Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 1. Hamburg, 1826.Jetzo ist die rechte Stunde, Und es ist der rechte Ort; Staunen würdest du, mein Kindchen, Spräch' ich aus das rechte Wort. Sprech' ich jenes Wort, so dämmert Und erbebt die Mitternacht, Bach und Tannen brausen lauter, Und der alte Berg erwacht. Zitterklang und Zwergenlieder Tönen aus des Berges Spalt, Und es sprießt, wie'n toller Frühling, D'raus hervor ein Blumenwald; Blumen, kühne Wunderblumen, Blätter, breit und fabelhaft, Duftig bunt und hastig regsam, Wie gedrängt von Leidenschaft. Rosen, wild wie rothe Flammen,
Sprüh'n aus dem Gewühl hervor; Liljen, wie krystall'ne Pfeiler, Schießen himmelhoch empor. Jetzo iſt die rechte Stunde, Und es iſt der rechte Ort; Staunen wuͤrdeſt du, mein Kindchen, Spraͤch' ich aus das rechte Wort. Sprech' ich jenes Wort, ſo daͤmmert Und erbebt die Mitternacht, Bach und Tannen brauſen lauter, Und der alte Berg erwacht. Zitterklang und Zwergenlieder Toͤnen aus des Berges Spalt, Und es ſprießt, wie'n toller Fruͤhling, D'raus hervor ein Blumenwald; Blumen, kuͤhne Wunderblumen, Blaͤtter, breit und fabelhaft, Duftig bunt und haſtig regſam, Wie gedraͤngt von Leidenſchaft. Roſen, wild wie rothe Flammen,
Spruͤh'n aus dem Gewuͤhl hervor; Liljen, wie kryſtall'ne Pfeiler, Schießen himmelhoch empor. <TEI> <text> <body> <div type="poem" n="1"> <lg> <lg type="poem"> <pb facs="#f0203" n="191"/> <lg n="15"> <l>Jetzo iſt die rechte Stunde,</l><lb/> <l>Und es iſt der rechte Ort;</l><lb/> <l>Staunen wuͤrdeſt du, mein Kindchen,</l><lb/> <l>Spraͤch' ich aus das rechte Wort.</l><lb/> </lg> <lg n="16"> <l>Sprech' ich jenes Wort, ſo daͤmmert</l><lb/> <l>Und erbebt die Mitternacht,</l><lb/> <l>Bach und Tannen brauſen lauter,</l><lb/> <l>Und der alte Berg erwacht.</l><lb/> </lg> <lg n="17"> <l>Zitterklang und Zwergenlieder</l><lb/> <l>Toͤnen aus des Berges Spalt,</l><lb/> <l>Und es ſprießt, wie'n toller Fruͤhling,</l><lb/> <l>D'raus hervor ein Blumenwald;</l><lb/> </lg> <lg n="18"> <l>Blumen, kuͤhne Wunderblumen,</l><lb/> <l>Blaͤtter, breit und fabelhaft,</l><lb/> <l>Duftig bunt und haſtig regſam,</l><lb/> <l>Wie gedraͤngt von Leidenſchaft.</l><lb/> </lg> <lg n="19"> <l>Roſen, wild wie rothe Flammen,</l><lb/> <l>Spruͤh'n aus dem Gewuͤhl hervor;</l><lb/> <l>Liljen, wie kryſtall'ne Pfeiler,</l><lb/> <l>Schießen himmelhoch empor.</l><lb/> </lg> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [191/0203]
Jetzo iſt die rechte Stunde,
Und es iſt der rechte Ort;
Staunen wuͤrdeſt du, mein Kindchen,
Spraͤch' ich aus das rechte Wort.
Sprech' ich jenes Wort, ſo daͤmmert
Und erbebt die Mitternacht,
Bach und Tannen brauſen lauter,
Und der alte Berg erwacht.
Zitterklang und Zwergenlieder
Toͤnen aus des Berges Spalt,
Und es ſprießt, wie'n toller Fruͤhling,
D'raus hervor ein Blumenwald;
Blumen, kuͤhne Wunderblumen,
Blaͤtter, breit und fabelhaft,
Duftig bunt und haſtig regſam,
Wie gedraͤngt von Leidenſchaft.
Roſen, wild wie rothe Flammen,
Spruͤh'n aus dem Gewuͤhl hervor;
Liljen, wie kryſtall'ne Pfeiler,
Schießen himmelhoch empor.
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