sich wie ein Brutus das Messer in's Herz stieß, hat vielleicht zuvor daran gerochen, ob auch kein Häring damit geschnitten worden, und auf dieser großen Weltbühne geht es auch außerdem ganz, wie auf unseren Lumpenbrettern, auch auf ihr giebt es besoffene Helden, Könige, die ihre Rolle vergessen, Coulissen, die hängen geblie¬ ben, hervorschallende Soufleurstimmen, Tän¬ zerinnen, die mit ihrer Lendenpoesie Effekt ma¬ chen, Costümes, die als Hauptsache glänzen -- Und im Himmel oben, im ersten Range, sitzen unterdessen die lieben Engelein, und lorgniren uns Comödianten hier unten, und der liebe Gott sitzt ernsthaft in seiner großen Loge, und langweilt sich vielleicht, oder rechnet nach, daß dieses Theater sich nicht lange mehr halten kann, weil der Eine zu viel Gage und der Andre zu wenig bekömmt, und Alle viel zu schlecht spielen.
Du sublime au ridicule il n'y a qu'un pas, Madame! Während ich das Ende des vorigen
ſich wie ein Brutus das Meſſer in's Herz ſtieß, hat vielleicht zuvor daran gerochen, ob auch kein Haͤring damit geſchnitten worden, und auf dieſer großen Weltbuͤhne geht es auch außerdem ganz, wie auf unſeren Lumpenbrettern, auch auf ihr giebt es beſoffene Helden, Koͤnige, die ihre Rolle vergeſſen, Couliſſen, die haͤngen geblie¬ ben, hervorſchallende Soufleurſtimmen, Taͤn¬ zerinnen, die mit ihrer Lendenpoeſie Effekt ma¬ chen, Coſtuͤmes, die als Hauptſache glaͤnzen — Und im Himmel oben, im erſten Range, ſitzen unterdeſſen die lieben Engelein, und lorgniren uns Comoͤdianten hier unten, und der liebe Gott ſitzt ernſthaft in ſeiner großen Loge, und langweilt ſich vielleicht, oder rechnet nach, daß dieſes Theater ſich nicht lange mehr halten kann, weil der Eine zu viel Gage und der Andre zu wenig bekoͤmmt, und Alle viel zu ſchlecht ſpielen.
Du sublime au ridicule il n'y a qu'un pas‚ Madame! Waͤhrend ich das Ende des vorigen
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ſich wie ein Brutus das Meſſer in's Herz ſtieß,
hat vielleicht zuvor daran gerochen, ob auch
kein Haͤring damit geſchnitten worden, und auf
dieſer großen Weltbuͤhne geht es auch außerdem
ganz, wie auf unſeren Lumpenbrettern, auch auf
ihr giebt es beſoffene Helden, Koͤnige, die ihre
Rolle vergeſſen, Couliſſen, die haͤngen geblie¬
ben, hervorſchallende Soufleurſtimmen, Taͤn¬
zerinnen, die mit ihrer Lendenpoeſie Effekt ma¬
chen, Coſtuͤmes, die als Hauptſache glaͤnzen —
Und im Himmel oben, im erſten Range, ſitzen
unterdeſſen die lieben Engelein, und lorgniren
uns Comoͤdianten hier unten, und der liebe
Gott ſitzt ernſthaft in ſeiner großen Loge, und
langweilt ſich vielleicht, oder rechnet nach, daß
dieſes Theater ſich nicht lange mehr halten kann,
weil der Eine zu viel Gage und der Andre zu
wenig bekoͤmmt, und Alle viel zu ſchlecht ſpielen.
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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 2. Hamburg, 1827, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder02_1827/234>, abgerufen am 21.11.2024.
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