Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

men sie durch den schnellen tiefwirbelnden Tyber-
strom, die Ufer hieben und drüben mit schönem
Gesträuch bewachsen; und in der nahen Ferne
lagern sich die Hügel von Monte Mario bis zu
Pietro Montorio in majestätischem Kreise, wo
der Edeln Gefühl mit erhebenden Schauern die
Geister von Brutussen, Kamillen und Scipio-
nen gegenwärtig erkennt. Hier steigt der Son-
nenobelisk empor; dort die prächtigen Theater
vom Pompejus und Balbus, die traulichen Hal-
len, runden und hohen Mausoläen, feyerlichen
Tempel. Die Väter des Volks gehen auf und
ab in den kühlen Haynen, und pflegen Rath
über den Erdboden. Neben an prangen die schö-
nen Gärten.

Ich habe heute wieder einen schönen Tag
gehabt! Es ist ein unaufhörlich Vergnügen in
Rom zu seyn; man findet immer neues, was
von der Gewalt und Herrlichkeit des alten
Volks zeugt, und oft einen entzückt oder erschüttert.

Es

men ſie durch den ſchnellen tiefwirbelnden Tyber-
ſtrom, die Ufer hieben und druͤben mit ſchoͤnem
Geſtraͤuch bewachſen; und in der nahen Ferne
lagern ſich die Huͤgel von Monte Mario bis zu
Pietro Montorio in majeſtaͤtiſchem Kreiſe, wo
der Edeln Gefuͤhl mit erhebenden Schauern die
Geiſter von Brutuſſen, Kamillen und Scipio-
nen gegenwaͤrtig erkennt. Hier ſteigt der Son-
nenobelisk empor; dort die praͤchtigen Theater
vom Pompejus und Balbus, die traulichen Hal-
len, runden und hohen Mauſolaͤen, feyerlichen
Tempel. Die Vaͤter des Volks gehen auf und
ab in den kuͤhlen Haynen, und pflegen Rath
uͤber den Erdboden. Neben an prangen die ſchoͤ-
nen Gaͤrten.

Ich habe heute wieder einen ſchoͤnen Tag
gehabt! Es iſt ein unaufhoͤrlich Vergnuͤgen in
Rom zu ſeyn; man findet immer neues, was
von der Gewalt und Herrlichkeit des alten
Volks zeugt, und oft einen entzuͤckt oder erſchuͤttert.

Es
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0120" n="112"/>
men &#x017F;ie durch den &#x017F;chnellen tiefwirbelnden Tyber-<lb/>
&#x017F;trom, die Ufer hieben und dru&#x0364;ben mit &#x017F;cho&#x0364;nem<lb/>
Ge&#x017F;tra&#x0364;uch bewach&#x017F;en; und in der nahen Ferne<lb/>
lagern &#x017F;ich die Hu&#x0364;gel von Monte Mario bis zu<lb/>
Pietro Montorio in maje&#x017F;ta&#x0364;ti&#x017F;chem Krei&#x017F;e, wo<lb/>
der Edeln Gefu&#x0364;hl mit erhebenden Schauern die<lb/>
Gei&#x017F;ter von Brutu&#x017F;&#x017F;en, Kamillen und Scipio-<lb/>
nen gegenwa&#x0364;rtig erkennt. Hier &#x017F;teigt der Son-<lb/>
nenobelisk empor; dort die pra&#x0364;chtigen Theater<lb/>
vom Pompejus und Balbus, die traulichen Hal-<lb/>
len, runden und hohen Mau&#x017F;ola&#x0364;en, feyerlichen<lb/>
Tempel. Die Va&#x0364;ter des Volks gehen auf und<lb/>
ab in den ku&#x0364;hlen Haynen, und pflegen Rath<lb/>
u&#x0364;ber den Erdboden. Neben an prangen die &#x017F;cho&#x0364;-<lb/>
nen Ga&#x0364;rten.</p><lb/>
          <p>Ich habe heute wieder einen &#x017F;cho&#x0364;nen Tag<lb/>
gehabt! Es i&#x017F;t ein unaufho&#x0364;rlich Vergnu&#x0364;gen in<lb/>
Rom zu &#x017F;eyn; man findet immer neues, was<lb/>
von der Gewalt und Herrlichkeit des alten<lb/>
Volks zeugt, und oft einen entzu&#x0364;ckt oder er&#x017F;chu&#x0364;ttert.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Es</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[112/0120] men ſie durch den ſchnellen tiefwirbelnden Tyber- ſtrom, die Ufer hieben und druͤben mit ſchoͤnem Geſtraͤuch bewachſen; und in der nahen Ferne lagern ſich die Huͤgel von Monte Mario bis zu Pietro Montorio in majeſtaͤtiſchem Kreiſe, wo der Edeln Gefuͤhl mit erhebenden Schauern die Geiſter von Brutuſſen, Kamillen und Scipio- nen gegenwaͤrtig erkennt. Hier ſteigt der Son- nenobelisk empor; dort die praͤchtigen Theater vom Pompejus und Balbus, die traulichen Hal- len, runden und hohen Mauſolaͤen, feyerlichen Tempel. Die Vaͤter des Volks gehen auf und ab in den kuͤhlen Haynen, und pflegen Rath uͤber den Erdboden. Neben an prangen die ſchoͤ- nen Gaͤrten. Ich habe heute wieder einen ſchoͤnen Tag gehabt! Es iſt ein unaufhoͤrlich Vergnuͤgen in Rom zu ſeyn; man findet immer neues, was von der Gewalt und Herrlichkeit des alten Volks zeugt, und oft einen entzuͤckt oder erſchuͤttert. Es

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/120
Zitationshilfe: [Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/120>, abgerufen am 16.02.2025.