Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830.

Bild:
<< vorherige Seite

ist Rudolph von Habsburg u. s. w. Da aber
der arme Engländer die Reihe von oben anfing,
statt von unten, wie es der Guide des voya¬
geurs
voraussetzte, so gerieth er in die ergötz¬
lichsten Verwechselungen, die noch komischer wur¬
den, wenn er an eine Frauenstatue kam, die er
für einen Mann hielt, und umgekehrt, so daß
er nicht begriff, warum man Rudolph von Habs¬
burg in Weibskleidern dargestellt, dagegen die
Königin Maria mit eisernen Hosen und einem
allzulangen Barte. Ich, der ich gerne mit
meinem Wissen nachhelfe, bemerkte beiläufig:
dergleichen habe wahrscheinlich das damalige
Kostüm erfordert, auch könne es besonderer Wille
der hohen Personen gewesen seyn, so, und bei
Leibe nicht anders, gegossen zu werden. So
könne es ja dem jetzigen Kaiser einfallen, sich
in einem Reifrock oder gar in Windeln gießen
zu lassen; -- wer würde was dagegen ein¬
wenden?

iſt Rudolph von Habsburg u. ſ. w. Da aber
der arme Englaͤnder die Reihe von oben anfing,
ſtatt von unten, wie es der Guide des voya¬
geurs
vorausſetzte, ſo gerieth er in die ergoͤtz¬
lichſten Verwechſelungen, die noch komiſcher wur¬
den, wenn er an eine Frauenſtatue kam, die er
fuͤr einen Mann hielt, und umgekehrt, ſo daß
er nicht begriff, warum man Rudolph von Habs¬
burg in Weibskleidern dargeſtellt, dagegen die
Koͤnigin Maria mit eiſernen Hoſen und einem
allzulangen Barte. Ich, der ich gerne mit
meinem Wiſſen nachhelfe, bemerkte beilaͤufig:
dergleichen habe wahrſcheinlich das damalige
Koſtuͤm erfordert, auch koͤnne es beſonderer Wille
der hohen Perſonen geweſen ſeyn, ſo, und bei
Leibe nicht anders, gegoſſen zu werden. So
koͤnne es ja dem jetzigen Kaiſer einfallen, ſich
in einem Reifrock oder gar in Windeln gießen
zu laſſen; — wer wuͤrde was dagegen ein¬
wenden?

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0063" n="55"/>
i&#x017F;t Rudolph von Habsburg u. &#x017F;. w. Da aber<lb/>
der arme Engla&#x0364;nder die Reihe von oben anfing,<lb/>
&#x017F;tatt von unten, wie es der <hi rendition="#aq">Guide des voya¬<lb/>
geurs</hi> voraus&#x017F;etzte, &#x017F;o gerieth er in die ergo&#x0364;tz¬<lb/>
lich&#x017F;ten Verwech&#x017F;elungen, die noch komi&#x017F;cher wur¬<lb/>
den, wenn er an eine Frauen&#x017F;tatue kam, die er<lb/>
fu&#x0364;r einen Mann hielt, und umgekehrt, &#x017F;o daß<lb/>
er nicht begriff, warum man Rudolph von Habs¬<lb/>
burg in Weibskleidern darge&#x017F;tellt, dagegen die<lb/>
Ko&#x0364;nigin Maria mit ei&#x017F;ernen Ho&#x017F;en und einem<lb/>
allzulangen Barte. Ich, der ich gerne mit<lb/>
meinem Wi&#x017F;&#x017F;en nachhelfe, bemerkte beila&#x0364;ufig:<lb/>
dergleichen habe wahr&#x017F;cheinlich das damalige<lb/>
Ko&#x017F;tu&#x0364;m erfordert, auch ko&#x0364;nne es be&#x017F;onderer Wille<lb/>
der hohen Per&#x017F;onen gewe&#x017F;en &#x017F;eyn, &#x017F;o, und bei<lb/>
Leibe nicht anders, gego&#x017F;&#x017F;en <choice><sic>zn</sic><corr>zu</corr></choice> werden. So<lb/>
ko&#x0364;nne es ja dem jetzigen Kai&#x017F;er einfallen, &#x017F;ich<lb/>
in einem Reifrock oder gar in Windeln gießen<lb/>
zu la&#x017F;&#x017F;en; &#x2014; wer wu&#x0364;rde was dagegen ein¬<lb/>
wenden?</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[55/0063] iſt Rudolph von Habsburg u. ſ. w. Da aber der arme Englaͤnder die Reihe von oben anfing, ſtatt von unten, wie es der Guide des voya¬ geurs vorausſetzte, ſo gerieth er in die ergoͤtz¬ lichſten Verwechſelungen, die noch komiſcher wur¬ den, wenn er an eine Frauenſtatue kam, die er fuͤr einen Mann hielt, und umgekehrt, ſo daß er nicht begriff, warum man Rudolph von Habs¬ burg in Weibskleidern dargeſtellt, dagegen die Koͤnigin Maria mit eiſernen Hoſen und einem allzulangen Barte. Ich, der ich gerne mit meinem Wiſſen nachhelfe, bemerkte beilaͤufig: dergleichen habe wahrſcheinlich das damalige Koſtuͤm erfordert, auch koͤnne es beſonderer Wille der hohen Perſonen geweſen ſeyn, ſo, und bei Leibe nicht anders, gegoſſen zu werden. So koͤnne es ja dem jetzigen Kaiſer einfallen, ſich in einem Reifrock oder gar in Windeln gießen zu laſſen; — wer wuͤrde was dagegen ein¬ wenden?

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/63
Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/63>, abgerufen am 24.11.2024.