Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

waren die Urkräfte der Natur für die Phantasie
geordnet, und jeder von ihren Lieblingskindern,
den Menschen, schöne Tempel aufgestellt."

Verwundert euch nicht, Freund, fuhr De-
metri fort, über die Astronomischen Ketzereyen,
die ich meinen Priester sagen lasse! Es wird eine
Zeit kommen, und nach der Freyheit, womit die
großen Geister schon anfangen, ihre Flügel zu
schwingen, kann sie nicht mehr fern seyn, wo die
Sonne und die Fixsterne auch bey den Menschen
ihren erhabnen Posten behaupten werden, wie
in der Natur, und unsre kleine Erde mit den
andern Planeten um ihre Lebendigmacherinn
herumrollen wird *); es wird die Zeit kommen,

wo
*) Das System des Preußen Kopernikus
wurde am spätesten im Kirchenstaate ange-
nommen; und Galilei war zu dieser Zeit
kaum gebohren. Man kann das folgende für
eine Prophezeyhung auf ihn halten.
K 3

waren die Urkraͤfte der Natur fuͤr die Phantaſie
geordnet, und jeder von ihren Lieblingskindern,
den Menſchen, ſchoͤne Tempel aufgeſtellt.“

Verwundert euch nicht, Freund, fuhr De-
metri fort, uͤber die Aſtronomiſchen Ketzereyen,
die ich meinen Prieſter ſagen laſſe! Es wird eine
Zeit kommen, und nach der Freyheit, womit die
großen Geiſter ſchon anfangen, ihre Fluͤgel zu
ſchwingen, kann ſie nicht mehr fern ſeyn, wo die
Sonne und die Fixſterne auch bey den Menſchen
ihren erhabnen Poſten behaupten werden, wie
in der Natur, und unſre kleine Erde mit den
andern Planeten um ihre Lebendigmacherinn
herumrollen wird *); es wird die Zeit kommen,

wo
*) Das Syſtem des Preußen Kopernikus
wurde am ſpaͤteſten im Kirchenſtaate ange-
nommen; und Galilei war zu dieſer Zeit
kaum gebohren. Man kann das folgende fuͤr
eine Prophezeyhung auf ihn halten.
K 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0157" n="149"/>
waren die Urkra&#x0364;fte der Natur fu&#x0364;r die Phanta&#x017F;ie<lb/>
geordnet, und jeder von ihren Lieblingskindern,<lb/>
den Men&#x017F;chen, &#x017F;cho&#x0364;ne Tempel aufge&#x017F;tellt.&#x201C;</p><lb/>
          <p>Verwundert euch nicht, Freund, fuhr De-<lb/>
metri fort, u&#x0364;ber die A&#x017F;tronomi&#x017F;chen Ketzereyen,<lb/>
die ich meinen Prie&#x017F;ter &#x017F;agen la&#x017F;&#x017F;e! Es wird eine<lb/>
Zeit kommen, und nach der Freyheit, womit die<lb/>
großen Gei&#x017F;ter &#x017F;chon anfangen, ihre Flu&#x0364;gel zu<lb/>
&#x017F;chwingen, kann &#x017F;ie nicht mehr fern &#x017F;eyn, wo die<lb/>
Sonne und die Fix&#x017F;terne auch bey den Men&#x017F;chen<lb/>
ihren erhabnen Po&#x017F;ten behaupten werden, wie<lb/>
in der Natur, und un&#x017F;re kleine Erde mit den<lb/>
andern Planeten um ihre Lebendigmacherinn<lb/>
herumrollen wird <note place="foot" n="*)">Das Sy&#x017F;tem des Preußen <hi rendition="#g">Kopernikus</hi><lb/>
wurde am &#x017F;pa&#x0364;te&#x017F;ten im Kirchen&#x017F;taate ange-<lb/>
nommen; und <hi rendition="#g">Galilei</hi> war zu die&#x017F;er Zeit<lb/>
kaum gebohren. Man kann das folgende fu&#x0364;r<lb/>
eine Prophezeyhung auf ihn halten.</note>; es wird die Zeit kommen,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K 3</fw><fw place="bottom" type="catch">wo</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[149/0157] waren die Urkraͤfte der Natur fuͤr die Phantaſie geordnet, und jeder von ihren Lieblingskindern, den Menſchen, ſchoͤne Tempel aufgeſtellt.“ Verwundert euch nicht, Freund, fuhr De- metri fort, uͤber die Aſtronomiſchen Ketzereyen, die ich meinen Prieſter ſagen laſſe! Es wird eine Zeit kommen, und nach der Freyheit, womit die großen Geiſter ſchon anfangen, ihre Fluͤgel zu ſchwingen, kann ſie nicht mehr fern ſeyn, wo die Sonne und die Fixſterne auch bey den Menſchen ihren erhabnen Poſten behaupten werden, wie in der Natur, und unſre kleine Erde mit den andern Planeten um ihre Lebendigmacherinn herumrollen wird *); es wird die Zeit kommen, wo *) Das Syſtem des Preußen Kopernikus wurde am ſpaͤteſten im Kirchenſtaate ange- nommen; und Galilei war zu dieſer Zeit kaum gebohren. Man kann das folgende fuͤr eine Prophezeyhung auf ihn halten. K 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/157
Zitationshilfe: [Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/157>, abgerufen am 18.05.2024.