möge Ihnen Gott die Thränen vergelten, die für mich geflossen sind -- denn ich bin selber der Ritter, für den Sie geweint haben, ich bin selber jener irrende Ritter der Liebe, der Ritter vom gefallenen Stern.
Vous pleurez, Madame?
O, ich kenne diese Thränen! Wozu soll die längere Verstellung? Sie, Madame, sind ja selbst die schöne Frau, die schon in Godesberg so lieblich geweint hat, als ich das trübe Mähr¬ chen meines Lebens erzählte -- Wie Perlen über Rosen, rollten die schönen Thränen über die schönen Wangen -- der Dachs schwieg, das Abendgeläute von Königswinter verhallte, der Rhein murmelte leiser, die Nacht bedeckte die Erde mit ihrem schwarzen Mantel, und ich saß zu Ihren Füßen, Madame, und sah in die Höhe, in den gestirnten Himmel -- Im An¬ fang hielt ich Ihre Augen ebenfalls für zwey
moͤge Ihnen Gott die Thraͤnen vergelten, die fuͤr mich gefloſſen ſind — denn ich bin ſelber der Ritter, fuͤr den Sie geweint haben, ich bin ſelber jener irrende Ritter der Liebe, der Ritter vom gefallenen Stern.
Vous pleurez, Madame?
O, ich kenne dieſe Thraͤnen! Wozu ſoll die laͤngere Verſtellung? Sie, Madame, ſind ja ſelbſt die ſchoͤne Frau, die ſchon in Godesberg ſo lieblich geweint hat, als ich das truͤbe Maͤhr¬ chen meines Lebens erzaͤhlte — Wie Perlen uͤber Roſen, rollten die ſchoͤnen Thraͤnen uͤber die ſchoͤnen Wangen — der Dachs ſchwieg, das Abendgelaͤute von Koͤnigswinter verhallte, der Rhein murmelte leiſer, die Nacht bedeckte die Erde mit ihrem ſchwarzen Mantel, und ich ſaß zu Ihren Fuͤßen, Madame, und ſah in die Hoͤhe, in den geſtirnten Himmel — Im An¬ fang hielt ich Ihre Augen ebenfalls fuͤr zwey
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moͤge Ihnen Gott die Thraͤnen vergelten, die
fuͤr mich gefloſſen ſind — denn ich bin ſelber
der Ritter, fuͤr den Sie geweint haben, ich bin
ſelber jener irrende Ritter der Liebe, der Ritter
vom gefallenen Stern.
Vous pleurez, Madame?
O, ich kenne dieſe Thraͤnen! Wozu ſoll die
laͤngere Verſtellung? Sie, Madame, ſind ja
ſelbſt die ſchoͤne Frau, die ſchon in Godesberg
ſo lieblich geweint hat, als ich das truͤbe Maͤhr¬
chen meines Lebens erzaͤhlte — Wie Perlen
uͤber Roſen, rollten die ſchoͤnen Thraͤnen uͤber
die ſchoͤnen Wangen — der Dachs ſchwieg, das
Abendgelaͤute von Koͤnigswinter verhallte, der
Rhein murmelte leiſer, die Nacht bedeckte die
Erde mit ihrem ſchwarzen Mantel, und ich ſaß
zu Ihren Fuͤßen, Madame, und ſah in die
Hoͤhe, in den geſtirnten Himmel — Im An¬
fang hielt ich Ihre Augen ebenfalls fuͤr zwey
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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 2. Hamburg, 1827, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder02_1827/296>, abgerufen am 22.11.2024.
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