und wir benutzten wieder den Scharfsinn ihres Hasses, um unser eignes Beste zu erkennen. Wieder zeigte sich diesmal die gewöhnliche Er¬ scheinung, daß wir unsre Repräsentanten vielmehr der Stimmenmehrheit unserer Feinde als der eignen Wahl verdanken, und indem wir die wunderlich zusammengesetzte Gemeinde betrachte¬ ten, die für das Heil der Türkey und den Un¬ tergang Rußlands ihre frommen Wünsche gen Himmel sandte, so merkten wir bald, wer unser Freund oder vielmehr das Schrecken unserer Feinde ist. Wie mußte der liebe Gott im Him¬ mel lachen, als er zu gleicher Zeit Wellington, den Großmufti, den Pabst, Rothschild I., Metternich, und einen ganzen Troß von Rit¬ terlingen, Stockjobbern, Pfaffen und Türken, für dieselbe Sache, für das Heil des Halb¬ monds, beten hörte!
Was die Alarmisten bisher über die Gefahr gefabelt, der wir durch die Uebergröße Rußlands
und wir benutzten wieder den Scharfſinn ihres Haſſes, um unſer eignes Beſte zu erkennen. Wieder zeigte ſich diesmal die gewoͤhnliche Er¬ ſcheinung, daß wir unſre Repraͤſentanten vielmehr der Stimmenmehrheit unſerer Feinde als der eignen Wahl verdanken, und indem wir die wunderlich zuſammengeſetzte Gemeinde betrachte¬ ten, die fuͤr das Heil der Tuͤrkey und den Un¬ tergang Rußlands ihre frommen Wuͤnſche gen Himmel ſandte, ſo merkten wir bald, wer unſer Freund oder vielmehr das Schrecken unſerer Feinde iſt. Wie mußte der liebe Gott im Him¬ mel lachen, als er zu gleicher Zeit Wellington, den Großmufti, den Pabſt, Rothſchild I., Metternich, und einen ganzen Troß von Rit¬ terlingen, Stockjobbern, Pfaffen und Tuͤrken, fuͤr dieſelbe Sache, fuͤr das Heil des Halb¬ monds, beten hoͤrte!
Was die Alarmiſten bisher uͤber die Gefahr gefabelt, der wir durch die Uebergroͤße Rußlands
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und wir benutzten wieder den Scharfſinn ihres
Haſſes, um unſer eignes Beſte zu erkennen.
Wieder zeigte ſich diesmal die gewoͤhnliche Er¬
ſcheinung, daß wir unſre Repraͤſentanten vielmehr
der Stimmenmehrheit unſerer Feinde als der
eignen Wahl verdanken, und indem wir die
wunderlich zuſammengeſetzte Gemeinde betrachte¬
ten, die fuͤr das Heil der Tuͤrkey und den Un¬
tergang Rußlands ihre frommen Wuͤnſche gen
Himmel ſandte, ſo merkten wir bald, wer unſer
Freund oder vielmehr das Schrecken unſerer
Feinde iſt. Wie mußte der liebe Gott im Him¬
mel lachen, als er zu gleicher Zeit Wellington,
den Großmufti, den Pabſt, Rothſchild I.,
Metternich, und einen ganzen Troß von Rit¬
terlingen, Stockjobbern, Pfaffen und Tuͤrken,
fuͤr dieſelbe Sache, fuͤr das Heil des Halb¬
monds, beten hoͤrte!
Was die Alarmiſten bisher uͤber die Gefahr
gefabelt, der wir durch die Uebergroͤße Rußlands
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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/196>, abgerufen am 21.11.2024.
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