Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 1. Hamburg, 1826.Mährchenhaft vorüberzogen Berg und Burgen, Wald und Au'; Und das Alles sah ich glänzen In dem Aug' der schönen Frau. XLI. Im Traum sah ich die Geliebte, Ein banges, bekümmertes Weib, Verwelkt und abgefallen Der sonst so blühende Leib. Ein Kind trug sie auf dem Arme, Ein andres führt sie an der Hand, Und sichtbar ist Armuth und Trübsal Am Gang und Blick und Gewand. Sie schwankte über den Marktplatz,
Und da begegnet sie mir, Und sieht mich an, und ruhig Und schmerzlich sag' ich zu ihr: Maͤhrchenhaft voruͤberzogen Berg und Burgen, Wald und Au'; Und das Alles ſah ich glaͤnzen In dem Aug' der ſchoͤnen Frau. XLI. Im Traum ſah ich die Geliebte, Ein banges, bekuͤmmertes Weib, Verwelkt und abgefallen Der ſonſt ſo bluͤhende Leib. Ein Kind trug ſie auf dem Arme, Ein andres fuͤhrt ſie an der Hand, Und ſichtbar iſt Armuth und Truͤbſal Am Gang und Blick und Gewand. Sie ſchwankte uͤber den Marktplatz,
Und da begegnet ſie mir, Und ſieht mich an, und ruhig Und ſchmerzlich ſag' ich zu ihr: <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0056" n="44"/> <lg n="5"> <l>Maͤhrchenhaft voruͤberzogen</l><lb/> <l>Berg und Burgen, Wald und Au';</l><lb/> <l>Und das Alles ſah ich glaͤnzen</l><lb/> <l>In dem Aug' der ſchoͤnen Frau.</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> <div n="2"> <head><hi rendition="#aq">XLI</hi>.<lb/></head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Im Traum ſah ich die Geliebte,</l><lb/> <l>Ein banges, bekuͤmmertes Weib,</l><lb/> <l>Verwelkt und abgefallen</l><lb/> <l>Der ſonſt ſo bluͤhende Leib.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Ein Kind trug ſie auf dem Arme,</l><lb/> <l>Ein andres fuͤhrt ſie an der Hand,</l><lb/> <l>Und ſichtbar iſt Armuth und Truͤbſal</l><lb/> <l>Am Gang und Blick und Gewand.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Sie ſchwankte uͤber den Marktplatz,</l><lb/> <l>Und da begegnet ſie mir,</l><lb/> <l>Und ſieht mich an, und ruhig</l><lb/> <l>Und ſchmerzlich ſag' ich zu ihr:</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [44/0056]
Maͤhrchenhaft voruͤberzogen
Berg und Burgen, Wald und Au';
Und das Alles ſah ich glaͤnzen
In dem Aug' der ſchoͤnen Frau.
XLI.
Im Traum ſah ich die Geliebte,
Ein banges, bekuͤmmertes Weib,
Verwelkt und abgefallen
Der ſonſt ſo bluͤhende Leib.
Ein Kind trug ſie auf dem Arme,
Ein andres fuͤhrt ſie an der Hand,
Und ſichtbar iſt Armuth und Truͤbſal
Am Gang und Blick und Gewand.
Sie ſchwankte uͤber den Marktplatz,
Und da begegnet ſie mir,
Und ſieht mich an, und ruhig
Und ſchmerzlich ſag' ich zu ihr:
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