Goethe, ich bin jetzt Gottlob fertig, ich habe jetzt Alles erschaffen, bis auf die Vögel und die Bäume, und du thätest mir eine Liebe, wenn du statt meiner diese Bagatellen noch erschaffen woll¬ test" -- so würde Goethe, eben so gut wie der liebe Gott, diese Thiere und Gewächse ganz im Geiste der übrigen Schöpfung, nemlich die Vögel mit Federn, und die Bäume grün erschaffen haben.
Es liegt Wahrheit in diesen Worten, und ich bin sogar der Meinung, daß Goethe manch¬ mal seine Sache noch besser gemacht hätte, als der liebe Gott selbst, und daß er z. B. den Herrn Eckermann viel richtiger, ebenfalls mit Federn und grün erschaffen hätte. Es ist wirk¬ lich ein Schöpfungsfehler, daß auf dem Kopfe des Herrn Eckermann keine grüne Federn wach¬ sen, und Goethe hat diesem Mangel wenigstens dadurch abzuhelfen gesucht, daß er ihm einen Doktorhut aus Jena verschrieben und eigenhän¬ dig aufgesetzt hat.
Goethe, ich bin jetzt Gottlob fertig, ich habe jetzt Alles erſchaffen, bis auf die Voͤgel und die Baͤume, und du thaͤteſt mir eine Liebe, wenn du ſtatt meiner dieſe Bagatellen noch erſchaffen woll¬ teſt„ — ſo wuͤrde Goethe, eben ſo gut wie der liebe Gott, dieſe Thiere und Gewaͤchſe ganz im Geiſte der uͤbrigen Schoͤpfung, nemlich die Voͤgel mit Federn, und die Baͤume gruͤn erſchaffen haben.
Es liegt Wahrheit in dieſen Worten, und ich bin ſogar der Meinung, daß Goethe manch¬ mal ſeine Sache noch beſſer gemacht haͤtte, als der liebe Gott ſelbſt, und daß er z. B. den Herrn Eckermann viel richtiger, ebenfalls mit Federn und gruͤn erſchaffen haͤtte. Es iſt wirk¬ lich ein Schoͤpfungsfehler, daß auf dem Kopfe des Herrn Eckermann keine gruͤne Federn wach¬ ſen, und Goethe hat dieſem Mangel wenigſtens dadurch abzuhelfen geſucht, daß er ihm einen Doktorhut aus Jena verſchrieben und eigenhaͤn¬ dig aufgeſetzt hat.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0164"n="156"/>
Goethe, ich bin jetzt Gottlob fertig, ich habe<lb/>
jetzt Alles erſchaffen, bis auf die Voͤgel und die<lb/>
Baͤume, und du thaͤteſt mir eine Liebe, wenn du<lb/>ſtatt meiner dieſe Bagatellen noch erſchaffen woll¬<lb/>
teſt„—ſo wuͤrde Goethe, eben ſo gut wie der<lb/>
liebe Gott, dieſe Thiere und Gewaͤchſe ganz im<lb/>
Geiſte der uͤbrigen Schoͤpfung, nemlich die Voͤgel<lb/>
mit Federn, und die Baͤume gruͤn erſchaffen haben.<lb/></p><p>Es liegt Wahrheit in dieſen Worten, und<lb/>
ich bin ſogar der Meinung, daß Goethe manch¬<lb/>
mal ſeine Sache noch beſſer gemacht haͤtte, als<lb/>
der liebe Gott ſelbſt, und daß er z. B. den<lb/>
Herrn Eckermann viel richtiger, ebenfalls mit<lb/>
Federn und gruͤn erſchaffen haͤtte. Es iſt wirk¬<lb/>
lich ein Schoͤpfungsfehler, daß auf dem Kopfe<lb/>
des Herrn Eckermann keine gruͤne Federn wach¬<lb/>ſen, und Goethe hat dieſem Mangel wenigſtens<lb/>
dadurch abzuhelfen geſucht, daß er ihm einen<lb/>
Doktorhut aus Jena verſchrieben und eigenhaͤn¬<lb/>
dig aufgeſetzt hat.</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[156/0164]
Goethe, ich bin jetzt Gottlob fertig, ich habe
jetzt Alles erſchaffen, bis auf die Voͤgel und die
Baͤume, und du thaͤteſt mir eine Liebe, wenn du
ſtatt meiner dieſe Bagatellen noch erſchaffen woll¬
teſt„ — ſo wuͤrde Goethe, eben ſo gut wie der
liebe Gott, dieſe Thiere und Gewaͤchſe ganz im
Geiſte der uͤbrigen Schoͤpfung, nemlich die Voͤgel
mit Federn, und die Baͤume gruͤn erſchaffen haben.
Es liegt Wahrheit in dieſen Worten, und
ich bin ſogar der Meinung, daß Goethe manch¬
mal ſeine Sache noch beſſer gemacht haͤtte, als
der liebe Gott ſelbſt, und daß er z. B. den
Herrn Eckermann viel richtiger, ebenfalls mit
Federn und gruͤn erſchaffen haͤtte. Es iſt wirk¬
lich ein Schoͤpfungsfehler, daß auf dem Kopfe
des Herrn Eckermann keine gruͤne Federn wach¬
ſen, und Goethe hat dieſem Mangel wenigſtens
dadurch abzuhelfen geſucht, daß er ihm einen
Doktorhut aus Jena verſchrieben und eigenhaͤn¬
dig aufgeſetzt hat.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/164>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.