Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

land verbreitete; und gingen aus diesem Kreise,
und was sich damit verband, selten heraus.

Dabey beschrieb ich ihm den gegenwärti-
gen Zustand der Inseln und des festen Landes; Ge-
sellschaften, Sitten und Gebräuche, Feste und
Spiele, Klima, Jahrszeiten, Wind und Wet-
ter, Gewächse und Früchte, und was von den
Alten noch übrig ist.

Ohngeachtet seiner Lust an dem Aristopha-
nes, der glänzenden Satyre der Wolken gegen
den Dämon des Philosophen, und des bit-
tern Angriffs der Lehre desselben, daß kindliche
Liebe und Verehrung der Eltern und Verwand-
ten dem Verstande nachstehen müsse: hielt er
nichtsdestoweniger die Denkwürdigkeiten des
Sokrates für das gediegenste Kleinod aller Weis-
heit, und die Moral aller Moralen.

Uebrigens kamen wir darinn überein, daß
man die Wolken nach ihrer, und nicht nach un-

serer

land verbreitete; und gingen aus dieſem Kreiſe,
und was ſich damit verband, ſelten heraus.

Dabey beſchrieb ich ihm den gegenwaͤrti-
gen Zuſtand der Inſeln und des feſten Landes; Ge-
ſellſchaften, Sitten und Gebraͤuche, Feſte und
Spiele, Klima, Jahrszeiten, Wind und Wet-
ter, Gewaͤchſe und Fruͤchte, und was von den
Alten noch uͤbrig iſt.

Ohngeachtet ſeiner Luſt an dem Ariſtopha-
nes, der glaͤnzenden Satyre der Wolken gegen
den Daͤmon des Philoſophen, und des bit-
tern Angriffs der Lehre deſſelben, daß kindliche
Liebe und Verehrung der Eltern und Verwand-
ten dem Verſtande nachſtehen muͤſſe: hielt er
nichtsdeſtoweniger die Denkwuͤrdigkeiten des
Sokrates fuͤr das gediegenſte Kleinod aller Weis-
heit, und die Moral aller Moralen.

Uebrigens kamen wir darinn uͤberein, daß
man die Wolken nach ihrer, und nicht nach un-

ſerer
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0074" n="68"/>
land verbreitete; und gingen aus die&#x017F;em Krei&#x017F;e,<lb/>
und was &#x017F;ich damit verband, &#x017F;elten heraus.</p><lb/>
        <p>Dabey be&#x017F;chrieb ich ihm den gegenwa&#x0364;rti-<lb/>
gen Zu&#x017F;tand der In&#x017F;eln und des fe&#x017F;ten Landes; Ge-<lb/>
&#x017F;ell&#x017F;chaften, Sitten und Gebra&#x0364;uche, Fe&#x017F;te und<lb/>
Spiele, Klima, Jahrszeiten, Wind und Wet-<lb/>
ter, Gewa&#x0364;ch&#x017F;e und Fru&#x0364;chte, und was von den<lb/>
Alten noch u&#x0364;brig i&#x017F;t.</p><lb/>
        <p>Ohngeachtet &#x017F;einer Lu&#x017F;t an dem Ari&#x017F;topha-<lb/>
nes, der gla&#x0364;nzenden Satyre der <hi rendition="#fr">Wolken</hi> gegen<lb/>
den <hi rendition="#fr">Da&#x0364;mon</hi> des Philo&#x017F;ophen, und des bit-<lb/>
tern Angriffs der Lehre de&#x017F;&#x017F;elben, daß kindliche<lb/>
Liebe und Verehrung der Eltern und Verwand-<lb/>
ten dem Ver&#x017F;tande nach&#x017F;tehen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e: hielt er<lb/>
nichtsde&#x017F;toweniger die <hi rendition="#fr">Denkwu&#x0364;rdigkeiten</hi> des<lb/><hi rendition="#fr">Sokrates</hi> fu&#x0364;r das gediegen&#x017F;te Kleinod aller Weis-<lb/>
heit, und die Moral aller Moralen.</p><lb/>
        <p>Uebrigens kamen wir darinn u&#x0364;berein, daß<lb/>
man die Wolken nach ihrer, und nicht nach un-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;erer</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[68/0074] land verbreitete; und gingen aus dieſem Kreiſe, und was ſich damit verband, ſelten heraus. Dabey beſchrieb ich ihm den gegenwaͤrti- gen Zuſtand der Inſeln und des feſten Landes; Ge- ſellſchaften, Sitten und Gebraͤuche, Feſte und Spiele, Klima, Jahrszeiten, Wind und Wet- ter, Gewaͤchſe und Fruͤchte, und was von den Alten noch uͤbrig iſt. Ohngeachtet ſeiner Luſt an dem Ariſtopha- nes, der glaͤnzenden Satyre der Wolken gegen den Daͤmon des Philoſophen, und des bit- tern Angriffs der Lehre deſſelben, daß kindliche Liebe und Verehrung der Eltern und Verwand- ten dem Verſtande nachſtehen muͤſſe: hielt er nichtsdeſtoweniger die Denkwuͤrdigkeiten des Sokrates fuͤr das gediegenſte Kleinod aller Weis- heit, und die Moral aller Moralen. Uebrigens kamen wir darinn uͤberein, daß man die Wolken nach ihrer, und nicht nach un- ſerer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787/74
Zitationshilfe: [Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787/74>, abgerufen am 21.11.2024.