Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 1. Hamburg, 1826.Die ält're Tochter gähnet: Ich will nicht verhungern bey Euch, Ich gehe morgen zum Grafen, Und der ist verliebt und reich. Der Sohn bricht aus in Lachen: Drey Jäger zechen im Stern, Die machen Gold und lehren Mir das Geheimniß gern. Die Mutter wirft ihm die Bibel In's mag're Gesicht hinein: So willst du, Gottverfluchter, Ein Straßenräuber seyn! Sie hören pochen an's Fenster, Und sehn eine winkende Hand; Der todte Vater steht draußen Im schwarzen Pred'gergewand. Die aͤlt're Tochter gaͤhnet: Ich will nicht verhungern bey Euch, Ich gehe morgen zum Grafen, Und der iſt verliebt und reich. Der Sohn bricht aus in Lachen: Drey Jaͤger zechen im Stern, Die machen Gold und lehren Mir das Geheimniß gern. Die Mutter wirft ihm die Bibel In's mag're Geſicht hinein: So willſt du, Gottverfluchter, Ein Straßenraͤuber ſeyn! Sie hoͤren pochen an's Fenſter, Und ſehn eine winkende Hand; Der todte Vater ſteht draußen Im ſchwarzen Pred'gergewand. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0044" n="32"/> <lg n="5"> <l>Die aͤlt're Tochter gaͤhnet:</l><lb/> <l>Ich will nicht verhungern bey Euch,</l><lb/> <l>Ich gehe morgen zum Grafen,</l><lb/> <l>Und der iſt verliebt und reich.</l><lb/> </lg> <lg n="6"> <l>Der Sohn bricht aus in Lachen:</l><lb/> <l>Drey Jaͤger zechen im Stern,</l><lb/> <l>Die machen Gold und lehren</l><lb/> <l>Mir das Geheimniß gern.</l><lb/> </lg> <lg n="7"> <l>Die Mutter wirft ihm die Bibel</l><lb/> <l>In's mag're Geſicht hinein:</l><lb/> <l>So willſt du, Gottverfluchter,</l><lb/> <l>Ein Straßenraͤuber ſeyn!</l><lb/> </lg> <lg n="8"> <l>Sie hoͤren pochen an's Fenſter,</l><lb/> <l>Und ſehn eine winkende Hand;</l><lb/> <l>Der todte Vater ſteht draußen</l><lb/> <l>Im ſchwarzen Pred'gergewand.</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [32/0044]
Die aͤlt're Tochter gaͤhnet:
Ich will nicht verhungern bey Euch,
Ich gehe morgen zum Grafen,
Und der iſt verliebt und reich.
Der Sohn bricht aus in Lachen:
Drey Jaͤger zechen im Stern,
Die machen Gold und lehren
Mir das Geheimniß gern.
Die Mutter wirft ihm die Bibel
In's mag're Geſicht hinein:
So willſt du, Gottverfluchter,
Ein Straßenraͤuber ſeyn!
Sie hoͤren pochen an's Fenſter,
Und ſehn eine winkende Hand;
Der todte Vater ſteht draußen
Im ſchwarzen Pred'gergewand.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |