Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Ehre des Volks und der Fürsten be-
steht darin, solche seltne Erscheinungen bey ihrem
Aufgang zu erkennen, und sie zu pflegen und zu
warten. Bey ihnen konnte kein Lärmmacher so
leicht mit seinen ausgeschickten Trabanten das
erfahrne Ohr übertäuben, das scharfe geübte
Auge benebeln; sie kannten den nackenden Men-
schen aus ihren Gymnasien, und die hohen Gestal-
ten aus ihren gemeinen Versammlungen. Die
Verständigen prüften, gaben Rath, verdammten,
belohnten. Eins trieb und vervollkommte das
andre.

Und so gings noch bey den Römern. Au-
gust hat keinen Virgil und Horaz hervorgebracht;
aber weil sie einmal jung da waren, so hielt er
sie warm.

Außerdem hatten die alten mehrere Arten
von Schönheiten, und wir kennen die reizende
Mannigfaltigkeit nicht von Ringern, Faustbal-

gern,

Die Ehre des Volks und der Fuͤrſten be-
ſteht darin, ſolche ſeltne Erſcheinungen bey ihrem
Aufgang zu erkennen, und ſie zu pflegen und zu
warten. Bey ihnen konnte kein Laͤrmmacher ſo
leicht mit ſeinen ausgeſchickten Trabanten das
erfahrne Ohr uͤbertaͤuben, das ſcharfe geuͤbte
Auge benebeln; ſie kannten den nackenden Men-
ſchen aus ihren Gymnaſien, und die hohen Geſtal-
ten aus ihren gemeinen Verſammlungen. Die
Verſtaͤndigen pruͤften, gaben Rath, verdammten,
belohnten. Eins trieb und vervollkommte das
andre.

Und ſo gings noch bey den Roͤmern. Au-
guſt hat keinen Virgil und Horaz hervorgebracht;
aber weil ſie einmal jung da waren, ſo hielt er
ſie warm.

Außerdem hatten die alten mehrere Arten
von Schoͤnheiten, und wir kennen die reizende
Mannigfaltigkeit nicht von Ringern, Fauſtbal-

gern,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0406" n="400"/>
        <p>Die Ehre des Volks und der Fu&#x0364;r&#x017F;ten be-<lb/>
&#x017F;teht darin, &#x017F;olche &#x017F;eltne Er&#x017F;cheinungen bey ihrem<lb/>
Aufgang zu erkennen, und &#x017F;ie zu pflegen und zu<lb/>
warten. Bey ihnen konnte kein La&#x0364;rmmacher &#x017F;o<lb/>
leicht mit &#x017F;einen ausge&#x017F;chickten Trabanten das<lb/>
erfahrne Ohr u&#x0364;berta&#x0364;uben, das &#x017F;charfe geu&#x0364;bte<lb/>
Auge benebeln; &#x017F;ie kannten den nackenden Men-<lb/>
&#x017F;chen aus ihren Gymna&#x017F;ien, und die hohen Ge&#x017F;tal-<lb/>
ten aus ihren gemeinen Ver&#x017F;ammlungen. Die<lb/>
Ver&#x017F;ta&#x0364;ndigen pru&#x0364;ften, gaben Rath, verdammten,<lb/>
belohnten. Eins trieb und vervollkommte das<lb/>
andre.</p><lb/>
        <p>Und &#x017F;o gings noch bey den Ro&#x0364;mern. Au-<lb/>
gu&#x017F;t hat keinen Virgil und Horaz hervorgebracht;<lb/>
aber weil &#x017F;ie einmal jung da waren, &#x017F;o hielt er<lb/>
&#x017F;ie warm.</p><lb/>
        <p>Außerdem hatten die alten mehrere Arten<lb/>
von Scho&#x0364;nheiten, und wir kennen die reizende<lb/>
Mannigfaltigkeit nicht von Ringern, Fau&#x017F;tbal-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gern,</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[400/0406] Die Ehre des Volks und der Fuͤrſten be- ſteht darin, ſolche ſeltne Erſcheinungen bey ihrem Aufgang zu erkennen, und ſie zu pflegen und zu warten. Bey ihnen konnte kein Laͤrmmacher ſo leicht mit ſeinen ausgeſchickten Trabanten das erfahrne Ohr uͤbertaͤuben, das ſcharfe geuͤbte Auge benebeln; ſie kannten den nackenden Men- ſchen aus ihren Gymnaſien, und die hohen Geſtal- ten aus ihren gemeinen Verſammlungen. Die Verſtaͤndigen pruͤften, gaben Rath, verdammten, belohnten. Eins trieb und vervollkommte das andre. Und ſo gings noch bey den Roͤmern. Au- guſt hat keinen Virgil und Horaz hervorgebracht; aber weil ſie einmal jung da waren, ſo hielt er ſie warm. Außerdem hatten die alten mehrere Arten von Schoͤnheiten, und wir kennen die reizende Mannigfaltigkeit nicht von Ringern, Fauſtbal- gern,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787/406
Zitationshilfe: [Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787, S. 400. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787/406>, abgerufen am 17.05.2024.