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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830.

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Tisch weiß gedeckt, und er legt seinen Packen
und seine Sorgen von sich, und setzt sich zu
Tisch mit seiner schiefen Frau und noch schieferen
Tochter, ißt mit ihnen Fische, die gekocht sind in
angenehm weißer Knoblauchsauce, singt dabey die
prächtigsten Lieder vom König David, freut sich
von ganzem Herzen über den Auszug der Kinder
Israel aus Egypten, freut sich auch, daß alle
Bösewichter, die ihnen Böses gethan, am Ende
gestorben sind, daß König Pharao, Nebukadnezar,
Haman, Antiochus, Titus und all' solche Leute
todt sind, daß Lümpchen aber noch lebt und mit
Frau und Kind Fisch ißt -- Und ich sage Ihnen,
Herr Doktor, die Fische sind delikat und der
Mann ist glücklich, er braucht sich mit keiner
Bildung abzuquälen, er sitzt vergnügt in seiner
Religion und seinem grünen Schlafrock, wie
Diogenes in seiner Tonne, er betrachtet vergnügt
seine Lichter, die er nicht einmahl selbst putzt --
Und ich sage Ihnen, wenn die Lichter etwas matt

Tiſch weiß gedeckt, und er legt ſeinen Packen
und ſeine Sorgen von ſich, und ſetzt ſich zu
Tiſch mit ſeiner ſchiefen Frau und noch ſchieferen
Tochter, ißt mit ihnen Fiſche, die gekocht ſind in
angenehm weißer Knoblauchſauce, ſingt dabey die
praͤchtigſten Lieder vom Koͤnig David, freut ſich
von ganzem Herzen uͤber den Auszug der Kinder
Iſrael aus Egypten, freut ſich auch, daß alle
Boͤſewichter, die ihnen Boͤſes gethan, am Ende
geſtorben ſind, daß Koͤnig Pharao, Nebukadnezar,
Haman, Antiochus, Titus und all' ſolche Leute
todt ſind, daß Luͤmpchen aber noch lebt und mit
Frau und Kind Fiſch ißt — Und ich ſage Ihnen,
Herr Doktor, die Fiſche ſind delikat und der
Mann iſt gluͤcklich, er braucht ſich mit keiner
Bildung abzuquaͤlen, er ſitzt vergnuͤgt in ſeiner
Religion und ſeinem gruͤnen Schlafrock, wie
Diogenes in ſeiner Tonne, er betrachtet vergnuͤgt
ſeine Lichter, die er nicht einmahl ſelbſt putzt —
Und ich ſage Ihnen, wenn die Lichter etwas matt

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[313/0321] Tiſch weiß gedeckt, und er legt ſeinen Packen und ſeine Sorgen von ſich, und ſetzt ſich zu Tiſch mit ſeiner ſchiefen Frau und noch ſchieferen Tochter, ißt mit ihnen Fiſche, die gekocht ſind in angenehm weißer Knoblauchſauce, ſingt dabey die praͤchtigſten Lieder vom Koͤnig David, freut ſich von ganzem Herzen uͤber den Auszug der Kinder Iſrael aus Egypten, freut ſich auch, daß alle Boͤſewichter, die ihnen Boͤſes gethan, am Ende geſtorben ſind, daß Koͤnig Pharao, Nebukadnezar, Haman, Antiochus, Titus und all' ſolche Leute todt ſind, daß Luͤmpchen aber noch lebt und mit Frau und Kind Fiſch ißt — Und ich ſage Ihnen, Herr Doktor, die Fiſche ſind delikat und der Mann iſt gluͤcklich, er braucht ſich mit keiner Bildung abzuquaͤlen, er ſitzt vergnuͤgt in ſeiner Religion und ſeinem gruͤnen Schlafrock, wie Diogenes in ſeiner Tonne, er betrachtet vergnuͤgt ſeine Lichter, die er nicht einmahl ſelbſt putzt — Und ich ſage Ihnen, wenn die Lichter etwas matt

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/321>, abgerufen am 24.11.2024.