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Heine, Heinrich: Reisebilder. Nachträge. Hamburg, 1831.

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gion, Ehre u. s. w. gehören zwar zu den Vorzü¬
gen des Menschen -- denn die Thiere haben keine
Schulden -- aber sie sind auch eine ganz vorzüg¬
liche Qual der Menschheit, und wie sie den Ein¬
zelnen zu Grunde richten, so bringen sie auch
ganze Geschlechter ins Verderben, und sie scheinen
das alte Fatum zu ersetzen in den Nationaltragö¬
dien unserer Zeit. England kann diesem Fatum
nicht entgehen, seine Minister sehen die Schreck¬
nisse herannahen, und sterben mit der Verzweif¬
lung der Ohnmacht.

Wäre ich königlich preußischer Oberlandescalcu¬
lator oder Mitglied des Geniecorps, so würde ich,
in gewohnter Weise, die ganze Summe der eng¬
lischen Schuld in Silbergroschen berechnen, und
genau angeben, wie vielmal man damit die große
Friedrichstraße oder gar den ganzen Erdball bede¬
cken könnte. Aber das Rechnen war nie meine
Force, und ich möchte lieber einem Engländer das
fatale Geschäft überlassen, seine Schulden aufzuzäh¬

gion, Ehre u. ſ. w. gehoͤren zwar zu den Vorzuͤ¬
gen des Menſchen — denn die Thiere haben keine
Schulden — aber ſie ſind auch eine ganz vorzuͤg¬
liche Qual der Menſchheit, und wie ſie den Ein¬
zelnen zu Grunde richten, ſo bringen ſie auch
ganze Geſchlechter ins Verderben, und ſie ſcheinen
das alte Fatum zu erſetzen in den Nationaltragoͤ¬
dien unſerer Zeit. England kann dieſem Fatum
nicht entgehen, ſeine Miniſter ſehen die Schreck¬
niſſe herannahen, und ſterben mit der Verzweif¬
lung der Ohnmacht.

Waͤre ich koͤniglich preußiſcher Oberlandescalcu¬
lator oder Mitglied des Geniecorps, ſo wuͤrde ich,
in gewohnter Weiſe, die ganze Summe der eng¬
liſchen Schuld in Silbergroſchen berechnen, und
genau angeben, wie vielmal man damit die große
Friedrichſtraße oder gar den ganzen Erdball bede¬
cken koͤnnte. Aber das Rechnen war nie meine
Force, und ich moͤchte lieber einem Englaͤnder das
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[220/0234] gion, Ehre u. ſ. w. gehoͤren zwar zu den Vorzuͤ¬ gen des Menſchen — denn die Thiere haben keine Schulden — aber ſie ſind auch eine ganz vorzuͤg¬ liche Qual der Menſchheit, und wie ſie den Ein¬ zelnen zu Grunde richten, ſo bringen ſie auch ganze Geſchlechter ins Verderben, und ſie ſcheinen das alte Fatum zu erſetzen in den Nationaltragoͤ¬ dien unſerer Zeit. England kann dieſem Fatum nicht entgehen, ſeine Miniſter ſehen die Schreck¬ niſſe herannahen, und ſterben mit der Verzweif¬ lung der Ohnmacht. Waͤre ich koͤniglich preußiſcher Oberlandescalcu¬ lator oder Mitglied des Geniecorps, ſo wuͤrde ich, in gewohnter Weiſe, die ganze Summe der eng¬ liſchen Schuld in Silbergroſchen berechnen, und genau angeben, wie vielmal man damit die große Friedrichſtraße oder gar den ganzen Erdball bede¬ cken koͤnnte. Aber das Rechnen war nie meine Force, und ich moͤchte lieber einem Englaͤnder das fatale Geſchaͤft uͤberlaſſen, ſeine Schulden aufzuzaͤh¬

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Nachträge. Hamburg, 1831, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder04_1831/234>, abgerufen am 24.11.2024.