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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830.

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sten Marmor verfertigt war, -- siehst du, meine
älteren Kamaraden können nicht begreifen,
warum der Kaiser Napoleon den Dombau so
eifrig betrieben hat. Aber ich weiß es sehr gut,
er hat eingesehen, daß dieses große Steinhaus
auf jeden Fall ein sehr nützliches Gebäude seyn
würde, und auch dann noch brauchbar, wenn
einst das Christenthum vorüber ist.

Wenn einst das Christenthum vorüber ist --
Ich war schier erschrocken, als ich hörte, daß
es Heilige in Italien giebt, die eine solche
Sprache führen, und dazu auf einem Platze,
wo östreichische Schildwachen, mit Bärenmützen
und Tornistern, auf und abgehen. Indessen der
steinerne Kauz hat gewissermaßen Recht, das In¬
nere des Domes ist hübsch kühl im Sommer,
und heiter und angenehm, und würde auch
bey veränderter Bestimmung seinen Werth
behalten.

ſten Marmor verfertigt war, — ſiehſt du, meine
aͤlteren Kamaraden koͤnnen nicht begreifen,
warum der Kaiſer Napoleon den Dombau ſo
eifrig betrieben hat. Aber ich weiß es ſehr gut,
er hat eingeſehen, daß dieſes große Steinhaus
auf jeden Fall ein ſehr nuͤtzliches Gebaͤude ſeyn
wuͤrde, und auch dann noch brauchbar, wenn
einſt das Chriſtenthum voruͤber iſt.

Wenn einſt das Chriſtenthum voruͤber iſt —
Ich war ſchier erſchrocken, als ich hoͤrte, daß
es Heilige in Italien giebt, die eine ſolche
Sprache fuͤhren, und dazu auf einem Platze,
wo oͤſtreichiſche Schildwachen, mit Baͤrenmuͤtzen
und Torniſtern, auf und abgehen. Indeſſen der
ſteinerne Kauz hat gewiſſermaßen Recht, das In¬
nere des Domes iſt huͤbſch kuͤhl im Sommer,
und heiter und angenehm, und wuͤrde auch
bey veraͤnderter Beſtimmung ſeinen Werth
behalten.

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[172/0180] ſten Marmor verfertigt war, — ſiehſt du, meine aͤlteren Kamaraden koͤnnen nicht begreifen, warum der Kaiſer Napoleon den Dombau ſo eifrig betrieben hat. Aber ich weiß es ſehr gut, er hat eingeſehen, daß dieſes große Steinhaus auf jeden Fall ein ſehr nuͤtzliches Gebaͤude ſeyn wuͤrde, und auch dann noch brauchbar, wenn einſt das Chriſtenthum voruͤber iſt. Wenn einſt das Chriſtenthum voruͤber iſt — Ich war ſchier erſchrocken, als ich hoͤrte, daß es Heilige in Italien giebt, die eine ſolche Sprache fuͤhren, und dazu auf einem Platze, wo oͤſtreichiſche Schildwachen, mit Baͤrenmuͤtzen und Torniſtern, auf und abgehen. Indeſſen der ſteinerne Kauz hat gewiſſermaßen Recht, das In¬ nere des Domes iſt huͤbſch kuͤhl im Sommer, und heiter und angenehm, und wuͤrde auch bey veraͤnderter Beſtimmung ſeinen Werth behalten.

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/180>, abgerufen am 21.11.2024.