Menschen nichts Großes verliehen. Wer weiß, wie viele Jahrhunderte noch dazu gehören, ehe wir in Erkenntniß der Natur so weit gelangen, als unser Verstand reicht, und das höchste Ziel berühren! Viele verzweifeln daran, nur et- was Wahres zu finden, und wollen immer im Finstern herumtappen; aber es kommen Augen- blicke, wo sie erschrecken, ein bloßes Nichts zu seyn, ohne sich mit der Natur zusammen zu den- ken. Harmonie mit dem Weltall ist das höchste Gut! und welcher gute Kopf will sein Lebenlang zu dem Gesindel gehören, das die Wetterfahne aller Meinungen ist? Jeder muß hier endlich so weit, als er kann; und es hilft da kein Sträu- ben. Unsre Bestimmung, wenn wir eine haben sollen, kann keine andre seyn, als die verschied- nen Naturen des Weltalls in der Zusammense- tzung zu fassen, woraus wir bestehen. Der Mensch selbst ist gleichsam eine herumwandelnde Metaphysik; wer wollte sich nicht damit beschäf-
tigen?
Ardinghello 2ter B. L
Menſchen nichts Großes verliehen. Wer weiß, wie viele Jahrhunderte noch dazu gehoͤren, ehe wir in Erkenntniß der Natur ſo weit gelangen, als unſer Verſtand reicht, und das hoͤchſte Ziel beruͤhren! Viele verzweifeln daran, nur et- was Wahres zu finden, und wollen immer im Finſtern herumtappen; aber es kommen Augen- blicke, wo ſie erſchrecken, ein bloßes Nichts zu ſeyn, ohne ſich mit der Natur zuſammen zu den- ken. Harmonie mit dem Weltall iſt das hoͤchſte Gut! und welcher gute Kopf will ſein Lebenlang zu dem Geſindel gehoͤren, das die Wetterfahne aller Meinungen iſt? Jeder muß hier endlich ſo weit, als er kann; und es hilft da kein Straͤu- ben. Unſre Beſtimmung, wenn wir eine haben ſollen, kann keine andre ſeyn, als die verſchied- nen Naturen des Weltalls in der Zuſammenſe- tzung zu faſſen, woraus wir beſtehen. Der Menſch ſelbſt iſt gleichſam eine herumwandelnde Metaphyſik; wer wollte ſich nicht damit beſchaͤf-
tigen?
Ardinghello 2ter B. L
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Menſchen nichts Großes verliehen. Wer weiß,
wie viele Jahrhunderte noch dazu gehoͤren, ehe
wir in Erkenntniß der Natur ſo weit gelangen,
als unſer Verſtand reicht, und das hoͤchſte Ziel
beruͤhren! Viele verzweifeln daran, nur et-
was Wahres zu finden, und wollen immer im
Finſtern herumtappen; aber es kommen Augen-
blicke, wo ſie erſchrecken, ein bloßes Nichts zu
ſeyn, ohne ſich mit der Natur zuſammen zu den-
ken. Harmonie mit dem Weltall iſt das hoͤchſte
Gut! und welcher gute Kopf will ſein Lebenlang
zu dem Geſindel gehoͤren, das die Wetterfahne
aller Meinungen iſt? Jeder muß hier endlich ſo
weit, als er kann; und es hilft da kein Straͤu-
ben. Unſre Beſtimmung, wenn wir eine haben
ſollen, kann keine andre ſeyn, als die verſchied-
nen Naturen des Weltalls in der Zuſammenſe-
tzung zu faſſen, woraus wir beſtehen. Der
Menſch ſelbſt iſt gleichſam eine herumwandelnde
Metaphyſik; wer wollte ſich nicht damit beſchaͤf-
tigen?
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[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/169>, abgerufen am 26.11.2024.
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