Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

Aristoteles für die Bestimmung jedes einzelnen
Dinges hält, am besten. Liebe, Hochzeit, Ehe
und Ehescheidung: daraus bestünde die Welt.
Ferner wäre das Räthsel aufgelöst, welches noch
Niemand, so viel ich weiß, berührt hat, warum
von jedem Geschlechte, fast durch alle Thiere.
ohngefehr so viel von dem einen als andern ge-
bohren würden.

Wem dieß nicht gefallen sollte, der könnte
jedoch noch immer annehmen, daß zu einem
Ganzen ein Paar gehört, und daß der Verstand
von Anfang an alles paarweise hervorgebracht
hat; ohne daß eben das Zusammengewächs mehr
als jetzt nöthig war: in einer solchen bequemen
Lage von Materialien zu Schaffung seines mäch-
tigern Ganzen befand er sich.

Ardinghello. Ihr geht wie ein ächter
Kretenser, Zögling des Minos, mit dem schönen
Geschlecht um! ich glaube, daß ein Mädchen
wie ein Mann immer ein unnatürliches Ding

sey,
Ardinghello 2ter B. N

Ariſtoteles fuͤr die Beſtimmung jedes einzelnen
Dinges haͤlt, am beſten. Liebe, Hochzeit, Ehe
und Eheſcheidung: daraus beſtuͤnde die Welt.
Ferner waͤre das Raͤthſel aufgeloͤſt, welches noch
Niemand, ſo viel ich weiß, beruͤhrt hat, warum
von jedem Geſchlechte, faſt durch alle Thiere.
ohngefehr ſo viel von dem einen als andern ge-
bohren wuͤrden.

Wem dieß nicht gefallen ſollte, der koͤnnte
jedoch noch immer annehmen, daß zu einem
Ganzen ein Paar gehoͤrt, und daß der Verſtand
von Anfang an alles paarweiſe hervorgebracht
hat; ohne daß eben das Zuſammengewaͤchs mehr
als jetzt noͤthig war: in einer ſolchen bequemen
Lage von Materialien zu Schaffung ſeines maͤch-
tigern Ganzen befand er ſich.

Ardinghello. Ihr geht wie ein aͤchter
Kretenſer, Zoͤgling des Minos, mit dem ſchoͤnen
Geſchlecht um! ich glaube, daß ein Maͤdchen
wie ein Mann immer ein unnatuͤrliches Ding

ſey,
Ardinghello 2ter B. N
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0201" n="193"/>
Ari&#x017F;toteles fu&#x0364;r die Be&#x017F;timmung jedes einzelnen<lb/>
Dinges ha&#x0364;lt, am be&#x017F;ten. Liebe, Hochzeit, Ehe<lb/>
und Ehe&#x017F;cheidung: daraus be&#x017F;tu&#x0364;nde die Welt.<lb/>
Ferner wa&#x0364;re das Ra&#x0364;th&#x017F;el aufgelo&#x0364;&#x017F;t, welches noch<lb/>
Niemand, &#x017F;o viel ich weiß, beru&#x0364;hrt hat, warum<lb/>
von jedem Ge&#x017F;chlechte, fa&#x017F;t durch alle Thiere.<lb/>
ohngefehr &#x017F;o viel von dem einen als andern ge-<lb/>
bohren wu&#x0364;rden.</p><lb/>
          <p>Wem dieß nicht gefallen &#x017F;ollte, der ko&#x0364;nnte<lb/>
jedoch noch immer annehmen, daß zu einem<lb/>
Ganzen ein Paar geho&#x0364;rt, und daß der Ver&#x017F;tand<lb/>
von Anfang an alles paarwei&#x017F;e hervorgebracht<lb/>
hat; ohne daß eben das Zu&#x017F;ammengewa&#x0364;chs mehr<lb/>
als jetzt no&#x0364;thig war: in einer &#x017F;olchen bequemen<lb/>
Lage von Materialien zu Schaffung &#x017F;eines ma&#x0364;ch-<lb/>
tigern Ganzen befand er &#x017F;ich.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Ardinghello</hi>. Ihr geht wie ein a&#x0364;chter<lb/>
Kreten&#x017F;er, Zo&#x0364;gling des <hi rendition="#fr">Minos</hi>, mit dem &#x017F;cho&#x0364;nen<lb/>
Ge&#x017F;chlecht um! ich glaube, daß ein Ma&#x0364;dchen<lb/>
wie ein Mann immer ein unnatu&#x0364;rliches Ding<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">Ardinghello 2ter B.</hi> N</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ey,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[193/0201] Ariſtoteles fuͤr die Beſtimmung jedes einzelnen Dinges haͤlt, am beſten. Liebe, Hochzeit, Ehe und Eheſcheidung: daraus beſtuͤnde die Welt. Ferner waͤre das Raͤthſel aufgeloͤſt, welches noch Niemand, ſo viel ich weiß, beruͤhrt hat, warum von jedem Geſchlechte, faſt durch alle Thiere. ohngefehr ſo viel von dem einen als andern ge- bohren wuͤrden. Wem dieß nicht gefallen ſollte, der koͤnnte jedoch noch immer annehmen, daß zu einem Ganzen ein Paar gehoͤrt, und daß der Verſtand von Anfang an alles paarweiſe hervorgebracht hat; ohne daß eben das Zuſammengewaͤchs mehr als jetzt noͤthig war: in einer ſolchen bequemen Lage von Materialien zu Schaffung ſeines maͤch- tigern Ganzen befand er ſich. Ardinghello. Ihr geht wie ein aͤchter Kretenſer, Zoͤgling des Minos, mit dem ſchoͤnen Geſchlecht um! ich glaube, daß ein Maͤdchen wie ein Mann immer ein unnatuͤrliches Ding ſey, Ardinghello 2ter B. N

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/201
Zitationshilfe: [Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/201>, abgerufen am 21.11.2024.