Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 1. Hamburg, 1826.Luna, die Göttin, und Sol, der Gott, Doch böse Zungen zischelten Zwiespalt, Und es trennte sich feindlich Das hohe, leuchtende Eh'paar. Jetzt, am Tage, in einsamer Pracht,
Ergeht sich dort oben der Sonnengott, Ob seiner Herrlichkeit Angebetet und vielbesungen Von stolzen, glückgehärteten Menschen. Aber des Nachts, Am Himmel, wandelt Luna, Die arme Mutter Mit ihren verwaisten Sternenkindern, Und sie glänzt in stummer Wehmuth, Und liebende Mädchen und sanfte Dichter Weihen ihr Thränen und Lieder. Luna, die Goͤttin, und Sol, der Gott, Doch boͤſe Zungen ziſchelten Zwieſpalt, Und es trennte ſich feindlich Das hohe, leuchtende Eh'paar. Jetzt, am Tage, in einſamer Pracht,
Ergeht ſich dort oben der Sonnengott, Ob ſeiner Herrlichkeit Angebetet und vielbeſungen Von ſtolzen, gluͤckgehaͤrteten Menſchen. Aber des Nachts, Am Himmel, wandelt Luna, Die arme Mutter Mit ihren verwaiſten Sternenkindern, Und ſie glaͤnzt in ſtummer Wehmuth, Und liebende Maͤdchen und ſanfte Dichter Weihen ihr Thraͤnen und Lieder. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <lg n="2"> <pb facs="#f0280" n="268"/> <l>Luna, die Goͤttin, und Sol, der Gott,</l><lb/> <l>Und es wimmelten um ſie her die Sterne,</l><lb/> <l>Die kleinen, unſchuldigen Kinder.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Doch boͤſe Zungen ziſchelten Zwieſpalt,</l><lb/> <l>Und es trennte ſich feindlich</l><lb/> <l>Das hohe, leuchtende Eh'paar.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Jetzt, am Tage, in einſamer Pracht,</l><lb/> <l>Ergeht ſich dort oben der Sonnengott,</l><lb/> <l>Ob ſeiner Herrlichkeit</l><lb/> <l>Angebetet und vielbeſungen</l><lb/> <l>Von ſtolzen, gluͤckgehaͤrteten Menſchen.</l><lb/> <l>Aber des Nachts,</l><lb/> <l>Am Himmel, wandelt Luna,</l><lb/> <l>Die arme Mutter</l><lb/> <l>Mit ihren verwaiſten Sternenkindern,</l><lb/> <l>Und ſie glaͤnzt in ſtummer Wehmuth,</l><lb/> <l>Und liebende Maͤdchen und ſanfte Dichter</l><lb/> <l>Weihen ihr Thraͤnen und Lieder.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [268/0280]
Luna, die Goͤttin, und Sol, der Gott,
Und es wimmelten um ſie her die Sterne,
Die kleinen, unſchuldigen Kinder.
Doch boͤſe Zungen ziſchelten Zwieſpalt,
Und es trennte ſich feindlich
Das hohe, leuchtende Eh'paar.
Jetzt, am Tage, in einſamer Pracht,
Ergeht ſich dort oben der Sonnengott,
Ob ſeiner Herrlichkeit
Angebetet und vielbeſungen
Von ſtolzen, gluͤckgehaͤrteten Menſchen.
Aber des Nachts,
Am Himmel, wandelt Luna,
Die arme Mutter
Mit ihren verwaiſten Sternenkindern,
Und ſie glaͤnzt in ſtummer Wehmuth,
Und liebende Maͤdchen und ſanfte Dichter
Weihen ihr Thraͤnen und Lieder.
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