macht die Menschen gleich, eine bürgerliche Flinte geht eben so gut los wie eine adliche Flinte -- das Volk erhebt sich.
Die früheren Bestrebungen, die wir in der Geschichte der lombardischen und toskanischen Re¬ publiken, der spanischen Communen, und der freyen Städte in Deutschland und andren Ländern erkennen, verdienen nicht die Ehre, eine Volkser¬ hebung genannt zu werden; es war kein Streben nach Freyheit, sondern nach Freyheiten, kein Kampf für Rechte, sondern für Gerechtsame; Cor¬ porazionen stritten um Privilegien, und es blieb alles in den festen Schranken des Gilden- und Zunftwesens. Erst zur Zeit der Reformazion wurde der Kampf von allgemeiner und geistiger Art, und die Freyheit wurde verlangt, nicht als ein hergebrachtes sondern als ein ursprüngliches, nicht als ein erworbenes sondern als ein angebo¬
macht die Menſchen gleich, eine buͤrgerliche Flinte geht eben ſo gut los wie eine adliche Flinte — das Volk erhebt ſich.
Die fruͤheren Beſtrebungen, die wir in der Geſchichte der lombardiſchen und toskaniſchen Re¬ publiken, der ſpaniſchen Communen, und der freyen Staͤdte in Deutſchland und andren Laͤndern erkennen, verdienen nicht die Ehre, eine Volkser¬ hebung genannt zu werden; es war kein Streben nach Freyheit, ſondern nach Freyheiten, kein Kampf fuͤr Rechte, ſondern fuͤr Gerechtſame; Cor¬ porazionen ſtritten um Privilegien, und es blieb alles in den feſten Schranken des Gilden- und Zunftweſens. Erſt zur Zeit der Reformazion wurde der Kampf von allgemeiner und geiſtiger Art, und die Freyheit wurde verlangt, nicht als ein hergebrachtes ſondern als ein urſpruͤngliches, nicht als ein erworbenes ſondern als ein angebo¬
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0314"n="300"/>
macht die Menſchen gleich, eine buͤrgerliche Flinte<lb/>
geht eben ſo gut los wie eine adliche Flinte —<lb/>
das Volk erhebt ſich.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p>Die fruͤheren Beſtrebungen, die wir in der<lb/>
Geſchichte der lombardiſchen und toskaniſchen Re¬<lb/>
publiken, der ſpaniſchen Communen, und der<lb/>
freyen Staͤdte in Deutſchland und andren Laͤndern<lb/>
erkennen, verdienen nicht die Ehre, eine Volkser¬<lb/>
hebung genannt zu werden; es war kein Streben<lb/>
nach Freyheit, ſondern nach Freyheiten, kein<lb/>
Kampf fuͤr Rechte, ſondern fuͤr Gerechtſame; Cor¬<lb/>
porazionen ſtritten um Privilegien, und es blieb<lb/>
alles in den feſten Schranken des Gilden- und<lb/>
Zunftweſens. Erſt zur Zeit der Reformazion<lb/>
wurde der Kampf von allgemeiner und geiſtiger<lb/>
Art, und die Freyheit wurde verlangt, nicht als<lb/>
ein hergebrachtes ſondern als ein urſpruͤngliches,<lb/>
nicht als ein erworbenes ſondern als ein angebo¬<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[300/0314]
macht die Menſchen gleich, eine buͤrgerliche Flinte
geht eben ſo gut los wie eine adliche Flinte —
das Volk erhebt ſich.
Die fruͤheren Beſtrebungen, die wir in der
Geſchichte der lombardiſchen und toskaniſchen Re¬
publiken, der ſpaniſchen Communen, und der
freyen Staͤdte in Deutſchland und andren Laͤndern
erkennen, verdienen nicht die Ehre, eine Volkser¬
hebung genannt zu werden; es war kein Streben
nach Freyheit, ſondern nach Freyheiten, kein
Kampf fuͤr Rechte, ſondern fuͤr Gerechtſame; Cor¬
porazionen ſtritten um Privilegien, und es blieb
alles in den feſten Schranken des Gilden- und
Zunftweſens. Erſt zur Zeit der Reformazion
wurde der Kampf von allgemeiner und geiſtiger
Art, und die Freyheit wurde verlangt, nicht als
ein hergebrachtes ſondern als ein urſpruͤngliches,
nicht als ein erworbenes ſondern als ein angebo¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Heine, Heinrich: Reisebilder. Nachträge. Hamburg, 1831, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder04_1831/314>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.