ob der schwarze William des angeklagten Verbre¬ chens schuldig oder nicht schuldig sey.
Auch hier, wie in den andern Gerichtshöfen Londons, sitzen die Richter in blauschwarzer Toga, die hellviolett gefüttert ist, und ihr Haupt bedeckt die weißgepuderte Perucke, womit oft die schwar¬ zen Augenbraunen und schwarzen Backenbärte gar drollig contrastiren. Sie sitzen an einem langen grünen Tische, auf erhabenen Stühlen, am ober¬ sten Ende des Saales, wo an der Wand mit goldenen Buchstaben eine Bibelstelle, die vor un¬ gerechtem Richterspruch warnt, eingegraben steht. An beyden Seiten sind Bänke für die Männer der Jury, und Plätze zum Stehen für Kläger und Zeugen. Den Richtern gerade gegenüber ist der Platz der Angeklagten; diese sitzen nicht auf einem Armesünderbänkchen, wie bey den öffentli¬ chen Gerichten in Frankreich und Rheinland, son¬ dern aufrecht stehen sie hinter einem wunderlichen Brette, das oben wie ein schmalgebogenes Thor
ob der ſchwarze William des angeklagten Verbre¬ chens ſchuldig oder nicht ſchuldig ſey.
Auch hier, wie in den andern Gerichtshoͤfen Londons, ſitzen die Richter in blauſchwarzer Toga, die hellviolett gefuͤttert iſt, und ihr Haupt bedeckt die weißgepuderte Perucke, womit oft die ſchwar¬ zen Augenbraunen und ſchwarzen Backenbaͤrte gar drollig contraſtiren. Sie ſitzen an einem langen gruͤnen Tiſche, auf erhabenen Stuͤhlen, am ober¬ ſten Ende des Saales, wo an der Wand mit goldenen Buchſtaben eine Bibelſtelle, die vor un¬ gerechtem Richterſpruch warnt, eingegraben ſteht. An beyden Seiten ſind Baͤnke fuͤr die Maͤnner der Jury, und Plaͤtze zum Stehen fuͤr Klaͤger und Zeugen. Den Richtern gerade gegenuͤber iſt der Platz der Angeklagten; dieſe ſitzen nicht auf einem Armeſuͤnderbaͤnkchen, wie bey den oͤffentli¬ chen Gerichten in Frankreich und Rheinland, ſon¬ dern aufrecht ſtehen ſie hinter einem wunderlichen Brette, das oben wie ein ſchmalgebogenes Thor
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[201/0215]
ob der ſchwarze William des angeklagten Verbre¬
chens ſchuldig oder nicht ſchuldig ſey.
Auch hier, wie in den andern Gerichtshoͤfen
Londons, ſitzen die Richter in blauſchwarzer Toga,
die hellviolett gefuͤttert iſt, und ihr Haupt bedeckt
die weißgepuderte Perucke, womit oft die ſchwar¬
zen Augenbraunen und ſchwarzen Backenbaͤrte gar
drollig contraſtiren. Sie ſitzen an einem langen
gruͤnen Tiſche, auf erhabenen Stuͤhlen, am ober¬
ſten Ende des Saales, wo an der Wand mit
goldenen Buchſtaben eine Bibelſtelle, die vor un¬
gerechtem Richterſpruch warnt, eingegraben ſteht.
An beyden Seiten ſind Baͤnke fuͤr die Maͤnner
der Jury, und Plaͤtze zum Stehen fuͤr Klaͤger
und Zeugen. Den Richtern gerade gegenuͤber iſt
der Platz der Angeklagten; dieſe ſitzen nicht auf
einem Armeſuͤnderbaͤnkchen, wie bey den oͤffentli¬
chen Gerichten in Frankreich und Rheinland, ſon¬
dern aufrecht ſtehen ſie hinter einem wunderlichen
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Heine, Heinrich: Reisebilder. Nachträge. Hamburg, 1831, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder04_1831/215>, abgerufen am 21.11.2024.
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