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Heine, Heinrich: Reisebilder. Nachträge. Hamburg, 1831.

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sogar den Vortheil des erleichterten Verkehrs, in¬
dem jener sich auf dem großen Gemüsemarkte, mit
seinen großen Goldbarren, die dort keinen Curs
haben, nicht zu helfen weiß, während jedes Kram¬
weib mit beiden Händen zugreift, wenn ihr gute
Groschen und Pfenninge geboten werden. Mit
diesem populären Reichthume des brittischen Dich¬
ters hat es jetzt ein Ende, und er, dessen Münze
so courant war, daß die Herzoginn und die Schnei¬
dersfrau sie mit gleichem Interesse annahmen, er
ist jetzt ein armer Walter Scott geworden. Sein
Schicksal mahnt an die Sage von den Berg-
Elfen, die neckisch wohlthätig, den armen Leuten
Geld schenken, das hübsch blank und gedeihlich
bleibt, so lange sie es gut anwenden, das sich
aber unter ihren Händen in eitel Staub verwan¬
delt, sobald sie es zu nichtswürdigen Zwecken mi߬
brauchen. Sack nach Sack öffnen wir Walter
Scotts neue Zufuhr, und siehe da! statt der bli¬
tzenden, lachenden Gröschlein finden wir nichts

ſogar den Vortheil des erleichterten Verkehrs, in¬
dem jener ſich auf dem großen Gemuͤſemarkte, mit
ſeinen großen Goldbarren, die dort keinen Curs
haben, nicht zu helfen weiß, waͤhrend jedes Kram¬
weib mit beiden Haͤnden zugreift, wenn ihr gute
Groſchen und Pfenninge geboten werden. Mit
dieſem populaͤren Reichthume des brittiſchen Dich¬
ters hat es jetzt ein Ende, und er, deſſen Muͤnze
ſo courant war, daß die Herzoginn und die Schnei¬
dersfrau ſie mit gleichem Intereſſe annahmen, er
iſt jetzt ein armer Walter Scott geworden. Sein
Schickſal mahnt an die Sage von den Berg-
Elfen, die neckiſch wohlthaͤtig, den armen Leuten
Geld ſchenken, das huͤbſch blank und gedeihlich
bleibt, ſo lange ſie es gut anwenden, das ſich
aber unter ihren Haͤnden in eitel Staub verwan¬
delt, ſobald ſie es zu nichtswuͤrdigen Zwecken mi߬
brauchen. Sack nach Sack oͤffnen wir Walter
Scotts neue Zufuhr, und ſiehe da! ſtatt der bli¬
tzenden, lachenden Groͤſchlein finden wir nichts

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[185/0199] ſogar den Vortheil des erleichterten Verkehrs, in¬ dem jener ſich auf dem großen Gemuͤſemarkte, mit ſeinen großen Goldbarren, die dort keinen Curs haben, nicht zu helfen weiß, waͤhrend jedes Kram¬ weib mit beiden Haͤnden zugreift, wenn ihr gute Groſchen und Pfenninge geboten werden. Mit dieſem populaͤren Reichthume des brittiſchen Dich¬ ters hat es jetzt ein Ende, und er, deſſen Muͤnze ſo courant war, daß die Herzoginn und die Schnei¬ dersfrau ſie mit gleichem Intereſſe annahmen, er iſt jetzt ein armer Walter Scott geworden. Sein Schickſal mahnt an die Sage von den Berg- Elfen, die neckiſch wohlthaͤtig, den armen Leuten Geld ſchenken, das huͤbſch blank und gedeihlich bleibt, ſo lange ſie es gut anwenden, das ſich aber unter ihren Haͤnden in eitel Staub verwan¬ delt, ſobald ſie es zu nichtswuͤrdigen Zwecken mi߬ brauchen. Sack nach Sack oͤffnen wir Walter Scotts neue Zufuhr, und ſiehe da! ſtatt der bli¬ tzenden, lachenden Groͤſchlein finden wir nichts

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Nachträge. Hamburg, 1831, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder04_1831/199>, abgerufen am 21.11.2024.