Heine, Heinrich: Reisebilder. Nachträge. Hamburg, 1831.wenn die Berge in schaurig süßen Schatten gehüllt O Natur! du stumme Jungfrau! wohl ver¬ wenn die Berge in ſchaurig ſuͤßen Schatten gehuͤllt O Natur! du ſtumme Jungfrau! wohl ver¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0021" n="7"/> wenn die Berge in ſchaurig ſuͤßen Schatten gehuͤllt<lb/> ſtehen, und die Waſſerfaͤlle rauſchen, und alle<lb/> Pflanzen duften, und haſtige Blitze hin und her<lb/> zucken. —</p><lb/> <p>O Natur! du ſtumme Jungfrau! wohl ver¬<lb/> ſtehe ich dein Wetterleuchten, den vergeblichen Re¬<lb/> deverſuch, der uͤber dein ſchoͤnes Antlitz dahinzuckt,<lb/> und du dauerſt mich <choice><sic>fo</sic><corr>ſo</corr></choice> tief, daß ich weine. Aber<lb/> alsdann verſtehſt du auch mich, und du heiterſt<lb/> dich auf, und lachſt mich an aus goldnen Augen.<lb/> Schoͤne Jungfrau, ich verſtehe deine Sterne und<lb/> du verſtehſt meine Thraͤnen!</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [7/0021]
wenn die Berge in ſchaurig ſuͤßen Schatten gehuͤllt
ſtehen, und die Waſſerfaͤlle rauſchen, und alle
Pflanzen duften, und haſtige Blitze hin und her
zucken. —
O Natur! du ſtumme Jungfrau! wohl ver¬
ſtehe ich dein Wetterleuchten, den vergeblichen Re¬
deverſuch, der uͤber dein ſchoͤnes Antlitz dahinzuckt,
und du dauerſt mich ſo tief, daß ich weine. Aber
alsdann verſtehſt du auch mich, und du heiterſt
dich auf, und lachſt mich an aus goldnen Augen.
Schoͤne Jungfrau, ich verſtehe deine Sterne und
du verſtehſt meine Thraͤnen!
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