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Heine, Heinrich: Reisebilder. Nachträge. Hamburg, 1831.

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daß ich fett geworden sey, ist eine Verläumdung,
wenigstens habe ich noch keine fette Sinekur erhal¬
ten, und ich hätte doch die dazu gehörigen Ta¬
lente. Auch ist von dem Fett der Vetterschaft
nichts an mir zu verspüren. Ich bilde mir ein,
man habe alles mögliche angewendet um mich ma¬
ger zu halten; als mich hungerte da fütterte man
mich mit Schlangen, als mich dürstete da tränkte
man mich mit Wermuth, man goß mir die Hölle
ins Herz, daß ich Gift weinte und Feuer seufzte,
man kroch mir nach bis in die Träume meiner
Nächte -- und da sehe ich sie die grauenhaften
Larven, die noblen Lakayengesichter mit fletschenden
Zähnen, die drohenden Banquiernasen, die tödt¬
lichen Augen, die aus den Kaputzen hervorstechen,
die bleichen Manschettenhände mit blanken Mes¬
sern --

Auch die alte Frau, die neben mir wohnt,
meine Wandnachbarin, hält mich für verrückt, und
behauptet ich spräche im Schlafe das wahnsinnigste

daß ich fett geworden ſey, iſt eine Verlaͤumdung,
wenigſtens habe ich noch keine fette Sinekur erhal¬
ten, und ich haͤtte doch die dazu gehoͤrigen Ta¬
lente. Auch iſt von dem Fett der Vetterſchaft
nichts an mir zu verſpuͤren. Ich bilde mir ein,
man habe alles moͤgliche angewendet um mich ma¬
ger zu halten; als mich hungerte da fuͤtterte man
mich mit Schlangen, als mich duͤrſtete da traͤnkte
man mich mit Wermuth, man goß mir die Hoͤlle
ins Herz, daß ich Gift weinte und Feuer ſeufzte,
man kroch mir nach bis in die Traͤume meiner
Naͤchte — und da ſehe ich ſie die grauenhaften
Larven, die noblen Lakayengeſichter mit fletſchenden
Zaͤhnen, die drohenden Banquiernaſen, die toͤdt¬
lichen Augen, die aus den Kaputzen hervorſtechen,
die bleichen Manſchettenhaͤnde mit blanken Meſ¬
ſern —

Auch die alte Frau, die neben mir wohnt,
meine Wandnachbarin, haͤlt mich fuͤr verruͤckt, und
behauptet ich ſpraͤche im Schlafe das wahnſinnigſte

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[133/0147] daß ich fett geworden ſey, iſt eine Verlaͤumdung, wenigſtens habe ich noch keine fette Sinekur erhal¬ ten, und ich haͤtte doch die dazu gehoͤrigen Ta¬ lente. Auch iſt von dem Fett der Vetterſchaft nichts an mir zu verſpuͤren. Ich bilde mir ein, man habe alles moͤgliche angewendet um mich ma¬ ger zu halten; als mich hungerte da fuͤtterte man mich mit Schlangen, als mich duͤrſtete da traͤnkte man mich mit Wermuth, man goß mir die Hoͤlle ins Herz, daß ich Gift weinte und Feuer ſeufzte, man kroch mir nach bis in die Traͤume meiner Naͤchte — und da ſehe ich ſie die grauenhaften Larven, die noblen Lakayengeſichter mit fletſchenden Zaͤhnen, die drohenden Banquiernaſen, die toͤdt¬ lichen Augen, die aus den Kaputzen hervorſtechen, die bleichen Manſchettenhaͤnde mit blanken Meſ¬ ſern — Auch die alte Frau, die neben mir wohnt, meine Wandnachbarin, haͤlt mich fuͤr verruͤckt, und behauptet ich ſpraͤche im Schlafe das wahnſinnigſte

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Nachträge. Hamburg, 1831, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder04_1831/147>, abgerufen am 21.11.2024.