gut ihres Vaters am Lago di Garda von einem gesunden und starken Knäblein ohne lange Mut- terwehen glücklich entbunden worden sey; und ich mich nun wieder in der Nachbarschaft befinde, wo unsre Freundschaft so frisch und mächtig aufgrün- te, und in unsern Herzen unzerstörliche Wur- zeln schlug. Er könne nun alles einlenken, sein Leben in Zukunft sich äußerst angenehm zu machen.
Florenz, Julius.
Deine zärtliche Sorge für mein Heil rührt mich bis ins Innerste, und die Nachrichten von Cäcilien freuen mich herzlich: allein die Zeiten meiner Ruhe, des glückseeligen Maulwurflebens sind noch nicht gekommen.
Ich verstehe alles, was du sagst; nur möcht ich das Blätchen umwenden, und behaupten; bey einem treflichen Fürsten kann keiner aus- dauern, ohne schlechte Streiche zu begehen. Die Sokratische Philosophie hat den Fehler, daß sie
fast
T 4
gut ihres Vaters am Lago di Garda von einem geſunden und ſtarken Knaͤblein ohne lange Mut- terwehen gluͤcklich entbunden worden ſey; und ich mich nun wieder in der Nachbarſchaft befinde, wo unſre Freundſchaft ſo friſch und maͤchtig aufgruͤn- te, und in unſern Herzen unzerſtoͤrliche Wur- zeln ſchlug. Er koͤnne nun alles einlenken, ſein Leben in Zukunft ſich aͤußerſt angenehm zu machen.
Florenz, Julius.
Deine zaͤrtliche Sorge fuͤr mein Heil ruͤhrt mich bis ins Innerſte, und die Nachrichten von Caͤcilien freuen mich herzlich: allein die Zeiten meiner Ruhe, des gluͤckſeeligen Maulwurflebens ſind noch nicht gekommen.
Ich verſtehe alles, was du ſagſt; nur moͤcht ich das Blaͤtchen umwenden, und behaupten; bey einem treflichen Fuͤrſten kann keiner aus- dauern, ohne ſchlechte Streiche zu begehen. Die Sokratiſche Philoſophie hat den Fehler, daß ſie
faſt
T 4
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0301"n="295"/>
gut ihres Vaters am <hirendition="#aq">Lago di Garda</hi> von einem<lb/>
geſunden und ſtarken Knaͤblein ohne lange Mut-<lb/>
terwehen gluͤcklich entbunden worden ſey; und ich<lb/>
mich nun wieder in der Nachbarſchaft befinde, wo<lb/>
unſre Freundſchaft ſo friſch und maͤchtig aufgruͤn-<lb/>
te, und in unſern Herzen unzerſtoͤrliche Wur-<lb/>
zeln ſchlug. Er koͤnne nun alles einlenken,<lb/>ſein Leben in Zukunft ſich aͤußerſt angenehm zu<lb/>
machen.</p><lb/><p><hirendition="#c">Florenz, Julius.</hi></p><lb/><p>Deine zaͤrtliche Sorge fuͤr mein Heil ruͤhrt<lb/>
mich bis ins Innerſte, und die Nachrichten von<lb/>
Caͤcilien freuen mich herzlich: allein die Zeiten<lb/>
meiner Ruhe, des gluͤckſeeligen Maulwurflebens<lb/>ſind noch nicht gekommen.</p><lb/><p>Ich verſtehe alles, was du ſagſt; nur moͤcht<lb/>
ich das Blaͤtchen umwenden, und behaupten;<lb/>
bey einem treflichen Fuͤrſten kann keiner aus-<lb/>
dauern, ohne ſchlechte Streiche zu begehen. Die<lb/>
Sokratiſche Philoſophie hat den Fehler, daß ſie<lb/><fwplace="bottom"type="sig">T 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">faſt</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[295/0301]
gut ihres Vaters am Lago di Garda von einem
geſunden und ſtarken Knaͤblein ohne lange Mut-
terwehen gluͤcklich entbunden worden ſey; und ich
mich nun wieder in der Nachbarſchaft befinde, wo
unſre Freundſchaft ſo friſch und maͤchtig aufgruͤn-
te, und in unſern Herzen unzerſtoͤrliche Wur-
zeln ſchlug. Er koͤnne nun alles einlenken,
ſein Leben in Zukunft ſich aͤußerſt angenehm zu
machen.
Florenz, Julius.
Deine zaͤrtliche Sorge fuͤr mein Heil ruͤhrt
mich bis ins Innerſte, und die Nachrichten von
Caͤcilien freuen mich herzlich: allein die Zeiten
meiner Ruhe, des gluͤckſeeligen Maulwurflebens
ſind noch nicht gekommen.
Ich verſtehe alles, was du ſagſt; nur moͤcht
ich das Blaͤtchen umwenden, und behaupten;
bey einem treflichen Fuͤrſten kann keiner aus-
dauern, ohne ſchlechte Streiche zu begehen. Die
Sokratiſche Philoſophie hat den Fehler, daß ſie
faſt
T 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787/301>, abgerufen am 01.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.