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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 1. Hamburg, 1826.

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schlossen, und unwillkührlich äußerte sie: daß sie
von den Blumen, wenn sie noch im Garten oder
im Topfe wachsen, recht erfreut werde, daß hinge¬
gen ein leises Schmerzgefühl, traumhaft beängsti¬
gend, ihre Brust durchzittere, wenn sie eine abge¬
brochene Blume sehe -- da eine solche doch eigent¬
lich eine Leiche sey, und so eine gebrochene, zarte
Blumenleiche ihr welkes Köpfchen recht traurig herab
hängen lasse, wie ein todtes Kind. Die Dame
war fast erschrocken über den trüben Wiederschein
ihrer Bemerkung, und es war meine Pflicht,
denselben mit einigen Voltaireschen Versen zu
verscheuchen. Wie doch ein Paar französische
Worte uns gleich in die gehörige Convenienzstim¬
mung zurück versetzen können! Wir lachten,
Hände wurden geküßt, huldreich wurde gelächelt,
die Pferde wieherten und der Wagen holperte,
langsam und beschwerlich, den Berg hinunter.

Nun machten auch die Studenten Anstalt zum
Abreisen, die Ranzen wurden geschnürt, die
Rechnungen, die über alle Erwartung billig aus¬

ſchloſſen, und unwillkuͤhrlich aͤußerte ſie: daß ſie
von den Blumen, wenn ſie noch im Garten oder
im Topfe wachſen, recht erfreut werde, daß hinge¬
gen ein leiſes Schmerzgefuͤhl, traumhaft beaͤngſti¬
gend, ihre Bruſt durchzittere, wenn ſie eine abge¬
brochene Blume ſehe — da eine ſolche doch eigent¬
lich eine Leiche ſey, und ſo eine gebrochene, zarte
Blumenleiche ihr welkes Koͤpfchen recht traurig herab
haͤngen laſſe, wie ein todtes Kind. Die Dame
war faſt erſchrocken uͤber den truͤben Wiederſchein
ihrer Bemerkung, und es war meine Pflicht,
denſelben mit einigen Voltaireſchen Verſen zu
verſcheuchen. Wie doch ein Paar franzoͤſiſche
Worte uns gleich in die gehoͤrige Convenienzſtim¬
mung zuruͤck verſetzen koͤnnen! Wir lachten,
Haͤnde wurden gekuͤßt, huldreich wurde gelaͤchelt,
die Pferde wieherten und der Wagen holperte,
langſam und beſchwerlich, den Berg hinunter.

Nun machten auch die Studenten Anſtalt zum
Abreiſen, die Ranzen wurden geſchnuͤrt, die
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[239/0251] ſchloſſen, und unwillkuͤhrlich aͤußerte ſie: daß ſie von den Blumen, wenn ſie noch im Garten oder im Topfe wachſen, recht erfreut werde, daß hinge¬ gen ein leiſes Schmerzgefuͤhl, traumhaft beaͤngſti¬ gend, ihre Bruſt durchzittere, wenn ſie eine abge¬ brochene Blume ſehe — da eine ſolche doch eigent¬ lich eine Leiche ſey, und ſo eine gebrochene, zarte Blumenleiche ihr welkes Koͤpfchen recht traurig herab haͤngen laſſe, wie ein todtes Kind. Die Dame war faſt erſchrocken uͤber den truͤben Wiederſchein ihrer Bemerkung, und es war meine Pflicht, denſelben mit einigen Voltaireſchen Verſen zu verſcheuchen. Wie doch ein Paar franzoͤſiſche Worte uns gleich in die gehoͤrige Convenienzſtim¬ mung zuruͤck verſetzen koͤnnen! Wir lachten, Haͤnde wurden gekuͤßt, huldreich wurde gelaͤchelt, die Pferde wieherten und der Wagen holperte, langſam und beſchwerlich, den Berg hinunter. Nun machten auch die Studenten Anſtalt zum Abreiſen, die Ranzen wurden geſchnuͤrt, die Rechnungen, die uͤber alle Erwartung billig aus¬

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 1. Hamburg, 1826, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder01_1826/251>, abgerufen am 22.11.2024.