tausend privilegirter Ritter; sie werden uns den¬ noch nicht davon überzeugen können, so lange sie uns, wie Voltaire sagt, nicht nachweisen, daß jene mit Sätteln auf dem Rücken und diese mit Sporen an den Füßen zur Welt gekommen sind.
Jede Zeit hat ihre Aufgabe und durch die Lösung derselben rückt die Menschheit weiter. Die frühere Ungleichheit, durch das Feudalsystem in Europa gestiftet, war vielleicht nothwendig, oder nothwendige Bedingung zu den Fortschritten der Civilisation; jetzt aber hemmt sie diese, em¬ pört sie die civilisirten Herzen. Die Franzosen, das Volk der Gesellschaft, hat diese Ungleichheit, die mit dem Prinzip der Gesellschaft am unleidlichsten collidirt, nothwendigerweise am tiefsten erbittert, sie haben die Gleichheit zu erzwingen gesucht, in¬ dem sie die Häupter derjenigen, die durchaus hervorragen wollten, gelinde abschnitten, und die Revoluzion ward ein Signal für den Befrey¬ ungskrieg der Menschheit.
tauſend privilegirter Ritter; ſie werden uns den¬ noch nicht davon uͤberzeugen koͤnnen, ſo lange ſie uns, wie Voltaire ſagt, nicht nachweiſen, daß jene mit Saͤtteln auf dem Ruͤcken und dieſe mit Sporen an den Fuͤßen zur Welt gekommen ſind.
Jede Zeit hat ihre Aufgabe und durch die Loͤſung derſelben ruͤckt die Menſchheit weiter. Die fruͤhere Ungleichheit, durch das Feudalſyſtem in Europa geſtiftet, war vielleicht nothwendig, oder nothwendige Bedingung zu den Fortſchritten der Civiliſation; jetzt aber hemmt ſie dieſe, em¬ poͤrt ſie die civiliſirten Herzen. Die Franzoſen, das Volk der Geſellſchaft, hat dieſe Ungleichheit, die mit dem Prinzip der Geſellſchaft am unleidlichſten collidirt, nothwendigerweiſe am tiefſten erbittert, ſie haben die Gleichheit zu erzwingen geſucht, in¬ dem ſie die Haͤupter derjenigen, die durchaus hervorragen wollten, gelinde abſchnitten, und die Revoluzion ward ein Signal fuͤr den Befrey¬ ungskrieg der Menſchheit.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0189"n="181"/>
tauſend privilegirter Ritter; ſie werden uns den¬<lb/>
noch nicht davon uͤberzeugen koͤnnen, ſo lange ſie<lb/>
uns, wie Voltaire ſagt, nicht nachweiſen, daß<lb/>
jene mit Saͤtteln auf dem Ruͤcken und dieſe mit<lb/>
Sporen an den Fuͤßen zur Welt gekommen ſind.<lb/></p><p>Jede Zeit hat ihre Aufgabe und durch die<lb/>
Loͤſung derſelben ruͤckt die Menſchheit weiter.<lb/>
Die fruͤhere Ungleichheit, durch das Feudalſyſtem<lb/>
in Europa geſtiftet, war vielleicht nothwendig,<lb/>
oder nothwendige Bedingung zu den Fortſchritten<lb/>
der Civiliſation; jetzt aber hemmt ſie dieſe, em¬<lb/>
poͤrt ſie die civiliſirten Herzen. Die Franzoſen, das<lb/>
Volk der Geſellſchaft, hat dieſe Ungleichheit, die<lb/>
mit dem Prinzip der Geſellſchaft am unleidlichſten<lb/>
collidirt, nothwendigerweiſe am tiefſten erbittert,<lb/>ſie haben die Gleichheit zu erzwingen geſucht, in¬<lb/>
dem ſie die Haͤupter derjenigen, die durchaus<lb/>
hervorragen wollten, gelinde abſchnitten, und die<lb/>
Revoluzion ward ein Signal fuͤr den Befrey¬<lb/>
ungskrieg der Menſchheit.</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[181/0189]
tauſend privilegirter Ritter; ſie werden uns den¬
noch nicht davon uͤberzeugen koͤnnen, ſo lange ſie
uns, wie Voltaire ſagt, nicht nachweiſen, daß
jene mit Saͤtteln auf dem Ruͤcken und dieſe mit
Sporen an den Fuͤßen zur Welt gekommen ſind.
Jede Zeit hat ihre Aufgabe und durch die
Loͤſung derſelben ruͤckt die Menſchheit weiter.
Die fruͤhere Ungleichheit, durch das Feudalſyſtem
in Europa geſtiftet, war vielleicht nothwendig,
oder nothwendige Bedingung zu den Fortſchritten
der Civiliſation; jetzt aber hemmt ſie dieſe, em¬
poͤrt ſie die civiliſirten Herzen. Die Franzoſen, das
Volk der Geſellſchaft, hat dieſe Ungleichheit, die
mit dem Prinzip der Geſellſchaft am unleidlichſten
collidirt, nothwendigerweiſe am tiefſten erbittert,
ſie haben die Gleichheit zu erzwingen geſucht, in¬
dem ſie die Haͤupter derjenigen, die durchaus
hervorragen wollten, gelinde abſchnitten, und die
Revoluzion ward ein Signal fuͤr den Befrey¬
ungskrieg der Menſchheit.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/189>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.