ob sie, zum Lohne ihrer Treue, Alles erlangt, was man ihnen in der Noth versprochen, so zucken sie gutmüthig die Achsel, und sagen naiv: es war vielleicht so ernst nicht gemeint, und der Kaiser hat viel zu denken, und da geht ihm manches durch den Kopf.
Tröstet Euch, arme Schelme! Ihr seyd nicht die Einzigen, denen etwas versprochen worden. Passirt es doch oft auf großen Sklavenschiffen, daß man bey großen Stürmen und wenn das Schiff in Gefahr geräth, zu den schwarzen Menschen seine Zuflucht nimmt, die unten im dunkeln Schiffsraum zusammengestaut liegen. Man bricht dann ihre eisernen Ketten, und ver¬ spricht heilig und theuer, ihnen die Freyheit zu schenken, wenn durch ihre Thätigkeit das Schiff gerettet werde. Die blöden Schwarzen jubeln nun hinauf ans Tageslicht, Hurrah! sie eilen zu den Pumpen, stampfen aus Leibeskräften,
5
ob ſie, zum Lohne ihrer Treue, Alles erlangt, was man ihnen in der Noth verſprochen, ſo zucken ſie gutmuͤthig die Achſel, und ſagen naiv: es war vielleicht ſo ernſt nicht gemeint, und der Kaiſer hat viel zu denken, und da geht ihm manches durch den Kopf.
Troͤſtet Euch, arme Schelme! Ihr ſeyd nicht die Einzigen, denen etwas verſprochen worden. Paſſirt es doch oft auf großen Sklavenſchiffen, daß man bey großen Stuͤrmen und wenn das Schiff in Gefahr geraͤth, zu den ſchwarzen Menſchen ſeine Zuflucht nimmt, die unten im dunkeln Schiffsraum zuſammengeſtaut liegen. Man bricht dann ihre eiſernen Ketten, und ver¬ ſpricht heilig und theuer, ihnen die Freyheit zu ſchenken, wenn durch ihre Thaͤtigkeit das Schiff gerettet werde. Die bloͤden Schwarzen jubeln nun hinauf ans Tageslicht, Hurrah! ſie eilen zu den Pumpen, ſtampfen aus Leibeskraͤften,
5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0073"n="65"/>
ob ſie, zum Lohne ihrer Treue, Alles erlangt,<lb/>
was man ihnen in der Noth verſprochen, ſo<lb/>
zucken ſie gutmuͤthig die Achſel, und ſagen naiv:<lb/>
es war vielleicht ſo ernſt nicht gemeint, und der<lb/>
Kaiſer hat viel zu denken, und da geht ihm<lb/>
manches durch den Kopf.</p><lb/><p>Troͤſtet Euch, arme Schelme! Ihr ſeyd nicht<lb/>
die Einzigen, denen etwas verſprochen worden.<lb/>
Paſſirt es doch oft auf großen Sklavenſchiffen,<lb/>
daß man bey großen Stuͤrmen und wenn<lb/>
das Schiff in Gefahr geraͤth, zu den ſchwarzen<lb/>
Menſchen ſeine Zuflucht nimmt, die unten im<lb/>
dunkeln Schiffsraum zuſammengeſtaut liegen.<lb/>
Man bricht dann ihre eiſernen Ketten, und ver¬<lb/>ſpricht heilig und theuer, ihnen die Freyheit zu<lb/>ſchenken, wenn durch ihre Thaͤtigkeit das Schiff<lb/>
gerettet werde. Die bloͤden Schwarzen jubeln<lb/>
nun hinauf ans Tageslicht, Hurrah! ſie eilen<lb/>
zu den Pumpen, ſtampfen aus Leibeskraͤften,<lb/><fwplace="bottom"type="sig">5<lb/></fw></p></div></div></body></text></TEI>
[65/0073]
ob ſie, zum Lohne ihrer Treue, Alles erlangt,
was man ihnen in der Noth verſprochen, ſo
zucken ſie gutmuͤthig die Achſel, und ſagen naiv:
es war vielleicht ſo ernſt nicht gemeint, und der
Kaiſer hat viel zu denken, und da geht ihm
manches durch den Kopf.
Troͤſtet Euch, arme Schelme! Ihr ſeyd nicht
die Einzigen, denen etwas verſprochen worden.
Paſſirt es doch oft auf großen Sklavenſchiffen,
daß man bey großen Stuͤrmen und wenn
das Schiff in Gefahr geraͤth, zu den ſchwarzen
Menſchen ſeine Zuflucht nimmt, die unten im
dunkeln Schiffsraum zuſammengeſtaut liegen.
Man bricht dann ihre eiſernen Ketten, und ver¬
ſpricht heilig und theuer, ihnen die Freyheit zu
ſchenken, wenn durch ihre Thaͤtigkeit das Schiff
gerettet werde. Die bloͤden Schwarzen jubeln
nun hinauf ans Tageslicht, Hurrah! ſie eilen
zu den Pumpen, ſtampfen aus Leibeskraͤften,
5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/73>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.