alle ihn nicht genug zu rühmen wußten, und daß alle besonders seinen Enthusiasmus für das Schöne, sein adelig feines Betragen, und seine Uneigen¬ nützigkeit in den übertriebensten Ausdrücken prie¬ sen. Auch Signora Franscheska stimmte ein in diesen Lobgesang, doch gestand sie, seine Nase sey etwas beängstigend und erinnere sie immer an den Thurm von Pisa.
Beim Abschied bat ich sie wieder um die Ver¬ günstigung, ihren linken Fuß küssen zu dürfen; worauf sie, mit lächelndem Ernst, den rothen Schuh auszog, so wie auch den Strumpf; und indem ich niederkniete, reichte sie mir den weißen, blühenden Liljenfuß, den ich vielleicht gläubiger an die Lippen preßte, als ich es mit dem Fuß des Pab¬ stes gethan haben möchte. Wie sich von selbst ver¬ steht, machte ich auch die Kammerjungfer, und half den Strumpf und den Schuh wieder anziehen.
Ich bin mit Ihnen zufrieden, -- sagte Sig¬ nora Franscheska, nach verrichtetem Geschäfte,
alle ihn nicht genug zu ruͤhmen wußten, und daß alle beſonders ſeinen Enthuſiasmus fuͤr das Schoͤne, ſein adelig feines Betragen, und ſeine Uneigen¬ nuͤtzigkeit in den uͤbertriebenſten Ausdruͤcken prie¬ ſen. Auch Signora Franſcheska ſtimmte ein in dieſen Lobgeſang, doch geſtand ſie, ſeine Naſe ſey etwas beaͤngſtigend und erinnere ſie immer an den Thurm von Piſa.
Beim Abſchied bat ich ſie wieder um die Ver¬ guͤnſtigung, ihren linken Fuß kuͤſſen zu duͤrfen; worauf ſie, mit laͤchelndem Ernſt, den rothen Schuh auszog, ſo wie auch den Strumpf; und indem ich niederkniete, reichte ſie mir den weißen, bluͤhenden Liljenfuß, den ich vielleicht glaͤubiger an die Lippen preßte, als ich es mit dem Fuß des Pab¬ ſtes gethan haben moͤchte. Wie ſich von ſelbſt ver¬ ſteht, machte ich auch die Kammerjungfer, und half den Strumpf und den Schuh wieder anziehen.
Ich bin mit Ihnen zufrieden, — ſagte Sig¬ nora Franſcheska, nach verrichtetem Geſchaͤfte,
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alle ihn nicht genug zu ruͤhmen wußten, und daß alle
beſonders ſeinen Enthuſiasmus fuͤr das Schoͤne,
ſein adelig feines Betragen, und ſeine Uneigen¬
nuͤtzigkeit in den uͤbertriebenſten Ausdruͤcken prie¬
ſen. Auch Signora Franſcheska ſtimmte ein in
dieſen Lobgeſang, doch geſtand ſie, ſeine Naſe ſey
etwas beaͤngſtigend und erinnere ſie immer an
den Thurm von Piſa.
Beim Abſchied bat ich ſie wieder um die Ver¬
guͤnſtigung, ihren linken Fuß kuͤſſen zu duͤrfen;
worauf ſie, mit laͤchelndem Ernſt, den rothen
Schuh auszog, ſo wie auch den Strumpf; und
indem ich niederkniete, reichte ſie mir den weißen,
bluͤhenden Liljenfuß, den ich vielleicht glaͤubiger an
die Lippen preßte, als ich es mit dem Fuß des Pab¬
ſtes gethan haben moͤchte. Wie ſich von ſelbſt ver¬
ſteht, machte ich auch die Kammerjungfer, und half
den Strumpf und den Schuh wieder anziehen.
Ich bin mit Ihnen zufrieden, — ſagte Sig¬
nora Franſcheska, nach verrichtetem Geſchaͤfte,
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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/292>, abgerufen am 22.11.2024.
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