Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 1. Hamburg, 1826.XX. Still ist die Nacht, es ruhen die Gassen, In diesem Hause wohnte mein Schatz; Sie hat schon längst die Stadt verlassen, Doch steht noch das Haus auf demselben Platz. Da steht auch ein Mensch und starrt in die Höhe Und ringt die Hände, vor Schmerzensgewalt; Mir graust es, wenn ich sein Antlitz sehe, -- Der Mond zeigt mir meine eigne Gestalt. Du Doppeltgänger! du bleicher Geselle! Was äffst du nach mein Liebesleid, Das mich gequält auf dieser Stelle, So manche Nacht, in alter Zeit? XX. Still iſt die Nacht, es ruhen die Gaſſen, In dieſem Hauſe wohnte mein Schatz; Sie hat ſchon laͤngſt die Stadt verlaſſen, Doch ſteht noch das Haus auf demſelben Platz. Da ſteht auch ein Menſch und ſtarrt in die Hoͤhe Und ringt die Haͤnde, vor Schmerzensgewalt; Mir grauſt es, wenn ich ſein Antlitz ſehe, — Der Mond zeigt mir meine eigne Geſtalt. Du Doppeltgaͤnger! du bleicher Geſelle! Was aͤffſt du nach mein Liebesleid, Das mich gequaͤlt auf dieſer Stelle, So manche Nacht, in alter Zeit? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0036" n="24"/> </div> <div n="2"> <head><hi rendition="#aq">XX</hi>.<lb/></head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Still iſt die Nacht, es ruhen die Gaſſen,</l><lb/> <l>In dieſem Hauſe wohnte mein Schatz;</l><lb/> <l>Sie hat ſchon laͤngſt die Stadt verlaſſen,</l><lb/> <l>Doch ſteht noch das Haus auf demſelben Platz.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Da ſteht auch ein Menſch und ſtarrt in die Hoͤhe</l><lb/> <l>Und ringt die Haͤnde, vor Schmerzensgewalt;</l><lb/> <l>Mir grauſt es, wenn ich ſein Antlitz ſehe, —</l><lb/> <l>Der Mond zeigt mir meine eigne Geſtalt.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Du Doppeltgaͤnger! du bleicher Geſelle!</l><lb/> <l>Was aͤffſt du nach mein Liebesleid,</l><lb/> <l>Das mich gequaͤlt auf dieſer Stelle,</l><lb/> <l>So manche Nacht, in alter Zeit?</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [24/0036]
XX.
Still iſt die Nacht, es ruhen die Gaſſen,
In dieſem Hauſe wohnte mein Schatz;
Sie hat ſchon laͤngſt die Stadt verlaſſen,
Doch ſteht noch das Haus auf demſelben Platz.
Da ſteht auch ein Menſch und ſtarrt in die Hoͤhe
Und ringt die Haͤnde, vor Schmerzensgewalt;
Mir grauſt es, wenn ich ſein Antlitz ſehe, —
Der Mond zeigt mir meine eigne Geſtalt.
Du Doppeltgaͤnger! du bleicher Geſelle!
Was aͤffſt du nach mein Liebesleid,
Das mich gequaͤlt auf dieſer Stelle,
So manche Nacht, in alter Zeit?
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