Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 1. Hamburg, 1826.Plötzlich schweigt die liebe Kleine, Wie vom eig'nen Wort erschreckt, Und sie hat mit beyden Händchen Ihre Aeugelein bedeckt. Lauter rauscht die Tanne draußen, Und das Spinnrad schnarrt und brummt, Und die Zitter klingt dazwischen, Und die alte Weise summt: "Fürcht' dich nicht, du liebes Kindchen, Vor der bösen Geister Macht; Tag und Nacht, du liebes Kindchen, Halten Englein bey dir Wacht!" II. Tannenbaum, mit grünen Fingern,
Pocht an's nied're Fensterlein, Und der Mond, der gelbe Lauscher, Wirft sein süßes Licht herein. Ploͤtzlich ſchweigt die liebe Kleine, Wie vom eig'nen Wort erſchreckt, Und ſie hat mit beyden Haͤndchen Ihre Aeugelein bedeckt. Lauter rauſcht die Tanne draußen, Und das Spinnrad ſchnarrt und brummt, Und die Zitter klingt dazwiſchen, Und die alte Weiſe ſummt: “Fuͤrcht' dich nicht, du liebes Kindchen, Vor der boͤſen Geiſter Macht; Tag und Nacht, du liebes Kindchen, Halten Englein bey dir Wacht!” II. Tannenbaum, mit gruͤnen Fingern,
Pocht an's nied're Fenſterlein, Und der Mond, der gelbe Lauſcher, Wirft ſein ſuͤßes Licht herein. <TEI> <text> <body> <div type="poem" n="1"> <lg> <pb facs="#f0196" n="184"/> <lg n="10"> <l>Ploͤtzlich ſchweigt die liebe Kleine,</l><lb/> <l>Wie vom eig'nen Wort erſchreckt,</l><lb/> <l>Und ſie hat mit beyden Haͤndchen</l><lb/> <l>Ihre Aeugelein bedeckt.</l><lb/> </lg> <lg n="11"> <l>Lauter rauſcht die Tanne draußen,</l><lb/> <l>Und das Spinnrad ſchnarrt und brummt,</l><lb/> <l>Und die Zitter klingt dazwiſchen,</l><lb/> <l>Und die alte Weiſe ſummt:</l><lb/> </lg> <lg n="12"> <l>“Fuͤrcht' dich nicht, du liebes Kindchen,</l><lb/> <l>Vor der boͤſen Geiſter Macht;</l><lb/> <l>Tag und Nacht, du liebes Kindchen,</l><lb/> <l>Halten Englein bey dir Wacht!”</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg> <head><hi rendition="#aq">II</hi>.<lb/></head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Tannenbaum, mit gruͤnen Fingern,</l><lb/> <l>Pocht an's nied're Fenſterlein,</l><lb/> <l>Und der Mond, der gelbe Lauſcher,</l><lb/> <l>Wirft ſein ſuͤßes Licht herein.</l><lb/> </lg> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [184/0196]
Ploͤtzlich ſchweigt die liebe Kleine,
Wie vom eig'nen Wort erſchreckt,
Und ſie hat mit beyden Haͤndchen
Ihre Aeugelein bedeckt.
Lauter rauſcht die Tanne draußen,
Und das Spinnrad ſchnarrt und brummt,
Und die Zitter klingt dazwiſchen,
Und die alte Weiſe ſummt:
“Fuͤrcht' dich nicht, du liebes Kindchen,
Vor der boͤſen Geiſter Macht;
Tag und Nacht, du liebes Kindchen,
Halten Englein bey dir Wacht!”
II.
Tannenbaum, mit gruͤnen Fingern,
Pocht an's nied're Fenſterlein,
Und der Mond, der gelbe Lauſcher,
Wirft ſein ſuͤßes Licht herein.
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