rothbäckig, blauäugig und flachshaarig, jubelten und jauchzten, und weckten in mir die wehmüthig heitere Erinnerung, wie ich einst selbst, als ein kleines Bübchen, in einer dumpfkatholischen Klo¬ sterschule zu Düsseldorf den ganzen lieben Vormit¬ tag von der hölzernen Bank nicht aufstehen durfte, und so viel Latein, Prügel und Geographie aus¬ stehen mußte, und dann ebenfalls unmäßig jauchzte und jubelte, wenn die alte Franziskanerglocke end¬ lich zwölf schlug. Die Kinder sahen an meinem Ranzen, daß ich ein Fremder sey, und grüßten mich recht gastfreundlich. Einer der Knaben er¬ zählte mir, sie hätten eben Religions-Unterricht ge¬ habt, und er zeigte mir den Königl. Hannöv. Ka¬ techismus, nach welchem man ihnen das Christen¬ thum abfragt. Dieses Büchlein war sehr schlecht gedruckt, und ich fürchte, die Glaubenslehren ma¬ chen dadurch schon gleich einen unerfreulichen Ein¬ druck auf die Gemüther der Kinder; wie es mir denn auch erschrecklich mißfiel, daß das Ein-mal- Eins, welches doch mit der heiligen Dreyheitslehre
rothbaͤckig, blauaͤugig und flachshaarig, jubelten und jauchzten, und weckten in mir die wehmuͤthig heitere Erinnerung, wie ich einſt ſelbſt, als ein kleines Buͤbchen, in einer dumpfkatholiſchen Klo¬ ſterſchule zu Duͤſſeldorf den ganzen lieben Vormit¬ tag von der hoͤlzernen Bank nicht aufſtehen durfte, und ſo viel Latein, Pruͤgel und Geographie aus¬ ſtehen mußte, und dann ebenfalls unmaͤßig jauchzte und jubelte, wenn die alte Franziskanerglocke end¬ lich zwoͤlf ſchlug. Die Kinder ſahen an meinem Ranzen, daß ich ein Fremder ſey, und gruͤßten mich recht gaſtfreundlich. Einer der Knaben er¬ zaͤhlte mir, ſie haͤtten eben Religions-Unterricht ge¬ habt, und er zeigte mir den Koͤnigl. Hannoͤv. Ka¬ techismus, nach welchem man ihnen das Chriſten¬ thum abfragt. Dieſes Buͤchlein war ſehr ſchlecht gedruckt, und ich fuͤrchte, die Glaubenslehren ma¬ chen dadurch ſchon gleich einen unerfreulichen Ein¬ druck auf die Gemuͤther der Kinder; wie es mir denn auch erſchrecklich mißfiel, daß das Ein-mal- Eins, welches doch mit der heiligen Dreyheitslehre
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rothbaͤckig, blauaͤugig und flachshaarig, jubelten
und jauchzten, und weckten in mir die wehmuͤthig
heitere Erinnerung, wie ich einſt ſelbſt, als ein
kleines Buͤbchen, in einer dumpfkatholiſchen Klo¬
ſterſchule zu Duͤſſeldorf den ganzen lieben Vormit¬
tag von der hoͤlzernen Bank nicht aufſtehen durfte,
und ſo viel Latein, Pruͤgel und Geographie aus¬
ſtehen mußte, und dann ebenfalls unmaͤßig jauchzte
und jubelte, wenn die alte Franziskanerglocke end¬
lich zwoͤlf ſchlug. Die Kinder ſahen an meinem
Ranzen, daß ich ein Fremder ſey, und gruͤßten
mich recht gaſtfreundlich. Einer der Knaben er¬
zaͤhlte mir, ſie haͤtten eben Religions-Unterricht ge¬
habt, und er zeigte mir den Koͤnigl. Hannoͤv. Ka¬
techismus, nach welchem man ihnen das Chriſten¬
thum abfragt. Dieſes Buͤchlein war ſehr ſchlecht
gedruckt, und ich fuͤrchte, die Glaubenslehren ma¬
chen dadurch ſchon gleich einen unerfreulichen Ein¬
druck auf die Gemuͤther der Kinder; wie es mir
denn auch erſchrecklich mißfiel, daß das Ein-mal-
Eins, welches doch mit der heiligen Dreyheitslehre
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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 1. Hamburg, 1826, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder01_1826/152>, abgerufen am 04.12.2024.
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