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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 1. Hamburg, 1826.

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Schwänze haben. -- Nach Tische machte ich mich
auf den Weg, die Gruben, die Silberhütten und
die Münze zu besuchen.

In den Silberhütten habe ich, wie oft im Le¬
ben, den Silberblick verfehlt. In der Münze traf
ich es schon besser, und konnte zusehen, wie das
Geld gemacht wird. Freylich, weiter hab' ich es
auch nie bringen können. Ich hatte bey solcher
Gelegenheit immer das Zusehen, und ich glaube,
wenn mal die Thaler vom Himmel herunter reg¬
neten, so bekäme ich davon nur Löcher in den
Kopf, während die Kinder Israel die silberne
Manna mit lustigem Muthe einsammeln würden.
Mit einem Gefühle, worin gar komisch Ehrfurcht
und Rührung gemischt waren, betrachtete ich die
neugebornen, blanken Thaler, nahm einen, der
eben vom Prägstocke kam, in die Hand, und sprach
zu ihm: junger Thaler! welche Schicksale erwar¬
ten dich! wie viel Gutes und wie viel Böses wirst
du stiften! wie wirst du das Laster beschützen und
die Tugend flicken, wie wirst du geliebt und dann

Schwaͤnze haben. — Nach Tiſche machte ich mich
auf den Weg, die Gruben, die Silberhuͤtten und
die Muͤnze zu beſuchen.

In den Silberhuͤtten habe ich, wie oft im Le¬
ben, den Silberblick verfehlt. In der Muͤnze traf
ich es ſchon beſſer, und konnte zuſehen, wie das
Geld gemacht wird. Freylich, weiter hab' ich es
auch nie bringen koͤnnen. Ich hatte bey ſolcher
Gelegenheit immer das Zuſehen, und ich glaube,
wenn mal die Thaler vom Himmel herunter reg¬
neten, ſo bekaͤme ich davon nur Loͤcher in den
Kopf, waͤhrend die Kinder Iſrael die ſilberne
Manna mit luſtigem Muthe einſammeln wuͤrden.
Mit einem Gefuͤhle, worin gar komiſch Ehrfurcht
und Ruͤhrung gemiſcht waren, betrachtete ich die
neugebornen, blanken Thaler, nahm einen, der
eben vom Praͤgſtocke kam, in die Hand, und ſprach
zu ihm: junger Thaler! welche Schickſale erwar¬
ten dich! wie viel Gutes und wie viel Boͤſes wirſt
du ſtiften! wie wirſt du das Laſter beſchuͤtzen und
die Tugend flicken, wie wirſt du geliebt und dann

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[143/0155] Schwaͤnze haben. — Nach Tiſche machte ich mich auf den Weg, die Gruben, die Silberhuͤtten und die Muͤnze zu beſuchen. In den Silberhuͤtten habe ich, wie oft im Le¬ ben, den Silberblick verfehlt. In der Muͤnze traf ich es ſchon beſſer, und konnte zuſehen, wie das Geld gemacht wird. Freylich, weiter hab' ich es auch nie bringen koͤnnen. Ich hatte bey ſolcher Gelegenheit immer das Zuſehen, und ich glaube, wenn mal die Thaler vom Himmel herunter reg¬ neten, ſo bekaͤme ich davon nur Loͤcher in den Kopf, waͤhrend die Kinder Iſrael die ſilberne Manna mit luſtigem Muthe einſammeln wuͤrden. Mit einem Gefuͤhle, worin gar komiſch Ehrfurcht und Ruͤhrung gemiſcht waren, betrachtete ich die neugebornen, blanken Thaler, nahm einen, der eben vom Praͤgſtocke kam, in die Hand, und ſprach zu ihm: junger Thaler! welche Schickſale erwar¬ ten dich! wie viel Gutes und wie viel Boͤſes wirſt du ſtiften! wie wirſt du das Laſter beſchuͤtzen und die Tugend flicken, wie wirſt du geliebt und dann

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 1. Hamburg, 1826, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder01_1826/155>, abgerufen am 04.12.2024.