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[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787.

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Die Hauptfiguren leuchten gleich hervor,
der todte Jüngling, die schöne Magdalena voll
Schmerz, und die Mutter. Besonders aber ist
die Gruppe der letztern das vortreflichste. Alle
Gestalten sind voll Seele, jede lebt, und em-
pfindet dabey nach ihrem Charakter. Die Mäd-
chen, welche die Mutter fassen, sind wie die
drey griechischen Grazien; vorzüglich hat das,
welches den Kopf derselben hält, eine Gestalt so
tiefen großen Gefühls und hoher Schönheit
durchaus in Formen und Bekleidung, daß man
sie gleich zu einer Euripidischen Polixena brau-
chen könnte.

Ueber die ganze Scene verbreitet sich ein
sanftes Abendlicht.

Dieß war seine letzte Arbeit, bevor er nach
Rom kam; und man sieht darin, wie sich seine
Kunst schon ihrer Vollkommenheit nähert. Sie
ist das höchste aus dieser Zeit von ihm.

Ich

Die Hauptfiguren leuchten gleich hervor,
der todte Juͤngling, die ſchoͤne Magdalena voll
Schmerz, und die Mutter. Beſonders aber iſt
die Gruppe der letztern das vortreflichſte. Alle
Geſtalten ſind voll Seele, jede lebt, und em-
pfindet dabey nach ihrem Charakter. Die Maͤd-
chen, welche die Mutter faſſen, ſind wie die
drey griechiſchen Grazien; vorzuͤglich hat das,
welches den Kopf derſelben haͤlt, eine Geſtalt ſo
tiefen großen Gefuͤhls und hoher Schoͤnheit
durchaus in Formen und Bekleidung, daß man
ſie gleich zu einer Euripidiſchen Polixena brau-
chen koͤnnte.

Ueber die ganze Scene verbreitet ſich ein
ſanftes Abendlicht.

Dieß war ſeine letzte Arbeit, bevor er nach
Rom kam; und man ſieht darin, wie ſich ſeine
Kunſt ſchon ihrer Vollkommenheit naͤhert. Sie
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Ich
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[264/0272] Die Hauptfiguren leuchten gleich hervor, der todte Juͤngling, die ſchoͤne Magdalena voll Schmerz, und die Mutter. Beſonders aber iſt die Gruppe der letztern das vortreflichſte. Alle Geſtalten ſind voll Seele, jede lebt, und em- pfindet dabey nach ihrem Charakter. Die Maͤd- chen, welche die Mutter faſſen, ſind wie die drey griechiſchen Grazien; vorzuͤglich hat das, welches den Kopf derſelben haͤlt, eine Geſtalt ſo tiefen großen Gefuͤhls und hoher Schoͤnheit durchaus in Formen und Bekleidung, daß man ſie gleich zu einer Euripidiſchen Polixena brau- chen koͤnnte. Ueber die ganze Scene verbreitet ſich ein ſanftes Abendlicht. Dieß war ſeine letzte Arbeit, bevor er nach Rom kam; und man ſieht darin, wie ſich ſeine Kunſt ſchon ihrer Vollkommenheit naͤhert. Sie iſt das hoͤchſte aus dieſer Zeit von ihm. Ich

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Zitationshilfe: [Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/272>, abgerufen am 22.11.2024.