handelt zu werden, ließ der Sultan seinen Gro߬ vezier holen, um Rath zu schaffen. Dieser Gro߬ vezier war früherhin ein Freund und späterhin ein Feind der Sultanin gewesen. Er hatte dadurch in der Gunst seines Herrn ziemlich gelitten, und in seinem eigenen Divan, von seinen eigenen Be¬ amten und Dienern, manchen Widerspruch ertra¬ gen müssen (Gelächter). Er war ein Feind der Griechen. Dem Einfluß nach die zweite Person im Divan, war der Reis Effendi, welcher den ge¬ rechten Forderungen jenes unglücklichen Volkes freundlich geneigt war. Dieser Beamte, wie man wußte, war Minister der äußern Angelegenheiten, und seine Politik verdiente und erhielt allgemeinen Beifall. Er zeigte in diesem Felde außerordent¬ liche Liberalität und Talente, er that viel Gutes, verschaffte der Regierung des Sultans viel Popu¬ larität, und würde noch mehr ausgerichtet haben, hätten ihn nicht seine minder erleuchteten Collegen in allen seinen Maßregeln gehemmt. Er war in
handelt zu werden, ließ der Sultan ſeinen Gro߬ vezier holen, um Rath zu ſchaffen. Dieſer Gro߬ vezier war fruͤherhin ein Freund und ſpaͤterhin ein Feind der Sultanin geweſen. Er hatte dadurch in der Gunſt ſeines Herrn ziemlich gelitten, und in ſeinem eigenen Divan, von ſeinen eigenen Be¬ amten und Dienern, manchen Widerſpruch ertra¬ gen muͤſſen (Gelaͤchter). Er war ein Feind der Griechen. Dem Einfluß nach die zweite Perſon im Divan, war der Reis Effendi, welcher den ge¬ rechten Forderungen jenes ungluͤcklichen Volkes freundlich geneigt war. Dieſer Beamte, wie man wußte, war Miniſter der aͤußern Angelegenheiten, und ſeine Politik verdiente und erhielt allgemeinen Beifall. Er zeigte in dieſem Felde außerordent¬ liche Liberalitaͤt und Talente, er that viel Gutes, verſchaffte der Regierung des Sultans viel Popu¬ laritaͤt, und wuͤrde noch mehr ausgerichtet haben, haͤtten ihn nicht ſeine minder erleuchteten Collegen in allen ſeinen Maßregeln gehemmt. Er war in
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0294"n="280"/>
handelt zu werden, ließ der Sultan ſeinen Gro߬<lb/>
vezier holen, um Rath zu ſchaffen. Dieſer Gro߬<lb/>
vezier war fruͤherhin ein Freund und ſpaͤterhin ein<lb/>
Feind der Sultanin geweſen. Er hatte dadurch<lb/>
in der Gunſt ſeines Herrn ziemlich gelitten, und<lb/>
in ſeinem eigenen Divan, von ſeinen eigenen Be¬<lb/>
amten und Dienern, manchen Widerſpruch ertra¬<lb/>
gen muͤſſen (Gelaͤchter). Er war ein Feind der<lb/>
Griechen. Dem Einfluß nach die zweite Perſon<lb/>
im Divan, war der Reis Effendi, welcher den ge¬<lb/>
rechten Forderungen jenes ungluͤcklichen Volkes<lb/>
freundlich geneigt war. Dieſer Beamte, wie man<lb/>
wußte, war Miniſter der aͤußern Angelegenheiten,<lb/>
und ſeine Politik verdiente und erhielt allgemeinen<lb/>
Beifall. Er zeigte in dieſem Felde außerordent¬<lb/>
liche Liberalitaͤt und Talente, er that viel Gutes,<lb/>
verſchaffte der Regierung des Sultans viel Popu¬<lb/>
laritaͤt, und wuͤrde noch mehr ausgerichtet haben,<lb/>
haͤtten ihn nicht ſeine minder erleuchteten Collegen<lb/>
in allen ſeinen Maßregeln gehemmt. Er war in<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[280/0294]
handelt zu werden, ließ der Sultan ſeinen Gro߬
vezier holen, um Rath zu ſchaffen. Dieſer Gro߬
vezier war fruͤherhin ein Freund und ſpaͤterhin ein
Feind der Sultanin geweſen. Er hatte dadurch
in der Gunſt ſeines Herrn ziemlich gelitten, und
in ſeinem eigenen Divan, von ſeinen eigenen Be¬
amten und Dienern, manchen Widerſpruch ertra¬
gen muͤſſen (Gelaͤchter). Er war ein Feind der
Griechen. Dem Einfluß nach die zweite Perſon
im Divan, war der Reis Effendi, welcher den ge¬
rechten Forderungen jenes ungluͤcklichen Volkes
freundlich geneigt war. Dieſer Beamte, wie man
wußte, war Miniſter der aͤußern Angelegenheiten,
und ſeine Politik verdiente und erhielt allgemeinen
Beifall. Er zeigte in dieſem Felde außerordent¬
liche Liberalitaͤt und Talente, er that viel Gutes,
verſchaffte der Regierung des Sultans viel Popu¬
laritaͤt, und wuͤrde noch mehr ausgerichtet haben,
haͤtten ihn nicht ſeine minder erleuchteten Collegen
in allen ſeinen Maßregeln gehemmt. Er war in
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Heine, Heinrich: Reisebilder. Nachträge. Hamburg, 1831, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder04_1831/294>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.