Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heine, Heinrich: Deutschland. Ein Wintermährchen. Hamburg, 1844.

Bild:
<< vorherige Seite
Ich bin in diesem langweilgen Nest
Ein Stündchen herumgeschlendert.
Sah wieder preußisches Militär,
Hat sich nicht sehr verändert.
Es sind die grauen Mäntel noch,
Mit dem hohen, rothen Kragen --
(Das Roth bedeutet Franzosenblut,
Sang Körner in früheren Tagen.)
Noch immer das hölzern pedantische Volk,
Noch immer ein rechter Winkel
In jeder Bewegung, und im Gesicht
Der eingefrorene Dünkel.
Sie stelzen noch immer so steif herum,
So kerzengrade geschniegelt,
Als hätten sie verschluckt den Stock
Womit man sie einst geprügelt.
Ich bin in dieſem langweilgen Neſt
Ein Stündchen herumgeſchlendert.
Sah wieder preußiſches Militär,
Hat ſich nicht ſehr verändert.
Es ſind die grauen Mäntel noch,
Mit dem hohen, rothen Kragen —
(Das Roth bedeutet Franzoſenblut,
Sang Körner in früheren Tagen.)
Noch immer das hölzern pedantiſche Volk,
Noch immer ein rechter Winkel
In jeder Bewegung, und im Geſicht
Der eingefrorene Dünkel.
Sie ſtelzen noch immer ſo ſteif herum,
So kerzengrade geſchniegelt,
Als hätten ſie verſchluckt den Stock
Womit man ſie einſt geprügelt.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0032" n="12"/>
            <lg n="4">
              <l>Ich bin in die&#x017F;em langweilgen Ne&#x017F;t</l><lb/>
              <l>Ein Stündchen herumge&#x017F;chlendert.</l><lb/>
              <l>Sah wieder preußi&#x017F;ches Militär,</l><lb/>
              <l>Hat &#x017F;ich nicht &#x017F;ehr verändert.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="5">
              <l>Es &#x017F;ind die grauen Mäntel noch,</l><lb/>
              <l>Mit dem hohen, rothen Kragen &#x2014;</l><lb/>
              <l>(Das Roth bedeutet Franzo&#x017F;enblut,</l><lb/>
              <l>Sang Körner in früheren Tagen.)</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="6">
              <l>Noch immer das hölzern pedanti&#x017F;che Volk,</l><lb/>
              <l>Noch immer ein rechter Winkel</l><lb/>
              <l>In jeder Bewegung, und im Ge&#x017F;icht</l><lb/>
              <l>Der eingefrorene Dünkel.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="7">
              <l>Sie &#x017F;telzen noch immer &#x017F;o &#x017F;teif herum,</l><lb/>
              <l>So kerzengrade ge&#x017F;chniegelt,</l><lb/>
              <l>Als hätten &#x017F;ie ver&#x017F;chluckt den Stock</l><lb/>
              <l>Womit man &#x017F;ie ein&#x017F;t geprügelt.</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[12/0032] Ich bin in dieſem langweilgen Neſt Ein Stündchen herumgeſchlendert. Sah wieder preußiſches Militär, Hat ſich nicht ſehr verändert. Es ſind die grauen Mäntel noch, Mit dem hohen, rothen Kragen — (Das Roth bedeutet Franzoſenblut, Sang Körner in früheren Tagen.) Noch immer das hölzern pedantiſche Volk, Noch immer ein rechter Winkel In jeder Bewegung, und im Geſicht Der eingefrorene Dünkel. Sie ſtelzen noch immer ſo ſteif herum, So kerzengrade geſchniegelt, Als hätten ſie verſchluckt den Stock Womit man ſie einſt geprügelt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Bei der für das DTA zugrunde gelegten Ausgabe aus… [mehr]

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heine_wintermaehrchen_1844
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heine_wintermaehrchen_1844/32
Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Deutschland. Ein Wintermährchen. Hamburg, 1844, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_wintermaehrchen_1844/32>, abgerufen am 23.11.2024.