voll spricht. Wenn nur die Berichterstatter, denen Tacitus nacherzählt, sich nicht geirrt, und eine Badekutsche für den heiligen Wagen der Göttin angesehen haben!
Im Jahr 1819 als ich zu Bonn, in einem und demselben Semester, vier Collegien hörte, worin meistens deutsche Antiquitäten aus der blauesten Zeit tractirt wurden, nämlich 1°. Ge¬ schichte der deutschen Sprache bey Schlegel, der fast drey Monat lang die barocksten Hypothesen über die Abstammung der Deutschen entwickelte, 2°. die Germania des Tacitus bey Arndt, der in den altdeutschen Wäldern jene Tugenden suchte, die er in den Salons der Gegenwart vermißte, 3°. germanisches Staatsrecht bey Hüllmann, dessen historische Ansichten noch am wenigsten vague sind, und 4°. deutsche Urgeschichte bey Radloff, der am Ende des Semesters noch nicht weiter gekommen war, als bis zur Zeit des Sesostris -- damals möchte wohl die Sage von der alten Hertha mich mehr interessirt haben, als jetzt. Ich ließ sie
voll ſpricht. Wenn nur die Berichterſtatter, denen Tacitus nacherzaͤhlt, ſich nicht geirrt, und eine Badekutſche fuͤr den heiligen Wagen der Goͤttin angeſehen haben!
Im Jahr 1819 als ich zu Bonn, in einem und demſelben Semeſter, vier Collegien hoͤrte, worin meiſtens deutſche Antiquitaͤten aus der blaueſten Zeit tractirt wurden, naͤmlich 1°. Ge¬ ſchichte der deutſchen Sprache bey Schlegel, der faſt drey Monat lang die barockſten Hypotheſen uͤber die Abſtammung der Deutſchen entwickelte, 2°. die Germania des Tacitus bey Arndt, der in den altdeutſchen Waͤldern jene Tugenden ſuchte, die er in den Salons der Gegenwart vermißte, 3°. germaniſches Staatsrecht bey Huͤllmann, deſſen hiſtoriſche Anſichten noch am wenigſten vague ſind, und 4°. deutſche Urgeſchichte bey Radloff, der am Ende des Semeſters noch nicht weiter gekommen war, als bis zur Zeit des Seſoſtris — damals moͤchte wohl die Sage von der alten Hertha mich mehr intereſſirt haben, als jetzt. Ich ließ ſie
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voll ſpricht. Wenn nur die Berichterſtatter,
denen Tacitus nacherzaͤhlt, ſich nicht geirrt, und
eine Badekutſche fuͤr den heiligen Wagen der
Goͤttin angeſehen haben!
Im Jahr 1819 als ich zu Bonn, in einem
und demſelben Semeſter, vier Collegien hoͤrte,
worin meiſtens deutſche Antiquitaͤten aus der
blaueſten Zeit tractirt wurden, naͤmlich 1°. Ge¬
ſchichte der deutſchen Sprache bey Schlegel, der
faſt drey Monat lang die barockſten Hypotheſen
uͤber die Abſtammung der Deutſchen entwickelte,
2°. die Germania des Tacitus bey Arndt, der in
den altdeutſchen Waͤldern jene Tugenden ſuchte,
die er in den Salons der Gegenwart vermißte,
3°. germaniſches Staatsrecht bey Huͤllmann, deſſen
hiſtoriſche Anſichten noch am wenigſten vague ſind,
und 4°. deutſche Urgeſchichte bey Radloff, der am
Ende des Semeſters noch nicht weiter gekommen
war, als bis zur Zeit des Seſoſtris — damals
moͤchte wohl die Sage von der alten Hertha mich
mehr intereſſirt haben, als jetzt. Ich ließ ſie
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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 2. Hamburg, 1827, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder02_1827/88>, abgerufen am 24.11.2024.
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