selben Bauart, gewöhnlich zwey oder drey Fenster breit, drey hoch, und oben mit kleinen rothen Schornsteinen geziert, die wie blutig ausgerissene Zähne aussehen, dergestalt, daß die breiten, regel¬ rechten Straßen, die sie bilden, nur zwey unend¬ lich lange kasernenartige Häuser zu seyn scheinen. Dieses hat wohl seinen Grund in dem Umstande, daß jede englische Familie, und bestände sie auch nur aus zwey Personen, dennoch ein ganzes Haus, ihr eignes Castell, bewohnen will, und reiche, Spekulanten, solchem Bedürfniß entgegenkommend, ganze Straßen bauen, worin sie die Häuser ein¬ zeln wieder verhökern. In den Hauptstraßen der City, demjenigen Theil Londons, wo der Sitz des Handels und der Gewerke, wo noch alterthümliche Gebäude zwischen den neuen zerstreut sind, und wo auch die Vorderseite der Häuser mit ellenlan¬ gen Namen und Zahlen, gewöhnlich goldig und relief bis ans Dach bedeckt sind: da ist jene cha¬ rakteristische Einförmigkeit der Häuser nicht so auf¬
ſelben Bauart, gewoͤhnlich zwey oder drey Fenſter breit, drey hoch, und oben mit kleinen rothen Schornſteinen geziert, die wie blutig ausgeriſſene Zaͤhne ausſehen, dergeſtalt, daß die breiten, regel¬ rechten Straßen, die ſie bilden, nur zwey unend¬ lich lange kaſernenartige Haͤuſer zu ſeyn ſcheinen. Dieſes hat wohl ſeinen Grund in dem Umſtande, daß jede engliſche Familie, und beſtaͤnde ſie auch nur aus zwey Perſonen, dennoch ein ganzes Haus, ihr eignes Caſtell, bewohnen will, und reiche, Spekulanten, ſolchem Beduͤrfniß entgegenkommend, ganze Straßen bauen, worin ſie die Haͤuſer ein¬ zeln wieder verhoͤkern. In den Hauptſtraßen der City, demjenigen Theil Londons, wo der Sitz des Handels und der Gewerke, wo noch alterthuͤmliche Gebaͤude zwiſchen den neuen zerſtreut ſind, und wo auch die Vorderſeite der Haͤuſer mit ellenlan¬ gen Namen und Zahlen, gewoͤhnlich goldig und relief bis ans Dach bedeckt ſind: da iſt jene cha¬ rakteriſtiſche Einfoͤrmigkeit der Haͤuſer nicht ſo auf¬
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0176"n="162"/>ſelben Bauart, gewoͤhnlich zwey oder drey Fenſter<lb/>
breit, drey hoch, und oben mit kleinen rothen<lb/>
Schornſteinen geziert, die wie blutig ausgeriſſene<lb/>
Zaͤhne ausſehen, dergeſtalt, daß die breiten, regel¬<lb/>
rechten Straßen, die ſie bilden, nur zwey unend¬<lb/>
lich lange kaſernenartige Haͤuſer zu ſeyn ſcheinen.<lb/>
Dieſes hat wohl ſeinen Grund in dem Umſtande,<lb/>
daß jede engliſche Familie, und beſtaͤnde ſie auch<lb/>
nur aus zwey Perſonen, dennoch ein ganzes Haus,<lb/>
ihr eignes Caſtell, bewohnen will, und reiche,<lb/>
Spekulanten, ſolchem Beduͤrfniß entgegenkommend,<lb/>
ganze Straßen bauen, worin ſie die Haͤuſer ein¬<lb/>
zeln wieder verhoͤkern. In den Hauptſtraßen der<lb/>
City, demjenigen Theil Londons, wo der Sitz des<lb/>
Handels und der Gewerke, wo noch alterthuͤmliche<lb/>
Gebaͤude zwiſchen den neuen zerſtreut ſind, und<lb/>
wo auch die Vorderſeite der Haͤuſer mit ellenlan¬<lb/>
gen Namen und Zahlen, gewoͤhnlich goldig und<lb/>
relief bis ans Dach bedeckt ſind: da iſt jene cha¬<lb/>
rakteriſtiſche Einfoͤrmigkeit der Haͤuſer nicht ſo auf¬<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[162/0176]
ſelben Bauart, gewoͤhnlich zwey oder drey Fenſter
breit, drey hoch, und oben mit kleinen rothen
Schornſteinen geziert, die wie blutig ausgeriſſene
Zaͤhne ausſehen, dergeſtalt, daß die breiten, regel¬
rechten Straßen, die ſie bilden, nur zwey unend¬
lich lange kaſernenartige Haͤuſer zu ſeyn ſcheinen.
Dieſes hat wohl ſeinen Grund in dem Umſtande,
daß jede engliſche Familie, und beſtaͤnde ſie auch
nur aus zwey Perſonen, dennoch ein ganzes Haus,
ihr eignes Caſtell, bewohnen will, und reiche,
Spekulanten, ſolchem Beduͤrfniß entgegenkommend,
ganze Straßen bauen, worin ſie die Haͤuſer ein¬
zeln wieder verhoͤkern. In den Hauptſtraßen der
City, demjenigen Theil Londons, wo der Sitz des
Handels und der Gewerke, wo noch alterthuͤmliche
Gebaͤude zwiſchen den neuen zerſtreut ſind, und
wo auch die Vorderſeite der Haͤuſer mit ellenlan¬
gen Namen und Zahlen, gewoͤhnlich goldig und
relief bis ans Dach bedeckt ſind: da iſt jene cha¬
rakteriſtiſche Einfoͤrmigkeit der Haͤuſer nicht ſo auf¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Heine, Heinrich: Reisebilder. Nachträge. Hamburg, 1831, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder04_1831/176>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.