Dickigt drangen, hier verschwanden, dort wieder zum Vorschein kamen, bey Sumpfstellen über die quergelegten Baumstämme liefen, bey abschüssigen Tiefen an den rankenden Wurzeln kletterten, in den ergötzlichsten Tonarten empor johlten, und eben so lustige Antwort zurück erhielten von den zwitschernden Waldvögeln, von den rauschenden Tannen, von den unsichtbar plätschernden Quellen und von dem schallenden Echo. Wenn frohe Ju¬ gend und schöne Natur zusammen kommen, so freuen sie sich wechselseitig.
Je tiefer wir hinab stiegen, desto lieblicher rauschte das unterirdische Gewässer, nur hier und da, unter Gestein und Gestrippe, blinkte es hervor, und schien heimlich zu lauschen, ob es an's Licht treten dürfe, und endlich kam eine kleine Welle entschlos¬ sen hervor gesprungen. Nun zeigt sich die gewöhn¬ liche Erscheinung: ein Kühner macht den Anfang, und der große Troß der Zagenden wird plötzlich, zu seinem eigenen Erstaunen, von Muth ergriffen, und eilt, sich mit jenem Ersten zu vereinigen. Eine
16
Dickigt drangen, hier verſchwanden, dort wieder zum Vorſchein kamen, bey Sumpfſtellen uͤber die quergelegten Baumſtaͤmme liefen, bey abſchuͤſſigen Tiefen an den rankenden Wurzeln kletterten, in den ergoͤtzlichſten Tonarten empor johlten, und eben ſo luſtige Antwort zuruͤck erhielten von den zwitſchernden Waldvoͤgeln, von den rauſchenden Tannen, von den unſichtbar plaͤtſchernden Quellen und von dem ſchallenden Echo. Wenn frohe Ju¬ gend und ſchoͤne Natur zuſammen kommen, ſo freuen ſie ſich wechſelſeitig.
Je tiefer wir hinab ſtiegen, deſto lieblicher rauſchte das unterirdiſche Gewaͤſſer, nur hier und da, unter Geſtein und Geſtrippe, blinkte es hervor, und ſchien heimlich zu lauſchen, ob es an's Licht treten duͤrfe, und endlich kam eine kleine Welle entſchloſ¬ ſen hervor geſprungen. Nun zeigt ſich die gewoͤhn¬ liche Erſcheinung: ein Kuͤhner macht den Anfang, und der große Troß der Zagenden wird ploͤtzlich, zu ſeinem eigenen Erſtaunen, von Muth ergriffen, und eilt, ſich mit jenem Erſten zu vereinigen. Eine
16
<TEI><text><body><divtype="poem"n="1"><p><pbfacs="#f0253"n="241"/>
Dickigt drangen, hier verſchwanden, dort wieder<lb/>
zum Vorſchein kamen, bey Sumpfſtellen uͤber die<lb/>
quergelegten Baumſtaͤmme liefen, bey abſchuͤſſigen<lb/>
Tiefen an den rankenden Wurzeln kletterten, in<lb/>
den ergoͤtzlichſten Tonarten empor johlten, und<lb/>
eben ſo luſtige Antwort zuruͤck erhielten von den<lb/>
zwitſchernden Waldvoͤgeln, von den rauſchenden<lb/>
Tannen, von den unſichtbar plaͤtſchernden Quellen<lb/>
und von dem ſchallenden Echo. Wenn frohe Ju¬<lb/>
gend und ſchoͤne Natur zuſammen kommen, ſo<lb/>
freuen ſie ſich wechſelſeitig.</p><lb/><p>Je tiefer wir hinab ſtiegen, deſto lieblicher<lb/>
rauſchte das unterirdiſche Gewaͤſſer, nur hier und da,<lb/>
unter Geſtein und Geſtrippe, blinkte es hervor, und<lb/>ſchien heimlich zu lauſchen, ob es an's Licht treten<lb/>
duͤrfe, und endlich kam eine kleine Welle entſchloſ¬<lb/>ſen hervor geſprungen. Nun zeigt ſich die gewoͤhn¬<lb/>
liche Erſcheinung: ein Kuͤhner macht den Anfang,<lb/>
und der große Troß der Zagenden wird ploͤtzlich,<lb/>
zu ſeinem eigenen Erſtaunen, von Muth ergriffen,<lb/>
und eilt, ſich mit jenem Erſten zu vereinigen. Eine<lb/><fwplace="bottom"type="sig">16<lb/></fw></p></div></body></text></TEI>
[241/0253]
Dickigt drangen, hier verſchwanden, dort wieder
zum Vorſchein kamen, bey Sumpfſtellen uͤber die
quergelegten Baumſtaͤmme liefen, bey abſchuͤſſigen
Tiefen an den rankenden Wurzeln kletterten, in
den ergoͤtzlichſten Tonarten empor johlten, und
eben ſo luſtige Antwort zuruͤck erhielten von den
zwitſchernden Waldvoͤgeln, von den rauſchenden
Tannen, von den unſichtbar plaͤtſchernden Quellen
und von dem ſchallenden Echo. Wenn frohe Ju¬
gend und ſchoͤne Natur zuſammen kommen, ſo
freuen ſie ſich wechſelſeitig.
Je tiefer wir hinab ſtiegen, deſto lieblicher
rauſchte das unterirdiſche Gewaͤſſer, nur hier und da,
unter Geſtein und Geſtrippe, blinkte es hervor, und
ſchien heimlich zu lauſchen, ob es an's Licht treten
duͤrfe, und endlich kam eine kleine Welle entſchloſ¬
ſen hervor geſprungen. Nun zeigt ſich die gewoͤhn¬
liche Erſcheinung: ein Kuͤhner macht den Anfang,
und der große Troß der Zagenden wird ploͤtzlich,
zu ſeinem eigenen Erſtaunen, von Muth ergriffen,
und eilt, ſich mit jenem Erſten zu vereinigen. Eine
16
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 1. Hamburg, 1826, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder01_1826/253>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.