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[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787.

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Unser Gehirn scheint der hohe Rath der Republik
zu seyn, sich augenblicklich zu bewegen, und die
neuen Erscheinungen und Gefühle der Sinnen
aufzunehmen, und darnach für das kleine Ganze
zu sorgen.

Wer hat die Elemente so untersucht, daß er
einem allein das Leben und Denken zuschreiben
will? Warum sollten nicht alle mehr oder min-
der dazu fähig seyn, und die ganze Natur leben,
denken, und empfinden?

Der Mensch macht ein Ganzes aus, und
es ist alte Pedanterey, denselben nur in zwey
ganz entgegengesetzte verschiedne Hälften zu thei-
len, wie man hernach bey allen Thieren und der
kleinsten Mücke thun muß. Aber Gewohnheit
zwingt alles unter ihre eiserne tyrannische Herr-
schaft, bis auf die sich freywähnendsten philoso-
phischen Häupter, die davon nichts träumen.

Ardinghello. Auf einen Hieb fällt kein
Baum: geschweige eine Zeder, die so viele Jahr-

hun-

Unſer Gehirn ſcheint der hohe Rath der Republik
zu ſeyn, ſich augenblicklich zu bewegen, und die
neuen Erſcheinungen und Gefuͤhle der Sinnen
aufzunehmen, und darnach fuͤr das kleine Ganze
zu ſorgen.

Wer hat die Elemente ſo unterſucht, daß er
einem allein das Leben und Denken zuſchreiben
will? Warum ſollten nicht alle mehr oder min-
der dazu faͤhig ſeyn, und die ganze Natur leben,
denken, und empfinden?

Der Menſch macht ein Ganzes aus, und
es iſt alte Pedanterey, denſelben nur in zwey
ganz entgegengeſetzte verſchiedne Haͤlften zu thei-
len, wie man hernach bey allen Thieren und der
kleinſten Muͤcke thun muß. Aber Gewohnheit
zwingt alles unter ihre eiſerne tyranniſche Herr-
ſchaft, bis auf die ſich freywaͤhnendſten philoſo-
phiſchen Haͤupter, die davon nichts traͤumen.

Ardinghello. Auf einen Hieb faͤllt kein
Baum: geſchweige eine Zeder, die ſo viele Jahr-

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[158/0166] Unſer Gehirn ſcheint der hohe Rath der Republik zu ſeyn, ſich augenblicklich zu bewegen, und die neuen Erſcheinungen und Gefuͤhle der Sinnen aufzunehmen, und darnach fuͤr das kleine Ganze zu ſorgen. Wer hat die Elemente ſo unterſucht, daß er einem allein das Leben und Denken zuſchreiben will? Warum ſollten nicht alle mehr oder min- der dazu faͤhig ſeyn, und die ganze Natur leben, denken, und empfinden? Der Menſch macht ein Ganzes aus, und es iſt alte Pedanterey, denſelben nur in zwey ganz entgegengeſetzte verſchiedne Haͤlften zu thei- len, wie man hernach bey allen Thieren und der kleinſten Muͤcke thun muß. Aber Gewohnheit zwingt alles unter ihre eiſerne tyranniſche Herr- ſchaft, bis auf die ſich freywaͤhnendſten philoſo- phiſchen Haͤupter, die davon nichts traͤumen. Ardinghello. Auf einen Hieb faͤllt kein Baum: geſchweige eine Zeder, die ſo viele Jahr- hun-

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Zitationshilfe: [Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/166>, abgerufen am 25.11.2024.