so schlecht stehe, war ich ganz besonders in¬ tim -- Ich spreche vom Hofgarten zu Düssel¬ dorf, wo ich oft auf dem Rasen lag, und an¬ dächtig zuhörte, wenn mir Monsieur Le Grand von den Kriegsthaten des großen Kaisers er¬ zählte, und dabey die Märsche schlug, die wäh¬ rend jener Thaten getrommelt wurden, so daß ich alles lebendig sah und hörte. Ich sah den Zug über den Simplon -- der Kaiser voran und hinterdrein klimmend die braven Grena¬ diere, während aufgescheuchtes Gevögel sein Krächzen erhebt und die Gletscher in der Ferne donnern -- ich sah den Kaiser, die Fahne im Arm, auf der Brücke von Lodi -- ich sah den Kaiser im grauen Mantel bey Marengo -- ich sah den Kaiser zu Roß in der Schlacht bey den Pyramiden -- nichts als Pulver¬ dampf und Mammelucken -- ich sah den Kai¬ ser in der Schlacht bey Austerlitz -- hui! wie pfiffen die Kugeln über die glatte Eis¬ bahn! -- ich sah, ich hörte die Schlacht bey
ſo ſchlecht ſtehe, war ich ganz beſonders in¬ tim — Ich ſpreche vom Hofgarten zu Duͤſſel¬ dorf, wo ich oft auf dem Raſen lag, und an¬ daͤchtig zuhoͤrte, wenn mir Monſieur Le Grand von den Kriegsthaten des großen Kaiſers er¬ zaͤhlte, und dabey die Maͤrſche ſchlug, die waͤh¬ rend jener Thaten getrommelt wurden, ſo daß ich alles lebendig ſah und hoͤrte. Ich ſah den Zug uͤber den Simplon — der Kaiſer voran und hinterdrein klimmend die braven Grena¬ diere, waͤhrend aufgeſcheuchtes Gevoͤgel ſein Kraͤchzen erhebt und die Gletſcher in der Ferne donnern — ich ſah den Kaiſer, die Fahne im Arm, auf der Bruͤcke von Lodi — ich ſah den Kaiſer im grauen Mantel bey Marengo — ich ſah den Kaiſer zu Roß in der Schlacht bey den Pyramiden — nichts als Pulver¬ dampf und Mammelucken — ich ſah den Kai¬ ſer in der Schlacht bey Auſterlitz — hui! wie pfiffen die Kugeln uͤber die glatte Eis¬ bahn! — ich ſah, ich hoͤrte die Schlacht bey
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ſo ſchlecht ſtehe, war ich ganz beſonders in¬
tim — Ich ſpreche vom Hofgarten zu Duͤſſel¬
dorf, wo ich oft auf dem Raſen lag, und an¬
daͤchtig zuhoͤrte, wenn mir Monſieur Le Grand
von den Kriegsthaten des großen Kaiſers er¬
zaͤhlte, und dabey die Maͤrſche ſchlug, die waͤh¬
rend jener Thaten getrommelt wurden, ſo daß
ich alles lebendig ſah und hoͤrte. Ich ſah den
Zug uͤber den Simplon — der Kaiſer voran
und hinterdrein klimmend die braven Grena¬
diere, waͤhrend aufgeſcheuchtes Gevoͤgel ſein
Kraͤchzen erhebt und die Gletſcher in der Ferne
donnern — ich ſah den Kaiſer, die Fahne im
Arm, auf der Bruͤcke von Lodi — ich ſah den
Kaiſer im grauen Mantel bey Marengo —
ich ſah den Kaiſer zu Roß in der Schlacht
bey den Pyramiden — nichts als Pulver¬
dampf und Mammelucken — ich ſah den Kai¬
ſer in der Schlacht bey Auſterlitz — hui!
wie pfiffen die Kugeln uͤber die glatte Eis¬
bahn! — ich ſah, ich hoͤrte die Schlacht bey
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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 2. Hamburg, 1827, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder02_1827/209>, abgerufen am 21.11.2024.
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