Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830.

Bild:
<< vorherige Seite

ob sie, zum Lohne ihrer Treue, Alles erlangt,
was man ihnen in der Noth versprochen, so
zucken sie gutmüthig die Achsel, und sagen naiv:
es war vielleicht so ernst nicht gemeint, und der
Kaiser hat viel zu denken, und da geht ihm
manches durch den Kopf.

Tröstet Euch, arme Schelme! Ihr seyd nicht
die Einzigen, denen etwas versprochen worden.
Passirt es doch oft auf großen Sklavenschiffen,
daß man bey großen Stürmen und wenn
das Schiff in Gefahr geräth, zu den schwarzen
Menschen seine Zuflucht nimmt, die unten im
dunkeln Schiffsraum zusammengestaut liegen.
Man bricht dann ihre eisernen Ketten, und ver¬
spricht heilig und theuer, ihnen die Freyheit zu
schenken, wenn durch ihre Thätigkeit das Schiff
gerettet werde. Die blöden Schwarzen jubeln
nun hinauf ans Tageslicht, Hurrah! sie eilen
zu den Pumpen, stampfen aus Leibeskräften,

5

ob ſie, zum Lohne ihrer Treue, Alles erlangt,
was man ihnen in der Noth verſprochen, ſo
zucken ſie gutmuͤthig die Achſel, und ſagen naiv:
es war vielleicht ſo ernſt nicht gemeint, und der
Kaiſer hat viel zu denken, und da geht ihm
manches durch den Kopf.

Troͤſtet Euch, arme Schelme! Ihr ſeyd nicht
die Einzigen, denen etwas verſprochen worden.
Paſſirt es doch oft auf großen Sklavenſchiffen,
daß man bey großen Stuͤrmen und wenn
das Schiff in Gefahr geraͤth, zu den ſchwarzen
Menſchen ſeine Zuflucht nimmt, die unten im
dunkeln Schiffsraum zuſammengeſtaut liegen.
Man bricht dann ihre eiſernen Ketten, und ver¬
ſpricht heilig und theuer, ihnen die Freyheit zu
ſchenken, wenn durch ihre Thaͤtigkeit das Schiff
gerettet werde. Die bloͤden Schwarzen jubeln
nun hinauf ans Tageslicht, Hurrah! ſie eilen
zu den Pumpen, ſtampfen aus Leibeskraͤften,

5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0073" n="65"/>
ob &#x017F;ie, zum Lohne ihrer Treue, Alles erlangt,<lb/>
was man ihnen in der Noth ver&#x017F;prochen, &#x017F;o<lb/>
zucken &#x017F;ie gutmu&#x0364;thig die Ach&#x017F;el, und &#x017F;agen naiv:<lb/>
es war vielleicht &#x017F;o ern&#x017F;t nicht gemeint, und der<lb/>
Kai&#x017F;er hat viel zu denken, und da geht ihm<lb/>
manches durch den Kopf.</p><lb/>
          <p>Tro&#x0364;&#x017F;tet Euch, arme Schelme! Ihr &#x017F;eyd nicht<lb/>
die Einzigen, denen etwas ver&#x017F;prochen worden.<lb/>
Pa&#x017F;&#x017F;irt es doch oft auf großen Sklaven&#x017F;chiffen,<lb/>
daß man bey großen Stu&#x0364;rmen und wenn<lb/>
das Schiff in Gefahr gera&#x0364;th, zu den &#x017F;chwarzen<lb/>
Men&#x017F;chen &#x017F;eine Zuflucht nimmt, die unten im<lb/>
dunkeln Schiffsraum zu&#x017F;ammenge&#x017F;taut liegen.<lb/>
Man bricht dann ihre ei&#x017F;ernen Ketten, und ver¬<lb/>
&#x017F;pricht heilig und theuer, ihnen die Freyheit zu<lb/>
&#x017F;chenken, wenn durch ihre Tha&#x0364;tigkeit das Schiff<lb/>
gerettet werde. Die blo&#x0364;den Schwarzen jubeln<lb/>
nun hinauf ans Tageslicht, Hurrah! &#x017F;ie eilen<lb/>
zu den Pumpen, &#x017F;tampfen aus Leibeskra&#x0364;ften,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">5<lb/></fw>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[65/0073] ob ſie, zum Lohne ihrer Treue, Alles erlangt, was man ihnen in der Noth verſprochen, ſo zucken ſie gutmuͤthig die Achſel, und ſagen naiv: es war vielleicht ſo ernſt nicht gemeint, und der Kaiſer hat viel zu denken, und da geht ihm manches durch den Kopf. Troͤſtet Euch, arme Schelme! Ihr ſeyd nicht die Einzigen, denen etwas verſprochen worden. Paſſirt es doch oft auf großen Sklavenſchiffen, daß man bey großen Stuͤrmen und wenn das Schiff in Gefahr geraͤth, zu den ſchwarzen Menſchen ſeine Zuflucht nimmt, die unten im dunkeln Schiffsraum zuſammengeſtaut liegen. Man bricht dann ihre eiſernen Ketten, und ver¬ ſpricht heilig und theuer, ihnen die Freyheit zu ſchenken, wenn durch ihre Thaͤtigkeit das Schiff gerettet werde. Die bloͤden Schwarzen jubeln nun hinauf ans Tageslicht, Hurrah! ſie eilen zu den Pumpen, ſtampfen aus Leibeskraͤften, 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/73
Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/73>, abgerufen am 24.11.2024.