Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

und Erde nicht zu stark ist; ob Erde nicht zu
grob und Feuer zu fein gegen einander sind, um
vollkommen auf einander zu wirken? Ob nicht
Mittel dazwischen seyn müssen? (wie zum Exem-
pel in den mildern Erdstrichen; in Griechenland,
dem Klima der Schönheit.)

Ueberhaupt sagt uns alles, daß da die
höchste Vollkommenheit und Glückseeligkeit ist,
wo die höchste Fülle. Wenn die Zusammense-
tzung so harmonisch, so proporzioniert ist, daß
jedes Element sich regen kann nach seinen Kräf-
ten: entsteht der höchste Verstand; eins er-
kennt das andre auf diese Weise am reinsten
und vollkommensten. Und dieß möchte wohl
der Aristotelische Verstand seyn, der durch alle
die feinen Röhren des menschlichen Gebäudes
im Gehirne sich absondert; die reinsten Ver-
schiedenheiten von Feuer, Luft, und Wasser
und Erde kommen hier lauter zusammen, und
machen ein göttliches Ganzes, wie in unendli-

chen

und Erde nicht zu ſtark iſt; ob Erde nicht zu
grob und Feuer zu fein gegen einander ſind, um
vollkommen auf einander zu wirken? Ob nicht
Mittel dazwiſchen ſeyn muͤſſen? (wie zum Exem-
pel in den mildern Erdſtrichen; in Griechenland,
dem Klima der Schoͤnheit.)

Ueberhaupt ſagt uns alles, daß da die
hoͤchſte Vollkommenheit und Gluͤckſeeligkeit iſt,
wo die hoͤchſte Fuͤlle. Wenn die Zuſammenſe-
tzung ſo harmoniſch, ſo proporzioniert iſt, daß
jedes Element ſich regen kann nach ſeinen Kraͤf-
ten: entſteht der hoͤchſte Verſtand; eins er-
kennt das andre auf dieſe Weiſe am reinſten
und vollkommenſten. Und dieß moͤchte wohl
der Ariſtoteliſche Verſtand ſeyn, der durch alle
die feinen Roͤhren des menſchlichen Gebaͤudes
im Gehirne ſich abſondert; die reinſten Ver-
ſchiedenheiten von Feuer, Luft, und Waſſer
und Erde kommen hier lauter zuſammen, und
machen ein goͤttliches Ganzes, wie in unendli-

chen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0190" n="182"/>
und Erde nicht zu &#x017F;tark i&#x017F;t; ob Erde nicht zu<lb/>
grob und Feuer zu fein gegen einander &#x017F;ind, um<lb/>
vollkommen auf einander zu wirken? Ob nicht<lb/>
Mittel dazwi&#x017F;chen &#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en? (wie zum Exem-<lb/>
pel in den mildern Erd&#x017F;trichen; in Griechenland,<lb/>
dem Klima der Scho&#x0364;nheit.)</p><lb/>
          <p>Ueberhaupt &#x017F;agt uns alles, daß da die<lb/>
ho&#x0364;ch&#x017F;te Vollkommenheit und Glu&#x0364;ck&#x017F;eeligkeit i&#x017F;t,<lb/>
wo die ho&#x0364;ch&#x017F;te Fu&#x0364;lle. Wenn die Zu&#x017F;ammen&#x017F;e-<lb/>
tzung &#x017F;o harmoni&#x017F;ch, &#x017F;o proporzioniert i&#x017F;t, daß<lb/>
jedes Element &#x017F;ich regen kann nach &#x017F;einen Kra&#x0364;f-<lb/>
ten: ent&#x017F;teht der ho&#x0364;ch&#x017F;te Ver&#x017F;tand; eins er-<lb/>
kennt das andre auf die&#x017F;e Wei&#x017F;e am rein&#x017F;ten<lb/>
und vollkommen&#x017F;ten. Und dieß mo&#x0364;chte wohl<lb/>
der Ari&#x017F;toteli&#x017F;che Ver&#x017F;tand &#x017F;eyn, der durch alle<lb/>
die feinen Ro&#x0364;hren des men&#x017F;chlichen Geba&#x0364;udes<lb/>
im Gehirne &#x017F;ich ab&#x017F;ondert; die rein&#x017F;ten Ver-<lb/>
&#x017F;chiedenheiten von Feuer, Luft, und Wa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
und Erde kommen hier lauter zu&#x017F;ammen, und<lb/>
machen ein go&#x0364;ttliches Ganzes, wie in unendli-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">chen</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[182/0190] und Erde nicht zu ſtark iſt; ob Erde nicht zu grob und Feuer zu fein gegen einander ſind, um vollkommen auf einander zu wirken? Ob nicht Mittel dazwiſchen ſeyn muͤſſen? (wie zum Exem- pel in den mildern Erdſtrichen; in Griechenland, dem Klima der Schoͤnheit.) Ueberhaupt ſagt uns alles, daß da die hoͤchſte Vollkommenheit und Gluͤckſeeligkeit iſt, wo die hoͤchſte Fuͤlle. Wenn die Zuſammenſe- tzung ſo harmoniſch, ſo proporzioniert iſt, daß jedes Element ſich regen kann nach ſeinen Kraͤf- ten: entſteht der hoͤchſte Verſtand; eins er- kennt das andre auf dieſe Weiſe am reinſten und vollkommenſten. Und dieß moͤchte wohl der Ariſtoteliſche Verſtand ſeyn, der durch alle die feinen Roͤhren des menſchlichen Gebaͤudes im Gehirne ſich abſondert; die reinſten Ver- ſchiedenheiten von Feuer, Luft, und Waſſer und Erde kommen hier lauter zuſammen, und machen ein goͤttliches Ganzes, wie in unendli- chen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/190
Zitationshilfe: [Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/190>, abgerufen am 18.05.2024.