weiten, gähnenden Räumen des Himmels, dort zurückgestoßen wird von den kalten Sternen, und wieder heimsinkt zur kleinen Erde, und mit Seuf¬ zen und Jauchzen gestehen muß, daß es doch in der ganzen Schöpfung nichts Schöneres und Bes¬ seres giebt als das Herz der Menschen. Diese Liebe ist die Begeisterung, die immer göttlicher Art, gleichviel ob sie thörigte oder weise Handlun¬ gen verübt -- Und so hat der kleine Knabe kei¬ neswegs unnütz seine Thränen verschwendet, die er über die Leiden des närrischen Ritters vergoß, eben so wenig wie späterhin der Jüngling, als er manche Nacht im Studierstübchen weinte über den Tod der heiligsten Freyheitshelden, über König Agis von Sparta, über Cajus und Tiberius Grac¬ chus von Rom, über Jesus von Jerusalem, und über Robespierre und Saint Just von Paris. Jetzt, wo ich die Toga virilis angezogen, und selbst ein Mann seyn will, hat das Weinen ein Ende, und es gilt zu handeln wie ein Mann,
weiten, gaͤhnenden Raͤumen des Himmels, dort zuruͤckgeſtoßen wird von den kalten Sternen, und wieder heimſinkt zur kleinen Erde, und mit Seuf¬ zen und Jauchzen geſtehen muß, daß es doch in der ganzen Schoͤpfung nichts Schoͤneres und Beſ¬ ſeres giebt als das Herz der Menſchen. Dieſe Liebe iſt die Begeiſterung, die immer goͤttlicher Art, gleichviel ob ſie thoͤrigte oder weiſe Handlun¬ gen veruͤbt — Und ſo hat der kleine Knabe kei¬ neswegs unnuͤtz ſeine Thraͤnen verſchwendet, die er uͤber die Leiden des naͤrriſchen Ritters vergoß, eben ſo wenig wie ſpaͤterhin der Juͤngling, als er manche Nacht im Studierſtuͤbchen weinte uͤber den Tod der heiligſten Freyheitshelden, uͤber Koͤnig Agis von Sparta, uͤber Cajus und Tiberius Grac¬ chus von Rom, uͤber Jeſus von Jeruſalem, und uͤber Robespierre und Saint Juſt von Paris. Jetzt, wo ich die Toga virilis angezogen, und ſelbſt ein Mann ſeyn will, hat das Weinen ein Ende, und es gilt zu handeln wie ein Mann,
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weiten, gaͤhnenden Raͤumen des Himmels, dort
zuruͤckgeſtoßen wird von den kalten Sternen, und
wieder heimſinkt zur kleinen Erde, und mit Seuf¬
zen und Jauchzen geſtehen muß, daß es doch in
der ganzen Schoͤpfung nichts Schoͤneres und Beſ¬
ſeres giebt als das Herz der Menſchen. Dieſe
Liebe iſt die Begeiſterung, die immer goͤttlicher
Art, gleichviel ob ſie thoͤrigte oder weiſe Handlun¬
gen veruͤbt — Und ſo hat der kleine Knabe kei¬
neswegs unnuͤtz ſeine Thraͤnen verſchwendet, die
er uͤber die Leiden des naͤrriſchen Ritters vergoß,
eben ſo wenig wie ſpaͤterhin der Juͤngling, als
er manche Nacht im Studierſtuͤbchen weinte uͤber
den Tod der heiligſten Freyheitshelden, uͤber Koͤnig
Agis von Sparta, uͤber Cajus und Tiberius Grac¬
chus von Rom, uͤber Jeſus von Jeruſalem, und
uͤber Robespierre und Saint Juſt von Paris.
Jetzt, wo ich die Toga virilis angezogen, und
ſelbſt ein Mann ſeyn will, hat das Weinen ein
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Heine, Heinrich: Reisebilder. Nachträge. Hamburg, 1831, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder04_1831/140>, abgerufen am 21.11.2024.
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