Heine, Heinrich. Deutschland. Ein Wintermährchen. In: Ders.: Neue Gedichte, 1. Auflage. Hamburg, 1844."Dort auf der Commode steht noch jetzt Die Büste von meinem Klopstock, Jedoch seit Jahren dient sie mir Nur noch als Haubenkopfstock. "Du bist mein Liebling jetzt, es hängt Dein Bildniß zu Häupten des Bettes; Und siehst du, ein frischer Lorbeer umkränzt Den Rahmen des holden Portraites. "Nur daß du meine Söhne so oft Genergelt, ich muß es gestehen, Hat mich zuweilen tief verletzt; Das darf nicht mehr geschehen. "Es hat die Zeit dich hoffentlich Von solcher Unart geheilet, Und dir eine größere Toleranz Sogar für Narren ertheilet. „Dort auf der Commode steht noch jetzt Die Büste von meinem Klopstock, Jedoch seit Jahren dient sie mir Nur noch als Haubenkopfstock. „Du bist mein Liebling jetzt, es hängt Dein Bildniß zu Häupten des Bettes; Und siehst du, ein frischer Lorbeer umkränzt Den Rahmen des holden Portraites. „Nur daß du meine Söhne so oft Genergelt, ich muß es gestehen, Hat mich zuweilen tief verletzt; Das darf nicht mehr geschehen. „Es hat die Zeit dich hoffentlich Von solcher Unart geheilet, Und dir eine größere Toleranz Sogar für Narren ertheilet. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0121" n="397"/> <lg type="poem"> <lg> <l>„Dort auf der Commode steht noch jetzt</l><lb/> <l>Die Büste von meinem Klopstock,</l><lb/> <l>Jedoch seit Jahren dient sie mir</l><lb/> <l>Nur noch als Haubenkopfstock.</l><lb/> </lg> <lg> <l>„Du bist mein Liebling jetzt, es hängt</l><lb/> <l>Dein Bildniß zu Häupten des Bettes;</l><lb/> <l>Und siehst du, ein frischer Lorbeer umkränzt</l><lb/> <l>Den Rahmen des holden Portraites.</l><lb/> </lg> <lg> <l>„Nur daß du meine Söhne so oft</l><lb/> <l>Genergelt, ich muß es gestehen,</l><lb/> <l>Hat mich zuweilen tief verletzt;</l><lb/> <l>Das darf nicht mehr geschehen.</l><lb/> </lg> <lg> <l>„Es hat die Zeit dich hoffentlich</l><lb/> <l>Von solcher Unart geheilet,</l><lb/> <l>Und dir eine größere Toleranz</l><lb/> <l>Sogar für Narren ertheilet.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [397/0121]
„Dort auf der Commode steht noch jetzt
Die Büste von meinem Klopstock,
Jedoch seit Jahren dient sie mir
Nur noch als Haubenkopfstock.
„Du bist mein Liebling jetzt, es hängt
Dein Bildniß zu Häupten des Bettes;
Und siehst du, ein frischer Lorbeer umkränzt
Den Rahmen des holden Portraites.
„Nur daß du meine Söhne so oft
Genergelt, ich muß es gestehen,
Hat mich zuweilen tief verletzt;
Das darf nicht mehr geschehen.
„Es hat die Zeit dich hoffentlich
Von solcher Unart geheilet,
Und dir eine größere Toleranz
Sogar für Narren ertheilet.
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Zitationshilfe: | Heine, Heinrich. Deutschland. Ein Wintermährchen. In: Ders.: Neue Gedichte, 1. Auflage. Hamburg, 1844, S. 397. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_wintermaehrchen1_1844/121>, abgerufen am 29.07.2024. |