
Clausthal führte mich wieder bergauf, und von ei¬
ner der ersten Höhen schaute ich nochmals hinab in
das Thal, wo Osterode mit seinen rothen Dächern
aus den grünen Tannenwäldern hervor guckt, wie
eine Moosrose. Die Sonne gab eine gar liebe,
kindliche Beleuchtung. Von der erhaltenen Thurm¬
hälfte erblickt man hier die imponirende Rückseite.
Es liegen noch viele andre Burgruinen in die¬
ser Gegend. Der Hardenberg bey Nörten ist die
schönste. Wenn man auch, wie es sich gebührt,
das Herz auf der linken Seite hat, auf der libe¬
ralen, so kann man sich doch nicht aller elegischen
Gefühle erwehren, bey'm Anblick der Felsennester
jener privilegirten Raubvögel, die auf ihre schwäch¬
liche Nachbrut bloß den starken Appetit vererbten.
Und so ging es auch mir diesen Morgen. Mein

ſende” genauer nachzuleſen iſt. Ehe ich die Land¬
ſtraße einſchlug, beſtieg ich die Truͤmmer der uralten
Oſteroder Burg. Sie beſtehen nur noch aus der
Haͤlfte eines großen, dickmaurigen, wie von Krebs¬
ſchaͤden angefreſſenen Thurms. Der Weg nach
Clausthal fuͤhrte mich wieder bergauf, und von ei¬
ner der erſten Hoͤhen ſchaute ich nochmals hinab in
das Thal, wo Oſterode mit ſeinen rothen Daͤchern
aus den gruͤnen Tannenwaͤldern hervor guckt, wie
eine Moosroſe. Die Sonne gab eine gar liebe,
kindliche Beleuchtung. Von der erhaltenen Thurm¬
haͤlfte erblickt man hier die imponirende Ruͤckſeite.
Es liegen noch viele andre Burgruinen in die¬
ſer Gegend. Der Hardenberg bey Noͤrten iſt die
ſchoͤnſte. Wenn man auch, wie es ſich gebuͤhrt,
das Herz auf der linken Seite hat, auf der libe¬
ralen, ſo kann man ſich doch nicht aller elegiſchen
Gefuͤhle erwehren, bey'm Anblick der Felſenneſter
jener privilegirten Raubvoͤgel, die auf ihre ſchwaͤch¬
liche Nachbrut bloß den ſtarken Appetit vererbten.
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[132/0144] ſende” genauer nachzuleſen iſt. Ehe ich die Land¬ ſtraße einſchlug, beſtieg ich die Truͤmmer der uralten Oſteroder Burg. Sie beſtehen nur noch aus der Haͤlfte eines großen, dickmaurigen, wie von Krebs¬ ſchaͤden angefreſſenen Thurms. Der Weg nach Clausthal fuͤhrte mich wieder bergauf, und von ei¬ ner der erſten Hoͤhen ſchaute ich nochmals hinab in das Thal, wo Oſterode mit ſeinen rothen Daͤchern aus den gruͤnen Tannenwaͤldern hervor guckt, wie eine Moosroſe. Die Sonne gab eine gar liebe, kindliche Beleuchtung. Von der erhaltenen Thurm¬ haͤlfte erblickt man hier die imponirende Ruͤckſeite. Es liegen noch viele andre Burgruinen in die¬ ſer Gegend. Der Hardenberg bey Noͤrten iſt die ſchoͤnſte. Wenn man auch, wie es ſich gebuͤhrt, das Herz auf der linken Seite hat, auf der libe¬ ralen, ſo kann man ſich doch nicht aller elegiſchen Gefuͤhle erwehren, bey'm Anblick der Felſenneſter jener privilegirten Raubvoͤgel, die auf ihre ſchwaͤch¬ liche Nachbrut bloß den ſtarken Appetit vererbten. Und ſo ging es auch mir dieſen Morgen. Mein

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 1. Hamburg, 1826, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder01_1826/144>, abgerufen am 11.12.2024.