Mit den Gedärmen eines Esels möchte ich meine Leyer besaiten, um sie nach Würden zu besingen, die geschorenen Dummköpfe!
Eine gewaltige Lust ergreift mich! Während ich sitze, und schreibe, erklingt Musik unter mei¬ nem Fenster, und an dem elegischen Grimm der langezogenen Melodie, erkenne ich jene marseiller Hymne, womit der schöne Barbaroux und seine Gefährten die Stadt Paris begrüßten, jener Kuh¬ reigen der Freyheit, bey dessen Tönen die Schwei¬ tzer in den Tuilerien das Heimweh bekamen, jener triumphirende Todesgesang der Gironde, das alte, süße Wiegenlied --
Welch ein Lied! Es durchschauert mich mit Feuer und Freude, und entzündet in mir die glü¬ henden Sterne der Begeisterung und die Raketen des Spottes. Ja, diese sollen nicht fehlen, bey dem großen Feuerwerk der Zeit. Klingende Flam¬ menströme des Gesanges sollen sich ergießen von der Höhe der Freyheitslust, in kühnen Kaskaden,
Mit den Gedaͤrmen eines Eſels moͤchte ich meine Leyer beſaiten, um ſie nach Wuͤrden zu beſingen, die geſchorenen Dummkoͤpfe!
Eine gewaltige Luſt ergreift mich! Waͤhrend ich ſitze, und ſchreibe, erklingt Muſik unter mei¬ nem Fenſter, und an dem elegiſchen Grimm der langezogenen Melodie, erkenne ich jene marſeiller Hymne, womit der ſchoͤne Barbaroux und ſeine Gefaͤhrten die Stadt Paris begruͤßten, jener Kuh¬ reigen der Freyheit, bey deſſen Toͤnen die Schwei¬ tzer in den Tuilerien das Heimweh bekamen, jener triumphirende Todesgeſang der Gironde, das alte, ſuͤße Wiegenlied —
Welch ein Lied! Es durchſchauert mich mit Feuer und Freude, und entzuͤndet in mir die gluͤ¬ henden Sterne der Begeiſterung und die Raketen des Spottes. Ja, dieſe ſollen nicht fehlen, bey dem großen Feuerwerk der Zeit. Klingende Flam¬ menſtroͤme des Geſanges ſollen ſich ergießen von der Hoͤhe der Freyheitsluſt, in kuͤhnen Kaskaden,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0152"n="138"/>
Mit den Gedaͤrmen eines Eſels moͤchte ich meine<lb/>
Leyer beſaiten, um ſie nach Wuͤrden zu beſingen,<lb/>
die geſchorenen Dummkoͤpfe!</p><lb/><p>Eine gewaltige Luſt ergreift mich! Waͤhrend<lb/>
ich ſitze, und ſchreibe, erklingt Muſik unter mei¬<lb/>
nem Fenſter, und an dem elegiſchen Grimm der<lb/>
langezogenen Melodie, erkenne ich jene marſeiller<lb/>
Hymne, womit der ſchoͤne Barbaroux und ſeine<lb/>
Gefaͤhrten die Stadt Paris begruͤßten, jener Kuh¬<lb/>
reigen der Freyheit, bey deſſen Toͤnen die Schwei¬<lb/>
tzer in den Tuilerien das Heimweh bekamen, jener<lb/>
triumphirende Todesgeſang der Gironde, das alte,<lb/>ſuͤße Wiegenlied —</p><lb/><p>Welch ein Lied! Es durchſchauert mich mit<lb/>
Feuer und Freude, und entzuͤndet in mir die gluͤ¬<lb/>
henden Sterne der Begeiſterung und die Raketen<lb/>
des Spottes. Ja, dieſe ſollen nicht fehlen, bey<lb/>
dem großen Feuerwerk der Zeit. Klingende Flam¬<lb/>
menſtroͤme des Geſanges ſollen ſich ergießen von<lb/>
der Hoͤhe der Freyheitsluſt, in kuͤhnen Kaskaden,<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[138/0152]
Mit den Gedaͤrmen eines Eſels moͤchte ich meine
Leyer beſaiten, um ſie nach Wuͤrden zu beſingen,
die geſchorenen Dummkoͤpfe!
Eine gewaltige Luſt ergreift mich! Waͤhrend
ich ſitze, und ſchreibe, erklingt Muſik unter mei¬
nem Fenſter, und an dem elegiſchen Grimm der
langezogenen Melodie, erkenne ich jene marſeiller
Hymne, womit der ſchoͤne Barbaroux und ſeine
Gefaͤhrten die Stadt Paris begruͤßten, jener Kuh¬
reigen der Freyheit, bey deſſen Toͤnen die Schwei¬
tzer in den Tuilerien das Heimweh bekamen, jener
triumphirende Todesgeſang der Gironde, das alte,
ſuͤße Wiegenlied —
Welch ein Lied! Es durchſchauert mich mit
Feuer und Freude, und entzuͤndet in mir die gluͤ¬
henden Sterne der Begeiſterung und die Raketen
des Spottes. Ja, dieſe ſollen nicht fehlen, bey
dem großen Feuerwerk der Zeit. Klingende Flam¬
menſtroͤme des Geſanges ſollen ſich ergießen von
der Hoͤhe der Freyheitsluſt, in kuͤhnen Kaskaden,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Heine, Heinrich: Reisebilder. Nachträge. Hamburg, 1831, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder04_1831/152>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.