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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830.

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Fußzehen zu stellen schien, und den anderen
Bergen recht neugierig über die Schultern blickte,
wahrscheinlich um mich zu sehen. Dabei kreisch¬
ten überall die Waldbäche, die sich wie toll von
den Höhen herabstürzten und in den dunkeln
Thalstrudeln versammelten. Die Menschen steckten
in ihren niedlichen, netten Häuschen, die über
der Halde, an den schroffsten Abhängen und bis
auf die Bergspitzen zerstreut liegen; niedliche,
nette Häuschen, gewöhnlich mit einer langen,
balkonartigen Gallerie, und diese wieder mit
Wäsche, Heiligenbildchen, Blumentöpfen und
Mädchengesichtern ausgeschmückt. Auch hübsch
bemalt sind diese Häuschen, meistens weiß
und grün, als trügen sie ebenfalls die Tyroler
Landestracht, grüne Hosenträger über dem weißen
Hemde. Wenn ich solch' Häuschen im einsamen
Regen liegen sah, wollte mein Herz oft ausstei¬
gen und zu den Menschen gehen, die gewiß
trocken und vergnügt da drinnen saßen. Da

Fußzehen zu ſtellen ſchien, und den anderen
Bergen recht neugierig uͤber die Schultern blickte,
wahrſcheinlich um mich zu ſehen. Dabei kreiſch¬
ten uͤberall die Waldbaͤche, die ſich wie toll von
den Hoͤhen herabſtuͤrzten und in den dunkeln
Thalſtrudeln verſammelten. Die Menſchen ſteckten
in ihren niedlichen, netten Haͤuschen, die uͤber
der Halde, an den ſchroffſten Abhaͤngen und bis
auf die Bergſpitzen zerſtreut liegen; niedliche,
nette Haͤuschen, gewoͤhnlich mit einer langen,
balkonartigen Gallerie, und dieſe wieder mit
Waͤſche, Heiligenbildchen, Blumentoͤpfen und
Maͤdchengeſichtern ausgeſchmuͤckt. Auch huͤbſch
bemalt ſind dieſe Haͤuschen, meiſtens weiß
und gruͤn, als truͤgen ſie ebenfalls die Tyroler
Landestracht, gruͤne Hoſentraͤger uͤber dem weißen
Hemde. Wenn ich ſolch' Haͤuschen im einſamen
Regen liegen ſah, wollte mein Herz oft ausſtei¬
gen und zu den Menſchen gehen, die gewiß
trocken und vergnuͤgt da drinnen ſaßen. Da

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[74/0082] Fußzehen zu ſtellen ſchien, und den anderen Bergen recht neugierig uͤber die Schultern blickte, wahrſcheinlich um mich zu ſehen. Dabei kreiſch¬ ten uͤberall die Waldbaͤche, die ſich wie toll von den Hoͤhen herabſtuͤrzten und in den dunkeln Thalſtrudeln verſammelten. Die Menſchen ſteckten in ihren niedlichen, netten Haͤuschen, die uͤber der Halde, an den ſchroffſten Abhaͤngen und bis auf die Bergſpitzen zerſtreut liegen; niedliche, nette Haͤuschen, gewoͤhnlich mit einer langen, balkonartigen Gallerie, und dieſe wieder mit Waͤſche, Heiligenbildchen, Blumentoͤpfen und Maͤdchengeſichtern ausgeſchmuͤckt. Auch huͤbſch bemalt ſind dieſe Haͤuschen, meiſtens weiß und gruͤn, als truͤgen ſie ebenfalls die Tyroler Landestracht, gruͤne Hoſentraͤger uͤber dem weißen Hemde. Wenn ich ſolch' Haͤuschen im einſamen Regen liegen ſah, wollte mein Herz oft ausſtei¬ gen und zu den Menſchen gehen, die gewiß trocken und vergnuͤgt da drinnen ſaßen. Da

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/82>, abgerufen am 24.11.2024.