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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830.

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gione für mich das Bild gemalt hat, und nicht
für irgend einen alten Genueser. Und es ist
sehr gut getroffen, todtschweigend getroffen, es
fehlt nicht einmal der Schmerz im Auge, ein
Schmerz der mehr einem geträumten als einem
erlebten Leide galt, und sehr schwer zu malen
war. Das ganze Bild ist wie hingeseufzt auf
die Leinwand. Auch der Mann im schwarzen
Mantel ist gut gemalt, und die maliziös senti¬
mentalen Lippen sind gut getroffen, sprechend ge¬
troffen, als wollten sie eben eine Geschichte er¬
zählen -- Es ist die Geschichte von dem Ritter,
der seine Geliebte aus dem Tode aufküssen wollte,
und als das Licht erlosch -- --


gione fuͤr mich das Bild gemalt hat, und nicht
fuͤr irgend einen alten Genueſer. Und es iſt
ſehr gut getroffen, todtſchweigend getroffen, es
fehlt nicht einmal der Schmerz im Auge, ein
Schmerz der mehr einem getraͤumten als einem
erlebten Leide galt, und ſehr ſchwer zu malen
war. Das ganze Bild iſt wie hingeſeufzt auf
die Leinwand. Auch der Mann im ſchwarzen
Mantel iſt gut gemalt, und die malizioͤs ſenti¬
mentalen Lippen ſind gut getroffen, ſprechend ge¬
troffen, als wollten ſie eben eine Geſchichte er¬
zaͤhlen — Es iſt die Geſchichte von dem Ritter,
der ſeine Geliebte aus dem Tode aufkuͤſſen wollte,
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[214/0222] gione fuͤr mich das Bild gemalt hat, und nicht fuͤr irgend einen alten Genueſer. Und es iſt ſehr gut getroffen, todtſchweigend getroffen, es fehlt nicht einmal der Schmerz im Auge, ein Schmerz der mehr einem getraͤumten als einem erlebten Leide galt, und ſehr ſchwer zu malen war. Das ganze Bild iſt wie hingeſeufzt auf die Leinwand. Auch der Mann im ſchwarzen Mantel iſt gut gemalt, und die malizioͤs ſenti¬ mentalen Lippen ſind gut getroffen, ſprechend ge¬ troffen, als wollten ſie eben eine Geſchichte er¬ zaͤhlen — Es iſt die Geſchichte von dem Ritter, der ſeine Geliebte aus dem Tode aufkuͤſſen wollte, und als das Licht erloſch — —

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/222>, abgerufen am 24.11.2024.