das Schwert und durch das Gift des Adels und der Pfaffen. Es ist als ob diese Kasten den Fürstenmord ebenfalls zu ihren Privilegien rech¬ neten, und deßhalb den Tod Ludwig XVI. und Carl I. um so eigennütziger beklagten. O, daß die Könige endlich einsähen, daß sie, als Könige des Volkes, im Schutze der Gesetze, viel sicherer leben können, als unter der Guarde ihrer adligen Leibmörder!
Aber nicht bloß die Helden der Revoluzion und die Revoluzion selbst, sondern sogar unser ganzes Zeitalter hat man verläumdet, die ganze Liturgie unserer heiligsten Ideen hat man parodirt, mit unerhörtem Frevel, und wenn man sie hört oder lies't, unsere schnöden Verächter, so heißt das Volk die Canaille, die Freyheit heißt Frech¬
das Schwert und durch das Gift des Adels und der Pfaffen. Es iſt als ob dieſe Kaſten den Fuͤrſtenmord ebenfalls zu ihren Privilegien rech¬ neten, und deßhalb den Tod Ludwig XVI. und Carl I. um ſo eigennuͤtziger beklagten. O, daß die Koͤnige endlich einſaͤhen, daß ſie, als Koͤnige des Volkes, im Schutze der Geſetze, viel ſicherer leben koͤnnen, als unter der Guarde ihrer adligen Leibmoͤrder!
Aber nicht bloß die Helden der Revoluzion und die Revoluzion ſelbſt, ſondern ſogar unſer ganzes Zeitalter hat man verlaͤumdet, die ganze Liturgie unſerer heiligſten Ideen hat man parodirt, mit unerhoͤrtem Frevel, und wenn man ſie hoͤrt oder lieſ't, unſere ſchnoͤden Veraͤchter, ſo heißt das Volk die Canaille, die Freyheit heißt Frech¬
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0326"n="312"/>
das Schwert und durch das Gift des Adels und<lb/>
der Pfaffen. Es iſt als ob dieſe Kaſten den<lb/>
Fuͤrſtenmord ebenfalls zu ihren Privilegien rech¬<lb/>
neten, und deßhalb den Tod Ludwig <hirendition="#aq">XVI</hi>. und<lb/>
Carl <hirendition="#aq">I</hi>. um ſo eigennuͤtziger beklagten. O, daß<lb/>
die Koͤnige endlich einſaͤhen, daß ſie, als Koͤnige<lb/>
des Volkes, im Schutze der Geſetze, viel ſicherer<lb/>
leben koͤnnen, als unter der Guarde ihrer adligen<lb/>
Leibmoͤrder!</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p>Aber nicht bloß die Helden der Revoluzion<lb/>
und die Revoluzion ſelbſt, ſondern ſogar unſer<lb/>
ganzes Zeitalter hat man verlaͤumdet, die ganze<lb/>
Liturgie unſerer heiligſten Ideen hat man parodirt,<lb/>
mit unerhoͤrtem Frevel, und wenn man ſie hoͤrt<lb/>
oder lieſ't, unſere ſchnoͤden Veraͤchter, ſo heißt<lb/>
das Volk die Canaille, die Freyheit heißt Frech¬<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[312/0326]
das Schwert und durch das Gift des Adels und
der Pfaffen. Es iſt als ob dieſe Kaſten den
Fuͤrſtenmord ebenfalls zu ihren Privilegien rech¬
neten, und deßhalb den Tod Ludwig XVI. und
Carl I. um ſo eigennuͤtziger beklagten. O, daß
die Koͤnige endlich einſaͤhen, daß ſie, als Koͤnige
des Volkes, im Schutze der Geſetze, viel ſicherer
leben koͤnnen, als unter der Guarde ihrer adligen
Leibmoͤrder!
Aber nicht bloß die Helden der Revoluzion
und die Revoluzion ſelbſt, ſondern ſogar unſer
ganzes Zeitalter hat man verlaͤumdet, die ganze
Liturgie unſerer heiligſten Ideen hat man parodirt,
mit unerhoͤrtem Frevel, und wenn man ſie hoͤrt
oder lieſ't, unſere ſchnoͤden Veraͤchter, ſo heißt
das Volk die Canaille, die Freyheit heißt Frech¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Heine, Heinrich: Reisebilder. Nachträge. Hamburg, 1831, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder04_1831/326>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.