Kunz von der Rosen, mein Narr, was bricht und kracht da draußen?
Seyd still! das ist die Säge und die Zimmer¬ mannsaxt, und bald brechen zusammen die Pfor¬ ten Eures Kerkers, und ihr seyd frey, mein Kaiser!
Bin ich denn wirklich Kaiser? Ach, es ist ja der Narr, der es mir sagt!
O, seufzt nicht, mein lieber Herr, die Ker¬ kerluft macht Euch so verzagt; wenn Ihr erst wieder Eure Macht errungen, fühlt Ihr auch wieder das kühne Kaiserblut in Euren Adern, und Ihr seyd stolz wie ein Kaiser, und übermüthig, und genädig, und ungerecht, und lächelnd, und undankbar, wie Fürsten sind.
Kunz von der Roſen, mein Narr, was bricht und kracht da draußen?
Seyd ſtill! das iſt die Saͤge und die Zimmer¬ mannsaxt, und bald brechen zuſammen die Pfor¬ ten Eures Kerkers, und ihr ſeyd frey, mein Kaiſer!
Bin ich denn wirklich Kaiſer? Ach, es iſt ja der Narr, der es mir ſagt!
O, ſeufzt nicht, mein lieber Herr, die Ker¬ kerluft macht Euch ſo verzagt; wenn Ihr erſt wieder Eure Macht errungen, fuͤhlt Ihr auch wieder das kuͤhne Kaiſerblut in Euren Adern, und Ihr ſeyd ſtolz wie ein Kaiſer, und uͤbermuͤthig, und genaͤdig, und ungerecht, und laͤchelnd, und undankbar, wie Fuͤrſten ſind.
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0339"n="325"/><p>Kunz von der Roſen, mein Narr, was bricht<lb/>
und kracht da draußen?</p><lb/><p>Seyd ſtill! das iſt die Saͤge und die Zimmer¬<lb/>
mannsaxt, und bald brechen zuſammen die Pfor¬<lb/>
ten Eures Kerkers, und ihr ſeyd frey, mein<lb/>
Kaiſer!</p><lb/><p>Bin ich denn wirklich Kaiſer? Ach, es iſt ja<lb/>
der Narr, der es mir ſagt!</p><lb/><p>O, ſeufzt nicht, mein lieber Herr, die Ker¬<lb/>
kerluft macht Euch ſo verzagt; wenn Ihr erſt<lb/>
wieder Eure Macht errungen, fuͤhlt Ihr auch<lb/>
wieder das kuͤhne Kaiſerblut in Euren Adern, und<lb/>
Ihr ſeyd ſtolz wie ein Kaiſer, und uͤbermuͤthig,<lb/>
und genaͤdig, und ungerecht, und laͤchelnd, und<lb/>
undankbar, wie Fuͤrſten ſind.</p><lb/></div></body></text></TEI>
[325/0339]
Kunz von der Roſen, mein Narr, was bricht
und kracht da draußen?
Seyd ſtill! das iſt die Saͤge und die Zimmer¬
mannsaxt, und bald brechen zuſammen die Pfor¬
ten Eures Kerkers, und ihr ſeyd frey, mein
Kaiſer!
Bin ich denn wirklich Kaiſer? Ach, es iſt ja
der Narr, der es mir ſagt!
O, ſeufzt nicht, mein lieber Herr, die Ker¬
kerluft macht Euch ſo verzagt; wenn Ihr erſt
wieder Eure Macht errungen, fuͤhlt Ihr auch
wieder das kuͤhne Kaiſerblut in Euren Adern, und
Ihr ſeyd ſtolz wie ein Kaiſer, und uͤbermuͤthig,
und genaͤdig, und ungerecht, und laͤchelnd, und
undankbar, wie Fuͤrſten ſind.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Heine, Heinrich: Reisebilder. Nachträge. Hamburg, 1831, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder04_1831/339>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.